Sölden und ein Hauch von Südtiroler Nostalgie

Wer braucht schon ein Happy End, wenn es schon von Anfang an laufen kann? &bdquo;Das ist ein eigenes Gefühl, es war ein verrücktes Rennen und ein perfekter Saisonstart für mich“, meint Julia Scheib gegenüber den Dolomiten nach ihrem grandiosen Premierensieg im Weltcup am Samstag. &bdquo;Mir sind 1000 Kilo von den Schultern gefallen.“ Eine Aussage, die freilich nicht nur für die 27-Jährige aus der Steiermark galt – sondern für eine ganze Ski-Nation.

79 Rennen warteten die ÖSV-Damen auf einen Sieg im Riesenslalom, seit Anna Veith (damals Fenninger) im Jahre 2014 stand keine österreichische Athletin beim traditionellen Auftakt in Sölden ganz oben auf dem Podest. Sowohl in der Mixed Zone als auch im restlichen Zielraum war die Nervosität nach dem 1. Durchgang zu spüren. Nervenstärke, Abgeklärtheit, Routine – das alles waren Schlagwörter, über welche in den zwei Stunden bis zur Entscheidung gemunkelt wurde. Mit ganz Österreich im Rücken zum Premierensieg in Sölden. Das muss man erst einmal ins Ziel bringen. Auch mit einem Vorsprung von über einer Sekunde.

Mölgg sorgte für das letzte Hurra Das breite Grinsen von ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober hätte schließlich gleich für mehrere Gesichter gereicht. In der Rekordkulisse von 15.900 Zuschauern war ein rot-weiß-rotes Fahnenmeer zu sehen, Gänsehaut machte sich breit – mit einer Prise Nostalgie. Allein für den letzten Südtiroler Podestplatz im Riesentorlauf muss man bis Dezember 2017 zurückgehen, damals fuhr Manuela Mölgg im französischen Courchevel auf den dritten Rang.

Manuela Mölgg sorgte für das letzte Südtiroler Riesenslalom-Podest. © APA/epa / GEORGE FREY

Der letzte Weltcupsieg mit Südtiroler Handschrift in dieser Disziplin liegt deutlich weiter in der Vergangenheit. Am 26. Jänner 2008 triumphierte Denise Karbon in Ofterschwang und feierte dort ihren fünften Sieg in einer Saison, in der sie sich auch die kleine Kristallkugel schnappte. Übrigens: Vor ziemlich genau 18 Jahren grüßte sie auch in Sölden von der obersten Stufe des Podests, damals setzte sich die Kastelrutherin vor Julia Mancuso (USA/+0,33) und Kathrin Zettel (Österreich/+0,52).

Anfang gut, alles gut Daran Schuld, dass es einen Tag später – am Nationalfeiertag Österreichs – nicht zum zuvor erwähnten Happy End kam, lag wieder einmal an Marco Odermatt. Der Zielraum begann zu beben, als dessen Namensvetter Marco Schwarz sich aus dem Starthaus katapultierte, der Jubel vermochte schließlich kein Halten mehr zu kennen, als der 30-Jährige den Norweger Atle Lie McGrath von Platz eins stieß.

Und spätestens beim Schlussfahrer – das muss ich einfach eingestehen – denkt man nur noch von Zwischenzeit zu Zwischenzeit. Jedes Mal, wenn die Abstände auf der großen Leinwand eingeblendet werden, vernimmt man eine kurze Stille, die dann unglaublichem Jubel oder noch stärkerer Anfeuerung weicht. Es sind genau jene Sekunden, die im Ski alpin zur Ewigkeit werden, und diesen Sport zu einer derartigen Show machen. Wind, Schnee und Nebel wurde erfolgreich getrotzt, über 31.000 Zuschauer machten aus Sölden für zwei Tage ein Ski-Paradies. Also heißt es zu Recht: Anfang gut, alles gut.

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Sölden und ein Hauch von Südtiroler Nostalgie

Der Weltcup-Auftakt in Sölden erzählte so manche Geschichte – und eine davon erstrahlte in rot-weiß-rotem Glanz. Bei all den Emotionen am Rettenbachferner wurde auch Südtiroler Nostalgie geweckt.

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