„So ein Start darf nicht mehr passieren“

Kurz vor dem Abflug ergab sich s+ noch die Möglichkeit, mit Speed-Spezialist Florian Schieder ein Gespräch zu führen. Dabei sprach der 29-Jährige über...

...die bisherige Sommervorbereitung: &bdquo;Ich hole mal weiter aus: Die letzten Rennen bestritt ich am San-Pellegrino-Pass und auf der Axamer Lizum Anfang April. Auf der Axamer Lizum gewann ich bei den Deutschen Meisterschaften den Super-G und holte so wertvolle FIS-Punkte. Die letzten Skitage hatte ich nach Ostern auf der Schwemmalm in Ulten und in Livigno. Dann stellte ich die Skier weg und habe sie erst letzte Woche auf dem Gletscher in Zermatt hervorgeholt. Es waren meine ersten vier Schneetage. Jetzt kommt der vierwöchige Trainingsblock in La Parva. Wir trainieren auf gebalkter Eispiste Riesentorlauf, dann kommen auch der Super-G und die Abfahrt dazu. Das volle Programm also.“

...das Trockentraining: &bdquo;Die Sommervorbereitung habe ich hauptsächlich zu Hause in Kastelruth und auf der Seiser Alm unter der Anleitung von Einar Prucker absolviert. Mit dem Team war ich eine Woche in Formia und eine Woche in Cesenatico. Das Krafttraining habe ich in Seis im Fitnessstudio von Aaron March gemacht. Bei ihm habe ich Top-Bedingungen.“

Florian Schieder erlebte eine Saison zum Vergessen. © APA/afp / DIMITAR DILKOFF

...den holprigen Saisonstart (23. in Beaver Creek, 44. in Gröden, 32. in Bormio) im Vorjahr: &bdquo;Beaver Creek mag ich eigentlich, was Pistenbeschaffenheit und Schnee angeht. 23. war sicher enttäuschend, aber ich machte mir noch keine großen Gedanken. In Gröden lief es einfach nicht, während ich in Bormio nur auf einem Bein runter fuhr. Da waren die Knieschmerzen schon kaum mehr auszuhalten.“

...die Lösung des &bdquo;Knie-Prob-lems“ : &bdquo;Ich habe im Sommer- und Herbsttraining überpowert, ganz einfach zuviel trainiert. Die Folge war eine verkalkte Sehne, die riesige Schmerzen verursachte. Ich hätte eigentlich eine Pause machen müssen. Aber im Dezember und Jänner, also in den Abfahrtsmonaten pausieren? Das kam nicht in Frage. Mein Vertrauensarzt Christian Fink verabreichte mir Arnikaspritzen als Entzündungshemmer, zudem machte ich eine Stoßwellentherapie. Als ich beim Abfahrtstraining in Wengen fast keine Schmerzen mehr spürte, konnte ich es kaum glauben. Die Folge war Platz zehn im Rennen. Von da an ging es ständig bergauf, und mittlerweile habe ich das Problem mit dem Knie sehr gut unter Kontrolle.“

...das vierwöchige Trainingslager in Chile: &bdquo;Wir sind Profis und machen das ja nicht das erste Mal. Aber es ist schon eine große Herausforderung. Erstmal so lange von zu Hause weg, und dann liegt La Parva auf 2.800 Meter Höhe. Mit der Zeit kommen die Schlafprobleme. Ich brauche nach der Rückkehr immer zwei Wochen, bis ich wieder richtig auf der Höhe bin.“

...die Saisonpremiere der Speed-Spezialisten in Copper Mountain (USA) mit einem Super-G am 27. November: &bdquo;Die Piste ist nicht recht anspruchsvoll. Alle Fahrer aller Nationen kennen sie gut, da wir uns dort immer auf Beaver Creek vorbereiten. Die Laufzeit wird eher auf der kürzeren Seite sein und es wird definitiv ein sehr knappes Rennen, da es auf jedes Hundertstel ankommen wird – sicher extrem spannend für die Zuschauer.“

...den &bdquo;neuen“ Fokus auf den Super-G: &bdquo;Der Super-G-Sieg bei den Deutschen Meisterschaften auf der Axamer Lizum hat mir viel Selbstvertrauen gegeben. Die guten FIS-Punkte nehme ich natürlich gerne mit. Damit starte ich auch wieder bald hinter den Top 30. Außerdem habe ich ein neues Paar Ski getestet, mit dem ich sehr gut zurecht komme. Das hat man auch beim Training auf der Schwemmalm im April gesehen, wo ich zeitmäßig bei Dominik Paris war.“

Ob steil die Piste hinab oder den Klettersteig hoch: Florian Schieder liebt die Herausforderung.

...Heim-Olympia 2026 in Mailand Cortina: &bdquo;Darüber mache ich mir derzeit überhaupt keine Gedanken, ich rechne mit gar nichts. Denn eines ist fix: Wenn ich die heurige Saison so schwach beginne wie die letztjährige, bin ich sowieso nicht dabei. Ich habe meinen Fokus vor allem auf Beaver Creek gelegt. Dort sind zwei Abfahrten angesetzt, und dort will ich bereit sein.“

...den Urlaub im vergangenen Sommer: &bdquo;Ich war überhaupt nicht im Urlaub – dafür hatte ich keine Zeit. Das höchste der Gefühle waren drei Tage auf unserer Familien-Almhütte auf der Seiser Alm, da konnte ich perfekt abschalten. Für längere Urlaube bin ich nicht der Typ, weil ich ja den Großteil des Jahres ständig unterwegs bin. Da habe ich viel lieber die Zeit zu Hause genossen, habe mich um die Heuarbeit gekümmert und war als Posaunist oft mit der Kastelruther Musik unterwegs. Da war ich in diesem Sommer fast immer dabei – das ist meine Art von Urlaub.“

...die Berg-Leidenschaft: &bdquo;Ja, ich habe schon ein paar Gipfel von oben gesehen im Sommer. Aber ich gehe oder wandere nur dahin, wo man sich nicht anhängen muss. Klettern ist eher nichts für mich. Sobald ich irgendwo weit runterschauen muss, ist mir nicht mehr ganz wohl. Dabei habe ich ja Spengler gelernt und war früher ständig auf Dächern unterwegs. Diese Unbekümmertheit ist weg.“

Fragen: Leo Augscheller und Andreas Vieider

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