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Benjamin, Noa und Barnabas Szöllös: Die ungarisch-israelische Familie startet bei der Ski-WM in Courchevel/Meribel für Israel.

Israel, Ungarn, Südtirol: Die Szöllös-Familie bringt Farbe zur Ski-WM

Alle zwei Jahre tauchen bei einer Ski-WM zahlreiche Athleten aus Nationen auf, die im Weltcup wenig bis gar nicht zu sehen sind. Die sogenannten Ski-Exoten kommen aus Kenia, Argentinien oder Bosnien-Herzegowina. Die ungarisch-israelische Familie Szöllös stellt gleich 3 WM-Fahrer – und hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Diese hängt auch mit Südtirol zusammen.

Eine ungarische Familie mit Wurzeln in Israel, die vorwiegend in Österreich aufgewachsen ist und jetzt in Südtirol trainiert. Barnabas, Benjamin und deren Schwester Noa Szöllös sind bei der Ski-WM in Frankreich als Exoten unterwegs. Die für Israel startende Ski-Familie hat klare Ziele und ist nicht (nur) zum Spaß bei der Weltmeisterschaft in Courchevel und Meribel dabei.


Der „hyperaktive“ Barnabas Szöllös nimmt sich bei der WM nur zwei freie Tage. Israel kennt der Allrounder vor allem vom Urlaub („Im Sommer fliegen wir sicher wieder mal runter.“). Mit seiner Langhaar-Frisur und dem Israel-Rennanzug ist Barnabas Szöllös in Courchevel ohnehin eine unverwechselbare Gestalt. Packt der Heavy-Metal-Fan sein fließendes Deutsch mit eindeutig österreichischer Färbung aus, ist endgültig klar, mit wem man es zu tun hat. Abgesehen vom kommenden Montag und Dienstag kommt der in Budapest gebürtige Ungar an jedem Tag zum Einsatz. Alpine Kombination, Abfahrtstraining, Super-G, Abfahrtstraining, Abfahrt, die technischen Bewerbe samt den dazugehörigen Qualifikationsrennen – Szöllös könnte am Ende die meisten Pistenkilometer aller Sportler bei der Ski-WM gefressen haben.

Barnabas Szöllös belegte im Super-G den 34. Platz. © ANSA / GUILLAUME HORCAJUELO

Und Szöllös ist sportlich nicht schlecht dabei. In der WM-Kombination belegte er den elften Platz, im Super-G war er 34. In Cortina d'Ampezzo schrammte er im Weltcup als 34. im Super-G ebenfalls haarscharf an den Punkterängen vorbei. Bei den Olympischen Spielen 2022 hatte „Barni“ als Kombi-Sechster schon die Medien in Israel auf sich aufmerksam gemacht. „Aber ich würde nicht sagen, dass es eine große Sportart dort ist“, lacht Szöllös. Schwester Noa (18) gewann bei den Olympischen Jugendspielen 2020 Silber und Bronze (Kombination, Super-G).

Die Urgroßmutter überlebte Ausschwitz – Training am Kronplatz

Die Möglichkeit, für das Land im Nahen Osten zu starten, eröffnete die Familiengeschichte. Vater Peter Szöllös, dessen Großmutter Auschwitz-Überlebende war, fuhr in den 1990er-Jahren selbst für Israel und trainierte danach das Nationalteam. Nach Zwistigkeiten vor ein paar Jahren mit dem ungarischen Verband („Dort hat es nicht so funktioniert, wie wir das wollten“), vollzog man den Nationenwechsel. Dabei gibt es in Israel nicht einmal einen nationalen Skiverband. „Das geht alles über das olympische Komitee.“

Oft waren die Szöllös-Kinder auch noch nicht in dem Land, dass sie sportlich repräsentieren. „Ich war vor den olympischen Spielen dort für die sportlichen Tests und auch auf Urlaub“, verriet Barnabas Szöllös. „Das Training geht ja im ganzen Jahr, Sommer und Winter, auf dem Gletscher. Also haben wir da nicht viele Möglichkeiten.“ Trainiert wird hauptsächlich in Südtirol mit den Trainern des Kronplatz Racing Center. „Dort sind viele Rennläufer, die eigentlich kein großes Nationalteam haben. Da arbeiten wir zusammen.“

Noa Szöllös startet – wie ihre Brüder – für Israel. Sie fuhr im WM-Super-G auf Rang 29. © ANSA / JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Gelernt haben die Geschwister das Skifahren nach dem Umzug der Familie in Österreich. „Zuerst waren wir im Kindergarten in Wien, dann in Murau, dort gibt es diese Skihauptschule, danach waren wir in Waidhofen an der Ybbs an der Schule. Also eigentlich waren wir mehr in Österreich als überall sonst“, erklärte Szöllös, der weiterhin in Murau lebt.

Er, Noa und der ältere Bruder Benjamin (26) wollen ihren Traum auf Skiern so bald nicht aufgeben. Dabei würde sie das Aus für die Kombination bei Großereignissen hart treffen. „Für uns, die kleinen Nationen, ist die Kombi eine sehr große Chance. Da sind weniger Läufer, da können wir vorne starten und können zeigen, was wir draufhaben“, erklärte Szöllös. Mit Saalbach-Hinterglemm wartet 2025 quasi eine Heim-WM. „In Saalbach war ich auch schon oft Rennfahren, bei den österreichischen Meisterschaften. Also die Piste kenn ich. Das wird lustig.“

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