Peter Fill: „Die Ski-Pension habe ich mir anders vorgestellt“

Die Südtiroler Bevölkerung muss dieser Tage wegen der Corona-Pandemie zu Hause ausharren. Wie sieht denn der Tagesablauf eines Peter Fills zurzeit aus? Peter Fill: &bdquo;Den bestimmen meine Kinder. Am Morgen klingelt spätestens um 7 Uhr der Wecker, dann frühstücken wir alle zusammen und daraufhin heißt es, sich etwas einfallen zu lassen, um die Kleinen zu unterhalten. Wir haben einen Garten, eine Terrasse und einen Parkplatz, auf dem wir Parcours aufbauen und diese bewältigen. Zudem trainiere ich am Vormittag immer ein bisschen in der Kraftkammer.“

Peter Fills Sohn Leon meistert den hauseigenen Parcours mit Bravour.

Mittlerweile sind 2 Monate seit Ihrem Karriereende vergangen. Wie fühlt sich die Ski-Pension an?

&bdquo;Ich habe sie mir anders vorgestellt.“

Inwiefern?

&bdquo;Dass man nicht nur daheim rumsitzt (lacht). Nein, im Großen und Ganzen fühlt es sich immer noch gut an. Ich bereue es nicht, aufgehört zu haben. Außerdem bin ich glücklich, dass ich noch ein Abschlussrennen machen durfte und mit den Kollegen ein bisschen feiern konnte. In der letzten Woche wäre auf der Alm eine Abschlussparty mit vielen meiner Weggefährten geplant gewesen, die ist aber leider ins Wasser gefallen.“

&bdquo;Bei den letzten Rennen waren meine Teamkollegen nicht immer sehr willkommen.“ Geht Ihnen der Ski-Sport nicht ab?

&bdquo;Ich habe die letzten Weltcup-Rennen im Fernsehen verfolgt und muss sagen, dass ich froh bin, nicht mit dabei gewesen zu sein. In Saalbach beispielsweise herrschten schwierige Pisten- und Wetterverhältnisse vor. Zudem habe ich mitbekommen, dass meine Teamkollegen nicht immer sehr willkommen gewesen sind.“

Insgesamt 355 Mal war Peter Fill im Weltcup an den Start gegangen. © Pentaphoto

Wie meinen Sie das?

&bdquo;Als die letzten Rennen in Norwegen stattfanden, hat sich die Sache mit dem Coronavirus verschärft. Ich bin immer in Kontakt mit einigen Team-Kollegen und Trainern gestanden und sie haben mir gesagt, dass sie schief angeschaut wurden, nur weil sie Italiener waren. Es war ein schwieriger Moment.“

Am Ende der Weltcup-Saison hat sich Aleksander Aamodt Kilde die große Kugel geschnappt.

&bdquo;Auf jeden Fall voll verdient. Er hat im Vergleich zum Vorjahr am meisten von allen zugelegt, vor allem im Riesentorlauf hat er gewaltige Schritte nach vorne gemacht. Das hat auch den Ausschlag für den Gesamtsieg gegeben. Von Alexis Pinturault und Henrik Kristoffersen bin ich etwas enttäuscht: Nicht, dass sie eine schlechte Saison gemacht hätten, aber die Konstanz der letzten Jahre hat gefehlt. Nach dem Rücktritt von Marcel Hirscher lastete viel Druck auf ihren Schultern. Kilde hatte dagegen den Vorteil des Außenseiters. Bärig, dass er die Fahne der Abfahrer hochgehalten hat.“

&bdquo;Ein Engagement als Trainer würde mich reizen. Das werde ich in Zukunft sicher angehen.“ Angenommen, Dominik Paris hätte sich nicht verletzt: Wäre es ihm zuzutrauen gewesen, bis zum Schluss um die große Kugel mitzufahren?

&bdquo;Das ist schwierig zu sagen. Er war in seinen Disziplinen Abfahrt und Super-G extrem gut drauf, auch in der Kombi machte er seine Sache gut. Aber im Endeffekt brauchst du, meiner Meinung nach, 4 Disziplinen. Wenn er jedoch so konstant weitergefahren wäre, wäre die Chance auf den Gesamtsieg auf jeden Fall da gewesen. Schade wegen der Verletzung. Ich glaube aber, Domme wird wieder stark zurückkommen und uns alle noch eine Riesenfreude bereiten.“

Kommen wir auf Sie zurück. Haben Sie schon Überlegungen gemacht, was jetzt – sprich nach der Karriere – kommt?

&bdquo;Klar, ich habe mir schon gewisse Gedanken gemacht. Eine definitive Entscheidung zu treffen, ist in der jetzigen Situation aber schwierig. Wie genau meine nahe Zukunft ausschaut, weiß ich also noch nicht so richtig.“

Wäre ein Engagement als Trainer ein Thema?

&bdquo;Ja, das würde mich reizen und das werde ich sicher angehen, allerdings nicht sofort. Ich bin frisch raus aus dem Skisport. Um Trainer zu sein, muss ich erst einmal eine Vorbereitung und den Kurs machen. Auf lange Sicht gesehen ist es aber schon mein Ziel, in diesem Bereich zu arbeiten.“

Fragen: Thomas Debelyak

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