Börsen-Geschäfte, Impfungen, Olympia: Innerhofer spricht Klartext

Am Freitag, 12. November 2021 feiert er sein 15-jähriges Jubiläum: So lange ist Christof Innerhofer im Skiweltcup dann dabei. 2006 gab er bei einem Slalom in Levi mit Startnummer 70 sein Debüt im Kreis der weltbesten Skirennfahrer. Auch jetzt, im reifen Alter von 36 Jahren, gehört &bdquo;Inner“ noch immer zum Kreis der Elite.

Aber: Leichter wird’s mit zunehmendem Alter auch für den scheinbar ewig jungen Gaiser nicht. Seine Rückenschmerzen sind seit jeher ein ständiger Begleiter, zudem zog er sich im Frühjahr 2019 einen Kreuzbandriss im rechten Knie zu. Das ist zwar Schnee von gestern, trotzdem weiß es Detailfanatiker Innerhofer genau einzuschätzen. &bdquo;Mir bleiben nicht mehr viele gute Jahre, in denen ich auf einem Topniveau trainieren kann. Heuer war so ein Sommer, wo ich wirklich alles, was ich mir vorgenommen habe, auch trainieren konnte. Das war letztmals 2009 der Fall.“

Innerhofer, der bekannt dafür ist, einen Großteil seiner konditionellen Vorbereitung auf dem Rad zu verbringen, konnte in den letzten Monaten extrem viel mit Gewichten trainieren. Etwas, das in Vergangenheit vor allem wegen seiner Rückenprobleme nur eingeschränkt möglich war. Und schickt damit eine Kampfansage an die Konkurrenz: &bdquo;Über Ergebnisse und Ziele rede ich grundsätzlich nicht. Nur: Ich bin 36 und werde nicht mehr so viele Saisonen auf Top-Niveau abliefern können. Heuer habe ich alles, gar alles dafür getan, dass ich in einer Topverfassung an den Start gehen kann.“ Der letzte Sieg liegt 9 Jahre zurück Im Vorjahr kam Inner von seiner Kreuzbandverletzung zurück, zudem warf ihn ein Problem mit seinen Skischuhen aus der Spur (falsche Gradeinstellung), und vor Kitzbühel kostete ihn eine Corona-Infektion eine Unmenge an Substanz. Wo er dann trotzdem an den Start ging und mit 2 vierten Plätzen in Abfahrt und Super-G weniger sich selbst, als vielmehr die gesamte Skiszene überraschte. Wieder einmal zeigte der Sieger von 6 Weltcuprennen – der letzte liegt aber schon fast 9 Jahre zurück – was in ihm steckt: Immer dann, wenn man ihn am wenigsten auf der Rechnung hat, ist er voll da.

Gemeinsam mit zwei 5. Plätzen in Garmisch blieben die Kitz-Ergebnisse die Ausreißer nach oben in einer ansonsten schwierigen Saison. Zumal auch sein Servicemann Ales Kalamar wegen Corona viele Rennen verpasste. &bdquo;Ich hatte viel Potenzial, erntete wegen der genannten Umstände aber eher wenig. Klingt nach Ausrede, aber es waren die Fakten.“

Das ist abgehakt. Sein Blick geht nach vorne. Aktuell ist Innerhofer mit dem italienischen Speed-Team in Copper Mountain im US-Bundesstaat Colorado. Noch sind es 3 Wochen bis zum Saisonauftakt der Speedfahrer in Lake Louise. &bdquo;Es kribbelt noch nicht“, meint Innerhofer, &bdquo;aber als ich zu Hause meine Koffer gepackt und dabei meine Rennsachen mitgenommen habe, kam Vorfreude auf.“ Zumal er nicht groß Abfahrtskilometer bolzen muss, um in Form zu kommen. &bdquo;Ich habe in meinen Haxen schon einige Speedkilometer drinnen. Da ist mehr Qualität als Quantität angesagt.“

Christof Innerhofer will kommenden Winter wieder alles in die Waagschale werfen. © APA/afp / JOE KLAMAR

