Turbulente Tage in Gröden: WM-Angriff im Alleingang

Die Ski-WM ist immer ein großes Highlight. Deshalb haben Gröden und Alta Badia Blut geleckt. Aus ihrer langjährigen Weltcuperfahrung heraus haben sie bei ihren wichtigsten Partnern – den Gemeinden der beiden Täler – vorgefühlt. Und wurden in Alta Badia schon eingebremst, noch ehe das WM-Abenteuer richtig Fahrt aufnehmen konnte.

Weil sich der Gemeinderat von Abtei in der letzten Woche gegen eine Kandidatur ausgesprochen hatte, ist für Alta Badia der WM-Traum zumindest für 2029 bereits zu Ende. Geplant war, das große Know-how, erworben durch die langjährige Erfahrung der Weltcuprennen auf der Gran-Risa-Piste, gemeinsam mit den Grödner Veranstaltern, in einer Ski-WM zu bündeln. Jetzt will es Gröden alleine richten Kurzum: Was jedes Jahr vor Weihnachten innerhalb von 4 Tagen im Weltcup über die Bühne geht, sollte frühestens 2029 in einem Rahmen von knapp 2 Wochen für Damen und Herren stattfinden. Mit einer millionenfach größeren medialen Aufmerksamkeit. Und: Aufbauend auf bereits bestehenden Infrastrukturen wie Hotels, Renn- und Trainingspisten sowie Aufstiegsanlagen. Und nicht so wie in Cortina d'Ampezzo, wo vor der WM 2021 Pisten, Lifte und Anfahrtswege neu errichtet werden mussten.

Auf der Saslong in Gröden die Speedrennen, auf der Gran Risa in Alta Badia die technischen Disziplinen – so leicht hätte sich die gemeinsame WM-Bewerbung verkaufen können. Weil mit Alta Badia aber nichts mehr wird, will es Gröden nun im Alleingang versuchen.

Fühlt sich in Gröden pudelwohl: Aleksander Aamodt Kilde. © AFP / ANDREAS SOLARO

Wobei: Mit Sestriere – bereits WM-Schauplatz 1997 – ist bereits ein italienischer Kandidat während der WM in Cortina d'Ampezzo vorgeprescht. Das Bewerbungsdossier liegt beim italienischen Skiverband FISI auf. Die Grödner müssen ihr Dossier erst noch fix und fertig ausarbeiten. Dafür bleiben noch einige Monate Zeit, die FISI-Verbandsleitung (consiglio federale) entscheidet erst im Frühjahr 2022, wer von den beiden Bewerbern ins internationale Rennen geschickt wird. Bis 2023 müssen die Bewerbungen beim Internationalen Skiverband FIS eingereicht sein, im Frühjahr 2024 wird über die WM-Vergabe 2029 entschieden. Gut möglich, dass es mehrere Anläufe braucht, ehe man zum Zuge bekommt. Zur Erinnerung: Cortina d'Ampezzo bekam den Zuschlag erst im 5. Anlauf.

&bdquo;Wir könnten morgen mit den Rennen starten.“ Grödens OK-Präsident Rainer Senoner Dass Gröden die WM auch ohne Alta Badia durchziehen will, hat logische Gründe: Auf der Saslong würden die Speedrennen stattfinden (auch jene der Damen), auf der 3er-Piste von Ciampinoi nach Wolkenstein jene der technischen Disziplinen. &bdquo;Wir hätten das Ziel im Ortszentrum von Wolkenstein“, erklärt Rainer Senoner, Grödner OK-Präsident Und: &bdquo;Es wäre ein Sportevent auf bereits bestehenden Infrastrukturen. Wir könnten morgen die Rennen starten. Aber wir wollen es nicht ohne unsere Politiker machen. Es geht nur gemeinsam, nur dann sind wir stark. Ich bin überzeugt, dass die Begeisterung riesig wäre.“ Auch Markus Waldner befürwortet Kandidatur In die gleiche Kerbe schlägt FIS-Renndirektor Markus Waldner: &bdquo;Sei es in Alta Badia, sei es in Gröden, ist alles vorhanden, um ein Event dieser Größenordnung abzuwickeln. Es würde so gut wie keine Eingriffe in die Natur und somit das Dolomiten UNESCO-Welterbe geben, was von einigen WM-Gegnern befürchtet wird. Die Hotels sind bereits da, die Pisten sind renntauglich und schneesicher, die Infrastruktur wie zum Beispiel das Zielgelände müsste höchstens geringfügig angepasst werden. Das sind Voraussetzungen, von denen viele andere potenzielle WM-Kandidaten nur träumen können“, sagt Waldner.

Zudem kann man eine WM als Chance nutzen, infrastrukturelle Probleme im Ort schneller in den Griff zu bekommen. Probleme wie das große Verkehrsaufkommen in der touristischen Hochsaison in Gröden oder Alta Badia – sei es im Sommer, sei es im Winter. &bdquo;Es kann nicht sein, dass ich in Klausen oder Vahrn von der Autobahn ausfahre und danach über 2 Stunden im Stau stehe, um ins Gadertal oder nach Gröden zu kommen. Im Zuge einer WM-Kandidatur könnte man nachhaltige Konzepte ausarbeiten. Auch, was An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder anderen umweltfreundlichen Alternativen angeht“, so Waldner. Und meint: &bdquo;Gröden und Alta Badia – das wäre ein cooles Zweierpaket gewesen.“

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