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Tommy (links) und Simon Lochmann haben einen etwas anderen Weg eingeschlagen. © det

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Tommy (links) und Simon Lochmann haben einen etwas anderen Weg eingeschlagen. © det

Kuriosum in Gröden: Diese Südtiroler starten für Tschechien

Der Super-G in Gröden hat am Freitag jede Menge besondere Geschichten geliefert. Eine davon drehte sich auch um zwei Südtiroler Brüder, die einen etwas anderen Weg eingeschlagen haben – und unter anderem von einem Ex-Ski-Superstar unterstützt werden.

Aus St. Christina

Thomas Debelyak

Von:
Thomas Debelyak

Die ersten Stars stapfen bereits aus dem Zielraum und in Richtung Hotel, der eine oder andere Fan stimmt sich in den umliegenden Lokalen schon auf die anstehende Après-Ski-Sause ein, und im Zielgelände bereiten die FIS-Funktionäre fleißig und mitunter hektisch alles für die anstehende Siegerzeremonie vor. Doch noch ist der Super-G in Gröden nicht zu Ende. Ein letzter Athlet steht noch oben.


Mit Startnummer 66 stößt sich Tommy Lochmann aus dem Starthaus, hinaus auf seinen wilden Saslong-Ritt. Es ist sein erstes Rennen überhaupt im Weltcup. Ins Ziel schafft es der 21-Jährige nicht, nach der ersten Zwischenzeit ist für ihn Schluss. „Ich muss zugeben, ich war etwas nervös“, wird er später sagen.

Wie kommen die Südtiroler zu Tschechien?

Tommy Lochmann antwortet auf die Reporter-Fragen in feinstem Südtiroler Dialekt. Kurios ist das insofern, weil hinter seinem Namen auf der Startliste eine tschechische Flagge weht. Das ist bei seinem 26-jährigen Bruder Simon genauso, nur muss er derzeit verletzungsbedingt (im Gröden-Training hat er sich leicht am Knie verletzt) pausieren. Zwei Südtiroler, besser gesagt zwei junge Männer aus Tisens, die für Tschechien starten – wie kommt es denn dazu?

Tommy Lochmann prägt sich die Saslong ein.

Tommy Lochmann prägt sich die Saslong ein.


„Das ist eine lange Geschichte“, schmunzelt Simon Lochmann, der im Zielbereich das Debüt seines Bruders verfolgt hat: „Bis vor einem Jahr sind wir für Italien gefahren, Tommy war im Landeskader, ich habe mich so durchgekämpft. Es war nicht immer leicht, wir wurden oft nicht berücksichtigt, und deshalb haben wir uns für einen Nationenwechsel entschieden.“ Die Mutter der beiden Etschtaler Brüder kommt aus Tschechien, deshalb ergab sich die Möglichkeit, dorthin zu wechseln. „Es ist alles reibungslos über die Bühne gegangen, und seit dieser Saison starten wir für Tschechien.“

Ski-Weltmeister als Mentor

Tommy und Simon, die beide fließend Tschechisch sprechen und die Sportoberschule in Mals besucht haben, nahmen also ein neues Abenteuer in Angriff. Als zentrale Figur in ihrem Mini-Team fungiert Trainer Emil Hofer aus Sulden. „Er hat mich vor einigen Jahren in Sulden gesehen. Er meinte, es gefalle ihm, wie ich fahre, und bot mir an, mich künftig zu begleiten. Für uns war das ein absoluter Glücksgriff.“

Hannes Reichelt (rechts) auf der Saslong im Gespräch mit Simon Lochmann.

Hannes Reichelt (rechts) auf der Saslong im Gespräch mit Simon Lochmann.


Emil Hofer ist in der Ski-Szene nämlich nicht irgendwer. Seine Tochter Larissa hat es einst in den Weltcup geschafft und ist seit Jahren die Ehefrau von Ex-Ski-Star Hannes Reichelt. Der Österreicher wurde in seiner Karriere Super-G-Weltmeister und schaffte es stolze 44 Mal auf das Weltcuppodest, darunter 13 Mal nach ganz oben. „Auch Hannes ist bei unseren Trainings immer wieder mal dabei und unterstützt uns mit wertvollen Tipps. Er war einst auch der Schützling unseres Trainers Emil“, sagt Simon Lochmann.
„Bei Olympia dabei zu sein, wäre ein Traum.“ Tommy und Simon Lochmann

Aber natürlich: Ein Zuckerschlecken ist es nicht, sich als Mini-Team in der großen weiten Ski-Welt durchzuschlagen, zumal die beiden Brüder (noch) keine große Unterstützung des tschechischen Verbandes erhalten. „Die Trainings organisieren wir mit Trainer Emil selbst. Er hat in Sulden gute Kontakte, da können wir dann oft mit anderen Teams mitfahren“, so Tommy. Er absolviert nebenher ein Wirtschaftsstudium in Innsbruck und packt – genauso wie Bruder Simon – im elterlichen Hof in Tisens immer wieder mit an.

„Das Skifahren“, stellen die beiden Südtiroler unisono klar, „ist unsere oberste Priorität. Wir wollen uns nun über den Europacup für Weltcuprennen empfehlen.“ Und dann steht im Februar mit den Olympischen Winterspielen ja ein ganz besonderes Highlight an: „Bei Olympia dabei zu sein – das wäre ein Traum.“

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