Eine klare Meinung hat Christof Innerhofer auch zur Corona-Impfung: &bdquo;Jedes Land hat das Recht, seine Regularien festzulegen, wie es will. Dass der Internationale Skiverband FIS nicht in der Lage ist, trotzdem einheitliche Richtlinien für alle zu schaffen und seinen Athleten die Möglichkeit zu geben, in jedem Land an den Start zu gehen – unabhängig, ob geimpft oder nicht – ist schon krass. Die Speedfahrer müssen geimpft sein, wenn sie in Kanada starten wollen. Die Slalomfahrer, die nicht dorthin müssen, brauchen die Impfung nicht. Es gibt keine einheitliche Linie, und das ist schade.“

Ansonsten liegt der Fokus des 36-Jährigen beim Wesentlichen. Zeit mit Nebensächlichkeiten zu verlieren, die er eh nicht ändern kann – das war einmal. Zumal in der kommenden Saison Olympia angesagt ist, und bei Großanlässen hat Innerhofer in Sotschi 2014 Silber und Bronze geholt. Es fehlt also noch Gold. &bdquo;An Olympia denke ich nicht. Ich fühle mich gut, ich fühle mich stark, ich habe einen Riesenspaß beim Fahren und beim Training. Ich spüre, dass ich viel Power habe. Aber das ist alles nicht genug. Es braucht auch das nötige Quäntchen Glück. Es gibt keine Garantie für gar nix.“ „Ich bin kein Stier, der aus dem Starthaus rausschiebt. Es gibt bessere, bedingungslosere Rennfahrer als mich.“ Christof Innerhofer Und noch etwas kommt Innerhofer zugute: Seine Erfahrung. &bdquo;Das stimmt. Davon habe ich reichlich. Im Kopf bin ich stark. Aber es gibt noch bessere Fahrer. Ich bin kein Stier, der aus dem Starthaus rausschiebt und an gar nichts denkt. Ich denke schon nach, oft auch zuviel. Das verhindert ein freies, unbeschwertes Skifahren. Es gibt bessere, bedingungslosere Rennfahrer als mich. Sie sind nicht gnadenloser, aber gleichgültiger. Sie denken weniger nach.“ Riskant auf der Piste, vorsichtig an der Börse Positiv sieht Innerhofer die Entwicklung im Speedteam der Azzurri. &bdquo;Nach den Rücktritten von Werner Heel und Peter Fill waren Domme (Paris) und ich die Alleinunterhalter. Mattia Casse ist wieder gut drauf, auch Emanuele Buzzi ist wieder im Kommen, Nicoló Molteni und Pietro Zazzi können überraschen. Wir dürfen nie vergessen, dass wir eine ganze Generation verloren haben: Hagen Patscheider, Henri Battilani, Andy Plank und Matteo De Vettori waren allesamt Junioren-Weltmeister und haben längst aufgehört, Florian Schieder und Alex Prast sind verletzt. Das kann man nicht kompensieren.“ Froh ist Innerhofer über die Beständigkeit im Trainerstab: Im Speedteam der Azzurri sind das vor allem Raimund Planker und Michael Gufler, privat zu Hause Hansjörg Plankensteiner.

Und dann ist da noch etwas, das Innerhofer gleich in seinen Bann zieht wie eine perfekt gezogene Kurve auf blankem Eis: Die Börse. &bdquo;Es gibt extrem viel nachzulesen. Jeden Tag, jede freie Minute. Ich bin ein old-schooler wie der US-amerikanische Großinvestor Warren Buffett. Solche Typen sind meine Heroes, und nicht Cathie Wood, die gerne riskante Finanzmarkt-Wetten abschließt. Lieber versäume ich etwas, als auf Teufel komm raus zu investieren.“

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Christof Innerhofer startet in seine 15. Weltcupsaison und ist so heiß wie nie. Aus dem Trainingslager in Nordamerika spricht er mit uns über eine ideale Saisonvorbereitung, das ersehnte Olympia-Gold, arge Widersprüche im Corona-Reglement und seine Investments am Finanzmarkt.

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