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Sofia Goggia erzählt von einem inneren Zwiespalt. © APA / EXPA/JOHANN GRODER

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Sofia Goggia erzählt von einem inneren Zwiespalt. © APA / EXPA/JOHANN GRODER

Goggia lässt tief blicken: „Habe die Sofia vergessen“

Sofia Goggia hat im Laufe ihrer Karriere goldene Höhen erlebt, aber auch pechschwarze Tiefen. Vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden gab der Ski-Superstar einen emotionalen Einblick in sein Privatleben.

Wie so viele Athleten und Athletinnen aus dem azurblauen Winter-Kosmos steht auch Sofia Goggia vor einem ganz besonderen Winter: Olympische Spiele – daheim. Vor sieben Jahren erklomm sie schon einmal im Schein der fünf ikonischen Ringe den höchsten aller Gipfel, in der Abfahrt von Pyeongchang krönte sich die Bergamaskin zur Olympiasiegerin. Ein Triumph bei den Winterspielen im heimischen Cortina d'Ampezzo – so viel steht fest – würde der 32-Jährigen jedoch einen Ticken mehr bedeuten. Dass dieser Traum überhaupt noch Realität werden kann, war vor eineinhalb Jahren aber alles andere als gewiss.


„Ich dachte, meine Karriere ist vorbei“, erinnert sich Goggia in der knapp zehnminütigen Dokumentation I'm Coming Home von Red Bull an ihren schweren Trainingssturz im Skigebiet Ponte di Legno im Februar 2024 und den Schien- und Wadenbeinbruch, den sie sich dabei zugezogen hatte. „Es war eine Zeit in meinem Leben, in der ich mich besonders einsam fühlte. Auch wegen persönlicher Umstände, das gebe ich zu.“

Goggia: Ein Ringen mit sich selbst

Im darauffolgenden Dezember feierte Goggia in der Weltcup-Abfahrt von Beaver Creek ihr Comeback und fuhr prompt aufs Podest. Der Weg dorthin war jedoch alles andere als einfach. „Um wieder auf die Beine zu kommen, musste ich mich wieder voll reinhängen“, schilderte sie. „Und vielleicht war der schwerste Teil gar nicht der körperliche, sondern der emotionale: Meine inneren Sorgen zu bewältigen.“
„Aber im Grunde hatte ich Sofia vergessen. Das Mädchen, die junge Frau, die ich war, noch bevor ich Athletin wurde.“ Sofia Goggia

Sie selbst sei bei ihrem Sturm an die Spitze der Ski-Welt letzten Endes nämlich zu kurz gekommen. „Im Laufe der Jahre habe ich verstanden, dass mich der Ehrgeiz, eine erfolgreiche Athletin an der Spitze zu sein, dazu gebracht hatte, auf jedes Detail meiner sportlichen Leistung zu achten – aber im Grunde hatte ich Sofia vergessen“, merkte Goggia an. „Das Mädchen, die junge Frau, die ich war, noch bevor ich Athletin wurde.“

Von der Ruhe auf der Alm zurück in den Zirkus

Wieder zu sich gefunden habe die 26-malige Weltcupsiegerin schließlich in den idyllischen Berge des Valle d'Aosta. „Und ein Punkt, an dem meine Psychotherapeutin und ich ziemlich intensiv gearbeitet haben, war sowohl, wieder den Spaß an den Dingen zu finden, als auch Momente für sich selbst zu schaffen“, führte Goggia aus.

„Die Momente, in denen ich am meisten ich selbst war und wirklich glücklich, waren die, die ich in meiner Hütte im Aostatal verbracht habe.“ Für die italienische Ski-Queen sei es „immer das Schönste gewesen, dort aufzuwachen, zu wissen, dass ich nicht erreichbar bin – und vielleicht zwei oder drei Tage mit einem Herzensmenschen geteilt zu haben.“

„Mein Leben ist im Moment sehr, sehr schwierig“

Mittlerweile steckt Goggia aber wieder mittendrin im Zirkus des Ski Alpin – mit all seinen Facetten. „Für mich ist dieses Adrenalin etwas Unbeschreibliches. Wenn man die Ziellinie überquert und das Toben der Menschen hört, alle etwas von dir wollen und man die Zuneigung spürt und von ihrer Liebe umgeben ist – da fehlen einem die Worte.“ Das Privatleben dürfe jedoch nicht zu kurz kommen. „Aber ich denke, die glücklichsten Momente meines Lebens waren die, in denen ich am meisten geliebt habe und mich von einer Person am meisten geliebt gefühlt habe“, so Goggia. So etwas aufrecht zu erhalten sei jedoch enorm herausfordernd – die Kehrseite des Lebens eines Stars.

Sofia Goggia gab einen tiefen Einblick. © ANSA / JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Sofia Goggia gab einen tiefen Einblick. © ANSA / JEAN-CHRISTOPHE BOTT


„Mein Leben ist im Moment sehr, sehr schwierig, im Sinne davon, dass ich nie wirklich zu Hause bin“, gab Goggia einen Einblick. Zwischen September und Ende März verbringe sie ungefähr 15 Nächte zu Hause, der Sommer stehe komplett im Zeichen ihrer Vorbereitung. Zu schätzen wisse sie die Welt, in welcher sie sich bewegen darf, aber dennoch. „Für mich ist das Leben als Sportlerin ein Privileg“, meinte Goggia. „Vor allem weil es ein total umfassendes Leben ist.“

Goggia sieht ihre Zukunft nicht im Ski Alpin

Die Zukunft spielt auch aufgrund ihres Zwiespalts eine große Rolle in ihrem Alltag. „Ich weiß, dass ich mich eher am Ende meiner Karriere befinde als am Anfang, aber ich möchte noch ein paar Saisons lang wettbewerbsfähig bleiben“, hob sie hervor. „Ich wünsche mir aber, dass ich so lange fahren kann, wie ich möchte, wie ich glücklich bin. So manche Saison kann ich mir also vorstellen.“ Und danach? „Wir werden sehen, was das Leben bringt. Aber es wird sicher nichts mit der Ski-Welt zu tun haben. Ich werde keine Trainerin – ich bin eine schlechte Ski-Lehrerin.“

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