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Südtiroler Ski-Hoffnung: Elisa Platino. © Pentaphoto

Im Gefühlskarussell: Elisa Platinos aufregender Weltcup-Tag

Wie sieht eigentlich so ein Renntag als Weltcup-Fahrerin aus? Wir haben am Dienstag in St. Vigil bei Elisa Platino nachgefragt – und die Obermaiserin nahm uns mit in ein Wechselbad der Gefühle.

Aus St. Vigil

Von:
Thomas Debelyak

Elisa Platino war am Dienstag die Südtiroler Hoffnung beim Weltcup-Rennen in St. Vigil. Die Obermaiserin fährt bisher die Saison ihres Lebens und hat erst vor zehn Tagen mit Rang 15 in Jasna ihr bestes Resultat in der Ski-Königsklasse eingefahren.


Das Rennen auf der Erta war für Platino jedoch ein Wechselbad der Gefühle. Wir haben mit der sympathischen Meranerin hinter die Kulissen geschaut und sie gefragt: Wie läuft so ein Renntag für eine Skifahrerin eigentlich ab?

Früh klingelt der Wecker

6 Uhr: Im Hotelzimmer von Elisa Platino ertönt ein Klingelton. Der Wecker reißt die Obermaiserin aus dem Schlaf. Sie weiß, heute ist Rennzeit. In wenigen Stunden wird sie auf der prächtigen Erta in St. Vigil ihr 17. Weltcuprennen bestreiten. Die Vorfreude ist groß.

Hier gibt Elisa Platino auf der Erta Gas. © Pentaphoto


Ca. 7 Uhr: Im Hotel gibt es Frühstück. „Ich esse nichts Besonderes vor dem Rennen, sondern bleibe immer bei meinen Sachen, denn ich weiß, das funktioniert“, so Platino. Heißt im Klartext: Für die 25-Jährige gibt es Joghurt mit etwas Obst und ein bisschen Müsli.

8.30 Uhr: Die Dunkelheit zieht langsam von Dannen, die ersten Sonnenstrahlen färben die Erta in ein orangenes Kleid ein – und auf der Strecke gibt es dichtes Gedränge. Die Pistenbesichtigung und das anschließende Einfahren stehen an.

Nach dem ersten Lauf war Elisa Platino enttäuscht. © det


10.30 Uhr: Der erste Durchgang beginnt – und für Platino heißt es nun: Erst einmal warten. „Zuerst wird den Besten zugeschaut und versucht, etwas von ihnen abzugucken“, schmunzelt die Burggräflerin.

11.06 Uhr: Es ist soweit: Mit der Nummer 25 schwingt sich Elisa Platino aus dem Starthaus. Die 25-Jährige zeigt nicht ihre beste Fahrt, kommt mehrmals von der Ideallinie ab und erwischt einige Tore zu spät. Mit der 23. Zeit kommt die Meranerin schließlich ins Ziel und ist sichtlich verärgert. „Ich habe nie den Rhythmus gefunden“, sagt sie in einer ersten Analyse.

Zittern mit Happy End

11.16 Uhr: Für Platino hat mittlerweile das große Zittern begonnen. Bleibt sie in den Top 30 oder muss sie den zweiten Lauf als Zuschauerin verfolgen? An der Seite von Slalom-Spezialist Tobias Kastlunger, der auf der Erta als Vorläufer agierte, verfolgt Platino gespannt den Rest des ersten Laufs.

Voller Einsatz: Elisa Platino bei ihrer Fahrt am Kronplatz. © Pentaphoto


11.44 Uhr: Geschafft! Platino wird zwar noch auf Rang 28 zurückgereicht, bleibt aber in den Top 30 und darf den zweiten Durchgang bestreiten. Der „sierige“ Gesichtsausdruck musste mittlerweile einem Lächeln Platz machen – auch wenn die Technik-Spezialistin sagt: „Ich bin immer noch verärgert, wie ich gefahren bin. Aber jetzt habe ich noch einmal eine Chance.“

11.50 Uhr: Für Platino geht es also wieder hinauf auf den Berg. „Dort gibt es einen Hospitality-Bereich, wo den Athletinnen Snacks und Verpflegung zur Verfügung stehen. Ich habe gerade nicht viel Hunger und werde wohl nur einen Riegel essen. Ein bisschen Zucker und Kohlenhydrate als Stärkung für den zweiten Lauf.“
„Ganz dicke Freunde sind wir noch nicht.“ Elisa Platino über die Erta-Piste

13.35 Uhr: Als eine der Ersten geht Platino in die Entscheidung. Doch auch dieses Mal wird sie mit der Erta nicht warm. „So ganz dicke Freunde sind wir noch nicht“, sagt die Obermaiserin mit einem Schmunzeln. „Vor dem Zielhang habe ich einen Bock geschossen. Aber weiter geht’s“, fällt die Analyse von Platino aus.

14.22 Uhr: So langsam neigt sich das Rennen dem Ende zu, Lara Gut-Behrami triumphiert haushoch. Auch Platino, die im Schlussranking Platz 26 belegte und einige Weltcuppunkte mitnehmen konnte, verabschiedet sich allmählich aus dem Zielbereich. Normalerweise ginge es jetzt ins Hotel, „wo man hofft, dass man noch ein Mittagessen bekommt“, so das Ski-Ass. Dieses Mal fährt sie aber nach Hause nach Obermais. „Ich bin seit Anfang Jänner unterwegs, ich freue mich, wieder mal eine Nacht in meinem Bett schlafen zu können“, so Platino. „Auf der Autofahrt baut man dann auch immer Spannung ab und meistens falle ich dann sofort ins Bett.“ Ja, so ein Weltcup-Tag kann ganz schön intensiv sein.

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