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Marco Odermatt  ärgert sich über das neue Verbot. © ANSA / JEAN-CHRISTOPHE BOTT

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Marco Odermatt ärgert sich über das neue Verbot. © ANSA / JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Odermatt mittendrin: Stunk rund um Karbon-Verbot

Die Verwendung von Karbon-Schienbeinschonern hat in der zurückliegenden Weltcup-Saison für viel Aufsehen gesorgt. Ein diesbezügliches Verbot schlug nun hohe Wellen – und Marco Odermatt ist mittendrin.

„Falls der internationale Ski-Verband das Tragen dieser Schienbeinschützer tatsächlich verbieten sollte, wäre das für mich und diverse andere Athleten ein riesiger Unsinn“, polterte Marco Odermatt in einem Interview mit dem Schweizer Blick bereits vor rund einer Woche. Damals war das Verbot der umstrittenen Schienbeinschützer aus Karbon noch nicht abgesegnet – mittlerweile ist dieser Fall jedoch eingetreten. Wie das FIS-Council zum Ende der vergangenen Woche bestätigte, dürfen sich ab sofort keine zusätzlichen, starren Elemente im Skischuh befinden. Vor allem für die Schweizer Athleten rund um Odermatt ein Nackenschlag.


Neben Odermatt verwenden auch dessen Landsmänner Thomas Tumler und Lenz Hächler die Spezialanfertigungen, um Entzündungen am Schienbein und damit auch etwaigen Ausfällen vorzubeugen. „Sofern sich keine alternative Lösung findet, könnte ich in Zukunft sicher nicht mehr alle Rennen fahren“, verwies der viermalige Gesamtweltcupsieger auf die Folgen für seine Karriere. Der gesundheitliche Aspekt hinsichtlich der Verwendung der Karbon-Schienen ist jedoch nur die halbe Wahrheit.

Die Karbon-Crux: Direkter, schneller, gefährlicher

Die harten und starren Protektoren schützen die Athleten nämlich nicht nur vor zahlreichen Stößen und den Auswirkungen der Unebenheiten auf der Piste, sondern machen auch eine stärkere Kraftübertragung vom Schuh auf das Schienbein möglich. Mit anderen Worten: Odermatt und Co. können eine direktere und vor allem schnellere Linie fahren – die auch ihre Gefahren birgt.

Cyprien Sarrazin verletzte sich schwer – auch aufgrund der Karbonschoner. © AFP / JASON CONNOLLY

Cyprien Sarrazin verletzte sich schwer – auch aufgrund der Karbonschoner. © AFP / JASON CONNOLLY


Das stete Spiel mit dem Karbon-Limit forderte in der Saison 2024/25 so manches Opfer, das prominenteste unter ihnen ist Cyprien Sarrazin. Der Franzose griff ebenso auf Karbon-Schienen zurück, erlebte einen Höhenflug und feierte große Siege. Sein schwerer Sturz und seine Verletzungen beim Weltcup in Bormio offenbarten aber die Schattenseiten der Spezialanfertigungen. Eine Studie der Universität Innsbruck bestätigte schließlich, dass Karbonschoner für ein höheres Gesundheitsrisiko sorgen.

Odermatt vs. Österreich – Kritik wird gekontert

Den Vorteil in Sachen Geschwindigkeit will Odermatt nicht dementieren, vielmehr sieht er in diesem Umstand auch einen der Gründe für das Verbot. Immerhin liegt hinter den Schweizer Ski-Assen eine Saison voller Dominanz – ganz zum Ärger für den großen Rivalen Österreich. „Es ist sicher auch eine Trotzaktion der Österreicher. Sie haben sie alle auch probiert, aber offenbar keinen Benefit davon bekommen“, vermutete Odermatt. „Es löst einfach mehr das persönliche Problem. Das ist sicher auch ein Grund, warum sie das verbieten.“

Marco Odermatt kann dem Verbot nicht viel abgewinnen. © APA / TOBIAS STEINMAURER

Marco Odermatt kann dem Verbot nicht viel abgewinnen. © APA / TOBIAS STEINMAURER


FIS-Generalsekretär Michel Vion ließ die Kritik seitens Odermatt nicht stehen und verteidigte das Verbot. „Natürlich verstehen wir die Athleten, die so schnell wie möglich sein wollen und dieses Ziel über alles andere stellen. Und in manchen Fällen können diese Schoner auch einen positiven Effekt bei gesundheitlichen Problemen haben“, erklärte er gegenüber der Kronen Zeitung. „Wir haben wissenschaftliche Daten, die das erhöhte Verletzungsrisiko bestätigen, also ist es unsere Pflicht, dass wir eingreifen.“

Schlupfloch für Odermatt und Co.

Immerhin: Ein kleines Schlupfloch bietet sich dem verärgerten Odermatt und seinen Kumpanen. Sollte aus medizinischen Gründen eine Spezialanfertigung nötig sein, ist diese erlaubt – das Material muss jedoch weich sein, so wie Gel oder Schaumstoff etwa. Gänzlich verzichten müssen die Athleten auf ihre Schoner daher nicht. Wie sich das auf die sportlichen Ergebnisse auswirken wird, bleibt abzuwarten.

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