L Ski Alpin

Stets gut gelaunt – und bald wieder schnell? © ANSA / CHRISTIAN BRUNA

So will das Ski-Sorgenkind zu alter Stärke zurückkehren

Katharina Liensberger blickt nach vorne. Die Slalom-Weltmeisterin von 2021 will mit neuem Umfeld ihre Seuchensaison hinter sich lassen.

Tapfer gelächelt und gewunken hat Liensberger ja die ganze Zeit. Als sie während der WM in Frankreich erfolglos den Neustart versuchte, nachdem die Trennung von Star-Coach Livio Magoni unausweichlich geworden war. Und auch, als die Slalom-Beste der Saison 2020/21 im Saisonfinish regelmäßig um die Qualifikation für den zweiten Durchgang zittern musste. „Schlussendlich habe ich auch letztes Jahr in die Kamera gewunken, weil ich einfach glücklich beim Skifahren bin“, sagte Liensberger im Rückblick auf eine Saison ohne Podest- und mit nur drei Top-Ten-Platzierungen.


Ihr professionellstes Lächeln hat Liensberger auch bei der Modeschau des Verbands in Salzburg zuletzt aufgesetzt. Und vor dem Laufsteg-Auftritt, als sie vor Journalisten ihre Comeback-Pläne an die Spitze umriss. „Ich freue mich riesig, dass die Saison startet. Ich weiß natürlich, dass ich in keiner leichten Ausgangsposition bin. Gerade was die Startnummer betrifft, was die Vergangenheit betrifft. Aber ich will positiv in die Zukunft blicken, konsequent weiterarbeiten und Schritt für Schritt setzen.“ In der Weltcup-Startliste ist sie im Slalom auf Platz 21 abgerutscht, im Riesentorlauf auf Platz 20. Den Zahlen nach geht sie in beiden Disziplinen („Ich fühle mich in beiden gleich wohl“) als Österreichs Nummer drei in die Saison.

Weg von Magoni, zurück ins Team

Der knochenharten Magoni-Schule wurde der Rücken gekehrt. „Ich war voll dahinter, aber das war nicht mein Weg. Das Wichtigste ist momentan, wieder zu meinem Skifahren und meiner Grundtechnik zurückzufinden“, sagte Liensberger über die fortlaufende Arbeit, die nun als festerer Bestandteil des Technikteams passiert.

Katharina Liensberger will zurück in die Weltspitze. © ANSA / Guillaume Horcajuelo


In der „WC Technik“-Gruppe vierer Katharinas – Truppe, Huber, Gallhuber und Liensberger – sowie Lisa Hörhager gibt es keine Sonderbehandlungen mehr. Auch die Zusammenarbeit mit Mentalcoach Mathias Berthold ist inzwischen eine lose, erzählte Liensberger. „Ich weiß, dass ich mich melden kann, wenn ich was brauche.“ Mutter Herlinde, die bei den Rennen ihrer Tochter seit jeher unterstützend dabei war, muss auf Drängen des Verbands künftig zuhause bleiben.

Die mediale Begleitung und wohl auch die Maßnahme selbst kam im Hause Liensberger weniger gut an. Erklärende Homepage-Artikel wurden verfasst, wenige Tage vor Sölden war die Causa für Liensberger „kein Thema“ mehr. In den Vorarlberger Nachrichten erklärte Herlinde Liensberger zuletzt: „Ich war nie Managerin meiner Tochter, schon gar nicht sportliche Beraterin. Also Lichtjahre entfernt von einem Modell Hirscher oder Shiffrin. Ich habe Katharina einfach viele organisatorische Dinge abgenommen, die in dieser Sportart viel Energie von den Aktiven absaugen.“

Teamgeist soll Flügel verleihen

Ein Betreuungsvakuum sollte es im breit aufstellten ÖSV nicht geben. Alpinchef Herbert Mandl will die „Riesenumstellung“ für Liensberger auch als teambildende Maßnahme verstanden wissen. „Es ist für sie wichtig, wenn der Anschluss an das Team besser wird. Man kann auch viel Energie aus einem gesunden Teamgeist schöpfen.“ Die Athletin sagte in diesem Zusammenhang: „Man kann sich gemeinsam so gut pushen, dass es auf ein höheres Level geht. Ich habe es damals gemerkt, als ich mit der Mikaela (Shiffrin) und Petra (Vlhova) an der Spitze gefahren bin.“

Mikaela Shiffrin stärkt Liensberger den Rücken. © APA / EXPA/JOHANN GRODER


Angesprochene Shiffrin sprach zuletzt in höchsten Tönen von der Konkurrentin Liensberger. „Sie ist eine unglaubliche Skifahrerin, ihr Schwung ist wunderschön.“ Jede Sportlerin habe Auf und Abs. „Es ist viel komplexer als nur die Rennleistungen. Da sind persönliche Dinge, Veränderungen im Staff, höhere Erwartungen nach erfolgreichen Saisonen, vollere Terminkalender“, zählte der US-Star auf. „Ich habe keinen Zweifel, dass sie stark zurückkommt.“ Liensberger sagte: „Ich hoffe natürlich, dass es mir schon im ersten Rennen gelingt, mein Skifahren zeigen zu können. Aber es braucht sicher Zeit und Geduld.“

Empfehlungen

Kommentare (0)

Vervollständigen sie Ihre Profil-Angaben, um Kommentare zu schreiben.
Profil bearbeiten

Sie müssen sich anmelden, um die Kommentarfunktion zu nutzen.

© 2024 First Avenue GmbH