In Südtirol geformt: Schwedens künftige Ski-Superstars

Klausberg, 12. Dezember 2020: Die Europacup-Saison beginnt nach unzähligen Absagen in Südtirol – und mit einem Sieg der Italienerin Lara Della Mea. Tags drauf geht im Ahrntal ein weiterer Slalom über die Bühne, diesmal steht Martina Dubovska zuoberst auf dem Podest. Soweit nichts Weltbewegendes. Ein Land ist vom südtirolerischen Ambiente jedoch so angetan, dass es kurzerhand entscheidet, seine Trainingszelte hier aufzuschlagen. Es sind die Schwedinnen, die die kontinentale Rennserie in den nächsten Monaten prägen werden.

In der laufenden Saison haben vier (!) verschiedene schwedische Athletinnen, die nach der Jahrtausendwende geboren wurden, das Europacup-Podest erklommen. Zum Vergleich: In Italien gelang dies einer gleichaltrigen Athletin nicht mal ansatzweise. Zahlen, die zeigen, dass den Skandinavierinnen goldene Zeiten bevorstehen. Eine Gold- und Silbermedaille bei der diesjährigen Junioren-WM unterstützt diese These. Doch wie ist dieser Aufschwung zu erklären? Und welche Rolle spielt dabei Südtirol? Christian Thoma ist der Macher Die wichtigste Personalie in diesem blendend funktionierenden Konstrukt ist Christian Thoma. Der 47-Jährige aus Stilfs ist seit 2012 in Schweden als Trainer aktiv, seit letztem Jahr hat er das Amt des Cheftrainers inne. Thoma hat die reine &bdquo;Slalom-Nation“ durch seine Philosophie vielfältiger aufgestellt, auch im Riesentorlauf an die Weltspitze geführt. Er sagt: &bdquo;In Schweden gibt es nicht die große Masse an Skifahrern. Es gilt, die guten Jahrgänge durch individuelle Programme zu fördern, die Ressourcen entsprechend klug zu verteilen und ihnen gute Trainer und Serviceleute an die Seite zu stellen.“ Das sei im Vorjahr passiert, als die Europacupmannschaft fast ausschließlich aus Juniorinnen zusammengestellt wurde. &bdquo;Man muss die Strukturen jährlich anpassen und in den richtigen Bereichen investieren“, betont Thoma.

Investitionen, wie etwa in die Vielfältigkeit, sprich in Disziplinen abseits des Slaloms. &bdquo;Wir geben darauf Acht, dass schon im Jugendbereich daran gearbeitet wird“, meint Thoma. Seiner Meinung nach habe hierbei die Bronzemedaille von Jessica Lindell-Vikarby bei der Weltmeisterschaft 2015 in Beaver Creek und Vail viele Athletinnen inspiriert. Kein Zufall also, dass die letzten beiden Riesentorlauf-Weltmeisterinnen bei der Junioren-WM mit Sara Rask und Hanna Aronsson Elfman aus Schweden stammen. &bdquo;Die Arbeit trägt Früchte“, freut sich der Südtiroler.

Wie bereits oben angeführt, profitiert das Team aber nicht nur von südtirolerischem Know-how, sondern auch von den Trainingsmöglichkeiten, die unser Land bietet. Hat das Weltcupteam – wie auch Petra Vlhova – in Sterzing ihren Stützpunkt, so verbringt das Europacup-Team in Klausberg große Teile der Saison. Auch Sara Rask, die mit 21 Jahren schon zwei Europacuprennen und einen Junioren-Weltmeistertitel gewonnen hat. Weltcuppunkte durfte sie sich in der laufenden Saison ebenfalls schon gutschreiben. &bdquo;Wir werden in Klausberg sehr gut behandelt, es ist wie zu Hause. Überhaupt liebe ich Südtirol, weil die Sonne immer scheint“, erzählt Rask. Gesunder Konkurrenzkampf Vor allem in diesen Zeiten (&bdquo;Ich war im Winter lediglich sieben Tage zu Hause.“) sei ein Ort, an dem man immer wieder zurückkehren könne, wichtig. &bdquo;Diese Saison war extrem. Umso mehr wächst das Teamgefühl mit den Mannschaftskameradinnen und den Trainern. Wir sind wie eine Familie“, sagt Rask, deren Ansicht nach viele Faktoren für das schwedische Hoch verantwortlich sind: &bdquo;Ich denke, jede will viel trainieren, sich stetig verbessern und schneller sein als die andere, aber auf eine gute Art und Weise. Außerdem haben wir großartige Trainer und Servicemänner“, betont die Frau aus Sollentuna.

Sie seien keine Athletinnen, die im Bett liegen wollen. Sie möchten trainieren. Etwa am Kronplatz, auf dem Furklpass oder eben in Klausberg. Denn das Ziel von Rask, Aronsson Elfmann & Co. ist, schon bald im Weltcup Fuß zu fassen. Dass dies klappt, steht angesichts des großen Talentes jeder Einzelnen außer Frage. Und die Südtiroler Skifans können sich, wenn eine von ihnen irgendwann auf dem heißen Stuhl der Führenden sitzt, dann ein klein wenig mitfreuen.

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