Marco Odermatt: So tickt der neue Ski-Shootingstar

Außerhalb des Weltcupzirkus ist Odermatt ein ruhiger Typ. Der 23-Jährige ist zwar auf sämtlichen Social-Media-Kanälen vertreten, gibt aber nur sehr selten Einblicke in sein Privatleben. Dabei hat er eine ganz besondere Vita. Wie tickt nun der Eidgenosse, der als kommender Alles-Gewinner im Skiweltcup gilt? S+ ist der Frage nachgegangen.

Noch größer als die Chance, den Super-G-Weltcup zu gewinnen, scheint die Aussicht auf die große Kristallkugel zu sein. Nach seinem Sieg am Sonntag im Super-G von Saalbach-Hinterglemm hat Marco Odermatt den Rückstand auf Alexis Pinturault auf 81 Zähler verkürzt. In der Super-G-Wertung liegt er 83 Punkte hinter dem Österreicher Vincent Kriechmayr. Fünf Einzel-Weltcuprennen stehen noch aus, dazu gibt es beim Finale in Lenzerheide einen Mixed-Teamwettbewerb. Im TV-Interview mit dem ORF konnte Odermatt sein Glück kaum fassen: &bdquo;Wenn mir jemand vor der Saison gesagt hätte, dass ich um zwei Kugeln mitfahre, dann hätte ich sofort unterschrieben.“ Dass er künftig als Topfavorit auf den Gesamtweltcup gilt, davon gehen sämtliche Ski-Experten schon lange aus. Schlägt Odermatt schon heuer zu, dann wäre das allerdings eine Sensation. Wassersport als Ausgleich Aufgewachsen ist Marco Odermatt in Buochs, einer 5000-Seelen-Gemeinde am Rande des malerischen Vierwaldstättersees im Kanton Nidwalden. Im und auf dem Wasser fühlt sich der Schweizer auch heute noch sehr wohl. Im Sommer hält sich Odermatt, der ein guter Freund von Gino Caviezel ist, mit Wakeboarden fit, zudem besitzt er einen Bootsführerschein. In einem Interview vor einigen Jahren meinte er, dass Skisport nicht alles für ihn sei. Man lebe nur einmal und wenn es irgendwo gesellig ist, dann sei er bestimmt nicht der Erste, der heimgeht. Seit wenigen Monaten ist Odermatt mit einer Jugendfreundin liiert, die er bereits aus dem Kindergarten kennt.

Wakeboarden – bevorzugt auf dem heimischen Vierwaldstättersee – zählt zu den Hobbies von Odermatt. © M. Odermatt

Was das Sportliche angeht, ist das Talent von Odermatt bereits früh aufgefallen. Im Alter von zehn Jahren gewann er sämtliche Rennen in seiner Alterskategorie. 2018 ging sein internationaler Stern endgültig auf, als er sich bei der Junioren-WM in Davos zum Fünffach-Weltmeister kürte. Bereits zwei Jahre zuvor hatte er in Rosa Khutor/Sotschi im Riesentorlauf bei der Junioren-WM die Goldmedaille geholt.

Eine bedeutende Rolle in jungen Jahren spielte sein Vater Walter, der als Bauingenieur unterwegs war und mittlerweile Jugendfunktionär beim Schweizer Verband ist. Seinem Sohn stand der Vater als Trainer, Servicemann und Organisator in Personalunion bei. Zeitgleich absolvierte Odermatt die Sportschule in Engelberg. Übrigens: Auch die jüngere Schwester Alina (20) ist Skirennläuferin. Zurzeit ist sie im Europacup unterwegs. Der Tod eines Freundes hat geprägt Odermatts Karriere geht seit Jahren steil bergauf, doch privat gab es auch traurige Tiefpunkte zu verarbeiten. Sein Jugendfreund und Ski-Mitstreiter Gian Luca Barandun verunglückte vor drei Jahren tödlich mit dem Gleitschirm. Der Tod von Barandun hat bei Odermatt tiefe Spuren hinterlassen. Die Überlegung, sich den Gleitschirm-Schein zuzulegen, hat er daraufhin verworfen und auch seine Sicht auf das Sein habe sich verändert, wie er dem Boulevardblatt Blick sagte: &bdquo;Sein Tod hat meine Einstellung zum Leben verändert. Durch diese traurige Geschichte ist mir so richtig bewusst geworden, wie schnell alles vorbei sein kann.“ <a data-caption="Mauro Caviezel (r.) und Marco Odermatt auf der Piazza Grande in Locarno. Mit der Caviezel-Familie ist Odermatt auch außerhalb der Skiblase befreundet. © M. Odermatt" data-fancybox="inline-74487" target="_image" href="https://s3-images.sportnews.bz/_images/scale/1280x1280/img/2021/03/mauro-caviezel-r-und-marco-odermatt-auf-der-piazza-grande-in-locarno-mit-der-caviezel-familie-ist-odermatt-auch-ausserhalb-der-skiblase-befreundet.jpg"> Mauro Caviezel (r.) und Marco Odermatt auf der Piazza Grande in Locarno. Mit der Caviezel-Familie ist Odermatt auch außerhalb der Skiblase befreundet. © M. Odermatt

Im Weltcup ist Odermatt mit Stöckli-Ski unterwegs, was im Spitzenfeld der Männer eine absolute Ausnahme ist. Doch genauso wie Dominik Paris, der auf Nordica setzt, fühlt sich Odermatt bei der Nischenmarke gut aufgehoben. Als Servicemann steht Odermatt der Vorarlberger Chris Lödler zur Seite. Der Österreicher weiß, wie man Erfolge im Weltcupzirkus feiert. Vor seiner Zusammenarbeit mit Odermatt war er jahrelang für die Bretter der Schwedin Anja Pärsson zuständig. So oder so, mit Marco Odermatt geht es stetig bergauf.

Bleibt nur zu hoffen, dass seine Mutter Priska die kommenden Erfolge ihres Sprösslings nicht verpasst. Sie ist nämlich bei den Skirennen ihres Sohnes so aufgeregt, dass sie es vor dem Fernsehgerät nicht aushält. Stattdessen geht sie lieber spazieren.

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