Südtirols Kult-Trainer und der Rollentausch: „Das Kribbeln bleibt“

Die Autofahrt von Courchevel nach Wolkenstein kann sich ganz schön lange ziehen. Das Navi-Gerät rechnet hierfür knappe acht Stunden aus. Als Raimund Plancker am Sonntagnachmittag, nach Ende der spektakulären WM-Abfahrt, das malerische französische Alpendorf mit all seinen idyllischen Gassen und edlen Holzverkleidungen hinter sich gelassen hat, war also viel Zeit zum Nachdenken da. Früher hätten seine Gedanken vielleicht so ausgesehen: Wo lagen diese verflixten Hundertstel versteckt, die Dominik Paris gerade eben eine WM-Medaille gekostet haben? Wo gilt es jetzt die Hebel anzusetzen, um im Saison-Finale noch einmal angreifen zu können?

Kein Wunder, denn 28 Jahre lang war Raimund Plancker Ski-Trainer. Er ist derjenige, der am Aufstieg von Superstar Dominik Paris so großen Anteil hat wie sonst kaum jemand – auch, weil er an den Ultner geglaubt hat, als es sonst niemand tat. Er ist derjenige, der einen Christof Innerhofer und einen Peter Fill zu Stars formte. Und er ist derjenige, der als einer der Besten seiner Zunft gilt. Oder galt. Denn den Trainer Plancker, den gab es Mal. Vor etwas mehr als einem Jahr hat der Grödner die Seiten gewechselt. Er ist jetzt Teil des Ski-Weltverbands FIS, genauer gesagt der Renndirektoren, bei denen er gemeinsam mit dem ehemaligen Abfahrtsweltmeister Hannes Trinkl für die Speed-Rennen zuständig ist.

Waren jahrelang ein eingespieltes Team: Dominik Paris (links) und Raimund Plancker. © Pentaphoto

Das Aufgabenfeld ist hierbei ganz vielfältig, wie uns Plancker im ausführlichen Interview beschreibt. &bdquo;Ich bin die rechte Hand von Speed-Renndirektor Hannes Trinkl. Wir müssen schon im Vorfeld eines Speed-Events zu den Veranstaltungsorten reisen, prüfen, ob genügend Schnee vorhanden ist, ob die Sicherheitsinstallierung mit Fangnetzen und so weiter passen. Auch das Profil der Strecke ist wichtig: Sind Sprünge und Wellen in Ordnung oder muss hier noch einmal Hand angelegt werden? Außerdem stecken wir den Abfahrtskurs, im Super-G machen es die Trainer, aber auch da muss kontrolliert werden. Es folgen Tests mit den Vorläufern, aber auch Gespräche mit den Athleten.“

Schlaflose Nächte und der Klimawandel Eine Rennwoche ist also intensiv. &bdquo;Wir sind immer die Ersten, die auf der Strecke sind und die Letzten, die gehen“, so Plancker. Ist das Wetter gut, dann beginnt so ein Arbeitstag in der Regel um 7 Uhr morgens, spielt es verrückt (so wie in Gröden), dann kann auch schon mal die ganze Nacht durchgearbeitet werden.

Solche Momente sind heuer keine Seltenheit, sondern eher die Regel. Der Klimawandel setzt dem Ski-Sport zu, acht Herren-Rennen mussten in dieser Saison schon abgesagt werden, die meisten zu Beginn des Winters. &bdquo;Das ist ein Problem. Die Überlegung ist, in der kommenden Saison alles eine Woche nach hinten zu verschieben“, verrät Plancker. „Ich merkte, dass die Luft draußen war.“ Raimund Plancker Trotzdem geht der zweifache Familienvater in seiner neuen Rolle voll auf. Warum er aber die Seiten gewechselt hat? &bdquo;Es gab schon vor zwei Jahren Kontakt zur FIS, damals entschied ich mich aber, noch Trainer zu bleiben. Nach den Olympischen Spielen im Vorjahr merkte ich jedoch, dass die Luft draußen ist. Diese Aufgabe ist das letzte Stadium meiner Trainerkarriere, denn für so einen Posten braucht es viel Erfahrung“, so Plancker, der hofft, nach diesem Einstiegsjahr auch weiterhin für die FIS arbeiten zu können.

Die Prioritäten verlagern sich Ganz schön vielseitig also, das neue Leben des Raimund Plancker, der in seinem Job eine grundlegende Veränderung im Vergleich zu seiner vergangenen Tätigkeit ausgemacht hat. &bdquo;Früher war das Ergebnis des Rennens das Wichtigste. Heute ist das Wichtigste, dass es ein faires Rennen gibt und alle heil runterkommen.“ Allerdings fügt der 55-Jährige mit einem Schmunzler auch an: &bdquo;Wenn ich dann meine ehemaligen Athleten auf der Strecke fahren sehe, dann kribbelt es schon immer noch.“

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Südtirols Kult-Trainer und der Rollentausch: „Das Kribbeln bleibt“

Jahrelang galt Raimund Plancker als Trainer-Guru, als einer der besten seiner Zunft. Seit diesem Winter nimmt der Grödner aber eine neue, prestigeträchtige Rolle in der Welt des Ski-Sports ein. Wir haben uns mit ihm im Zuge der Ski-WM in Courchevel und Méribel unterhalten.

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