L Ski Alpin

Carlo Senoner als Slalomläufer . © Josef Ausserdorfer

Südtirols erster Ski-Weltmeister feiert runden Geburtstag

An diesem Dienstag dürfen im Hotel „Portillo Dolomites“ in Wolkenstein die Sektkorken knallen. Der Seniorchef Carlo Senoner feiert seinen 80. Geburtstag. Seinen Namen erhielt das Hotel von jenem Ort in Südamerika, an dem er vor 57 Jahren den größten Triumph seiner Ski-Karriere gefeiert hatte: den Weltmeistertitel im Slalom.

Der spätere Weltmeister wuchs in einer kinderreichen Familie im Grödnertal auf. In den Ergebnislisten scheint er teilweise als Karl oder Carlo auf, während sich bei den Fans des jungen Rennläufers der Name „Carletto“ einbürgerte. Ab den späten 1950er Jahren war der jugendliche Senoner Teil eines Teams von erfolgreichen Grödnern Skirennläufern, die durch den einstigen Spitzenläufer und Skilehrer Hans Nogler gefördert wurden. Sie sollten den italienischen Skirennlauf der 1960er Jahre dominieren.


Carlo Senoner zählte zu den jüngsten Nachwuchshoffnungen, nachdem er schon als 14jähriger für Furore gesorgt und bei Juniorenrennen reihenweise Siege eingefahren hatte. So fand er früh den Weg ins italienische Nationalteam und durfte als jüngster Teilnehmer 1960 die Reise zu den Olympischen Spielen in Squaw Valley (heute wird der kalifornische Wintersportort als Palisades Tahoe bezeichnet) antreten. Der junge Südtiroler konnte als 13. im Slalom und 17. im Riesenslalom mit beachtlichen Leistungen auf sich aufmerksam machen.

Das italienische WM-Team mit Trainer Hans Nogler nach der Rückkehr aus Portillo 1966, 2. von links Carlo Senoner mit seiner Goldmedaille © Walter Mori


Die frühen 1960er Jahre des Carlo Senoner waren von Erfolgen und Rückschlägen gekennzeichnet. Er startete bei zahlreichen FIS-A-Rennen, die vor der Einführung des Alpinen Skiweltcups 1967 die prestigeträchtigsten Bewerbe waren. Einen ganz großen Erfolg feierte er 1963 beim legendären 3-Tre in Madonna di Campiglio mit dem Sieg in der Kombination. Das ließ auch Hoffnungen auf die im kommenden Jahr stattfindenden Olympischen Winterspiele in Innsbruck aufkeimen. Im Vorfeld derselben wurde Senoner jedoch vom Verletzungspech heimgesucht. Bei einem Struz zog er sich ganze elf Knochenbrüche zu, so dass bei den behandelden Ärzten ernsthafte Zweifel darüber aufkamen, ob er je wieder Rennen bestreiten würde können. Privat widmete sich der Skirennläufer in dieser Zeit dem Aufbau seiner Pension „Chalet“ in Wolkenstein, das er gemeinsam mit seiner Frau Angelika geb. Mussner führte.

Weltmeister im August

Seine große Stunde schlug schließlich bei den Alpinen Skiweltmeisterschaften 1966. Diese zählten zu den ungewöhnlichsten Ereignissen ihrer Art, denn sie fanden im August des Jahres in Chile statt – mitten während des europäischen Sommers. Die Bewerbe der Damen und Herren wurden vom französischen Team dominiert, das sieben der acht möglichen Goldmedaillen gewinnen konnte. Der einzige Läufer, der diese Phalanx durchbrach, war der damals 22-jährige Senoner. Er verwies am 14. August 1966 den Franzosen Guy Perillat mit 0,69 Sekudnen Vorsprung auf den zweiten Platz. Der junge Grödner ließ sich auf den Schultern seiner Teamkollegen Ivo Mahlknecht und Gerhard Mussner feiern, nachdem er seinen lange ersehnten internationalen Sieg erreicht hatte. Der Weltmeister wurde in der Heimat mit seinen Teamkollegen begeistert empfangen und in der Presse gewürdigt.

Weltmeister Carlo Senoner mit seiner Frau Angelika. © Walter Mori


Er sorgte dafür, dass die bislang einzigen Alpinen Skiweltmeisterschaften auf der Südhalbkugel in die Annalen des italienischen Skisports eingingen. Gleichzeitig war Senoner der erste italienische Weltmeister seit Zeno Colò 1952. Für die großen Skinationen Österreich und Schweiz verliefen die Bewerbe in Portillo hingegen enttäuschend, weshalb in den Verbänden strukturelle Reformen begannen. Carlo Senoner nahm 1968 noch an den Olympischen Winterspielen in Grenoble teil und beendete in diesem Jahr seine Karriere. Seine Pension erhielt in Erinnerung an seinen Weltmeistertitel den Namen „Portillo“ und wird unter diesem bis heute von den Nachfolgern geführt.


Empfehlungen

Kommentare (0)

Vervollständigen sie Ihre Profil-Angaben, um Kommentare zu schreiben.
Profil bearbeiten

Sie müssen sich anmelden, um die Kommentarfunktion zu nutzen.

© 2024 First Avenue GmbH