
Der Slalom in Alta Badia hat viel Staub aufgewirbelt. © ANSA / ANDREA SOLERO
Neureuthers heftige Kritik: Wirbel um Alta-Badia-Slalom
Die Südtiroler Weltcup-Woche ist vorbei – und war einmal mehr ein großes Highlight. Doch nun sorgt der ehemalige Ski-Superstar Felix Neureuther mit harter Kritik am Alta-Badia-Slalom für Wirbel. Die Organisatoren wehren sich.
23. Dezember 2025
Tagebuch aus La Villa/Stern

Von:
Thomas Debelyak
Ich staune nicht schlecht, als ich am Sonntagabend vor meiner Abreise nach Alta Badia durch den Nachrichtenfeed auf meinem Smartphone scrolle und dabei auf einen Artikel des Schweizer Blick aufmerksam werde. „Der umstrittenste Slalom der Saison“, ragt in großen Lettern in der Headline. Gemeint ist das Montagsrennen in Alta Badia, das „schon vor dem Start hitzige Diskussionen auslöste“, heißt es im Artikel. Was vor allem an Ski-Legende Felix Neureuther liegt, der sich mit besonders scharfer Zunge – und wie immer ohne Blatt vor dem Mund – über den Stangentanz auf der Gran Risa echauffierte.
Was den 13-fachen Weltcupsieger so stört? „Es fängt damit an, dass sich diese Piste zwar perfekt für die Austragung für einen Riesen eignet, aber das Gelände passt überhaupt nicht für einen attraktiven Slalom“, so Neureuther. Auch der Austragungstag – sprich ein Montagvormittag bzw. früher Nachmittag – schmeckt dem Deutschen nicht. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Slalom an einem Montag gute Einschaltquoten im TV generieren wird.“ Und zum Schluss folgt noch eine harte Forderung: „Man sollte diesen völlig ungeeigneten Slalom ersatzlos streichen.“
Ex-Ski-Star Felix Neureuther. © APA / HELMUT FOHRINGER
Das ist harter Tobak, der natürlich auch den Weg auf die Smartphones der Organisatoren gefunden hat. In Alta Badia frage ich deshalb bei Andy Varallo nach, dem OK-Chef der Gran-Risa-Rennen. „Ja, den Artikel habe ich auch gelesen“, meint der 45-Jährige. Dann erklärt er: „Bis vor Kurzem haben wir sowohl am Sonntag als auch am Montag Riesentorläufe ausgetragen. Das wurde vor zwei Jahren jedoch von der FIS untersagt, deshalb haben wir den Slalom ins Programm aufgenommen. Das ist allerdings ein Projekt, das über die Jahre perfektionieren werden muss. Heuer haben wir beispielsweise nach der letzten Kehre eine leichte künstliche Welle eingebaut, die bei den Athleten gut ankam.“
„Die Chancen stehen sehr gut, dass es im nächsten Jahr ein Nachtrennen gibt.“ Andy Varallo
Varallo nimmt auch Bezug auf die von Neureuther bemängelten Startzeiten, sprich um 10 Uhr bzw. um 13.30 Uhr an einem normalen Werktag. „Auch hier arbeiten wir an einer Lösung. Die Chancen stehen sehr gut, dass der Slalom im nächsten Jahr als Nachtrennen am Montag ausgetragen wird. So, wie es früher bereits bei den Parallelrennen der Fall war“, erklärt Varallo, der anfügt: „Ich finde es gut, dass auch im Dezember genügend Slaloms stattfinden.“
Was sagen die Athleten?
Und was sagen die Betroffenen, sprich die Athleten, selbst dazu? „Ich denke, im Weltcup braucht es ein bisschen von allem“, so Alex Vinatzer. „Das hier ist sicher nicht der schwierigste Slalomhang, dafür ist es schwierig, schnell zu sein. Man sieht das an den engen Zeitabständen, was die Spannung des Rennens erhöht.“Alex Vinatzer bei seinem Alta-Badia-Auftritt. © ANSA / ANDREA SOLERO
In dieselbe Kerbe schlägt Vinatzers Teamkollege Tobias Kastlunger. „Man merkt schon, dass es hier nicht ein Slalomhang wie in Kitzbühel oder Wengen ist. Für mich ist es jedoch eine gute Abwechslung, denn zwei Riesentorläufe an zwei aufeinanderfolgenden Tagen auf dieser anspruchsvollen Piste wären zu viel. Ich mag es jedenfalls immer sehr, hier zu fahren.“
Die Zuschauer, die am Montag vor Ort waren oder vor dem TV mitgefiebert haben, bereuten es jedenfalls nicht. Der Gran-Risa-Slalom war ein Hundertstelkrimi, der bis zur letzten Sekunde offen und hochspannend war. Und im Endeffekt ist es ja genau das, was diesen Sport so faszinierend macht.
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Hermann Zanier
Herr Neureuter kritisiert gerne, vor allem wenn es um Rennen geht, die nicht zu seinem unmittelbaren Umfeld gehören. Was soll man dann von Levi sagen, wodes Flachstück lange und am Start ist, wo man also überhaupt keinen Schwung hat. Die Strecken waren wunderbar vorbereitet, man sollte eher solche Rennen ersatzlos streichen, wenn unzumutbare Pisten vorgefunden werden, wie das in Garmisch zumeist der Fall ist (NB: Neureuter's Heimat). Summa summarum: unterhalb von den Ohrwascheln stimmt alles bei Neureuter, darüber gibt es Lücken
23.12.2025 11:11



Kommentare (1)