Paris-Servicemann zur Wachs-Causa: „Eine Frechheit“

Wie groß war der Schock, als Sie von der Disqualifikation der Norwegerin Ragnhild Mowinckel in Sölden hörten? &bdquo;Schock kann man nicht sagen, aber überrascht war ich schon. Zumal FIS-Generalsekretär Michél Vion und FIS-Renndirektor Markus Waldner vorher noch gesagt haben, dass niemand disqualifiziert wird. Dass es dann schon im ersten Rennen passierte, war ein Hammer. Aber so ist es bei der FIS: Es passiert oft das Gegenteil von dem, was vorher gesagt wird.“

Was ist das größte Problem bei dieser Regelung des Fluor-Verbots, einfach erklärt? &bdquo;Das größte Problem ist das mangelhafte, nicht ausgereifte Kontrollsystem. Ich gehe am Abend mit dem Gefühl schlafen, dass ich alles richtig gemacht habe bei der Skipräparierung. Und trotzdem laufe ich Gefahr, am nächsten Tag disqualifiziert zu werden. Dieses Ohnmachtsgefühl bestimmt seit vielen Wochen unser Arbeitsleben.“

Ragnhild Mowinckel wurde in Sölden disqualifiziert. © ANSA / ANNA SZILAGYI

Bitte erklären Sie uns das genauer… &bdquo;Wir haben in den letzten Wochen Tests gemacht, die alle etwas anderes angezeigt haben. Wenn ich 5 Skier getestet habe, waren 4 in Ordnung. Und jenes Paar, das ich bewusst mit hochfluoriertem Wachs präpariert und vorgelegt habe, zeigte auch grün an – war also okay. Da frage ich mich: Wie kann es sein, dass eine offensichtlich nicht zuverlässige Maschine die akribische Vorbereitung der Athleten, Trainer, Betreuer und Serviceleute zunichte macht? Obwohl man nichts falsch gemacht hat?“ „Die FIS mischt sich in diese Neuregelung umsonst ein.“ Sepp Zanon Sie kritisieren die FIS… &bdquo;Die FIS mischt sich in diese Neuregelung umsonst ein. Es sind die Wachsfirmen selber, die seit zwei oder drei Jahren kein hochfluoriertes C8-Wachs mehr herstellen. Hingegen gibt es noch das sogenannte C6-Fluorwachs, das weiterhin im Fachhandel erhältlich ist. Der Fluoranteil dort ist ähnlich groß wie in einer Zahnpasta.“

Die Wachsfirmen müssten wohl Interesse haben, das schnellstmögliche Wachs zur Verfügung zu stellen, oder? &bdquo;Gegenfrage: Warum sollten Wachsfirmen Interesse haben, verbotenes Wachs herzustellen und zu verbreiten? Die Firmen waren vor zwei oder drei Jahren die ersten, welche die entsprechenden EU-Verordnungen wegen eines vermeintlichen Gesundheitsrisikos und Umweltbedenken sofort umgesetzt haben. Der Imageschaden wäre enorm, wenn man sie erwischen würde, wie sie verbotenes Wachs herumreichen – siehe Mowinckel. Die FIS ist vorgeprescht und hat sich in irgend etwas eingemischt, das bei den sogenannten Spezialisten – eben den Wachsfirmen – besser aufgehoben ist und kontrolliert wird.“

Der Speed-Auftakt steht für Dominik Paris & Co. kurz davor. © Pentaphoto

Warum wurde der sogenannte Schwellenwert bezüglich Disqualifikation nicht bei 0,0 gelassen anstatt auf 1,8 angehoben? Sind so nicht Mauscheleien Tür und Tor geöffnet? &bdquo;Je höher der Wert ist, umso mehr kann man tricksen – wenn man tricksen will. Es geht um die Art dieses Messsystems, dieser Geräte, die bis zu 40.000 Euro kosten und die offensichtlich keine 100-prozentige Sicherheit geben. Es ist eine Frechheit gegenüber den Athleten, gegenüber dem gesamten Skirennsport. Als ob die FIS nicht schon genug Baustellen hätte.“

„Wir müssen den Wachsfirmen blind vertrauen.“ Sepp Zanon In einer Woche beginnt der Speed-Weltcup mit zwei Abfahrten in Zermatt/Cervinia. Lassen Sie vorher alle Rennskier von Dominik Paris durchtesten? &bdquo;Ich kann nicht mit 35 Paar Skiern zum Test gehen. Ich werde ganz normal wachsen, und zwar mit dem Wachs, den wir von den Firmen bekommen haben. Wir müssen ihnen blind vertrauen, denn wir Serviceleute haben keine Testmöglichkeit. Es ist paradox: Wir müssen Regeln einhalten, die wir selber nicht kontrollieren können.“

Südtirol hat 1000e von Skikindern, Hunderte von Master-Skirennfahrern. Was bedeutet diese Regelung für sie? &bdquo;Diese Regel gilt nur für den Weltcup. Im Europacup und bei FIS-Rennen kommt das Kontrollsystem nicht zum Einsatz, da es zu teuer ist.“

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