Ein Ski-Talent, das eigentlich Hotelierin werden wollte

Es gibt Karrieren, die seit dem Kindesalter fest programmiert sind. Die nach einem zumeist von den Eltern geschmiedeten Plan verlaufen. Wo dem Erfolg alles untergeordnet wird. Egal ob Mikaela Shiffrin, Marcel Hirscher oder Lara Colturi – sie alle vereint dies. Es gibt jedoch auch Karrieren wie jene von Dominik Paris, die sich erst im Laufe der Jahre entwickeln. Vicky Bernardi kann in letzterer Kategorie eingeordnet werden. &bdquo;Ich habe schon mit drei Jahren mit dem Skifahren begonnen. Aber wenn ich klein war, habe ich nie davon geträumt, Athletin zu werden“, stellt die 20-Jährige aus Stern klar. &bdquo;Ich wollte bei meinen Eltern im Hotel arbeiten.“ Vater Werner und Mutter Nicole stammen ursprünglich aus St. Ulrich, führen aber seit Jahren das Ciasa Soleil in Stern.

Die Unentschlossenheit, ob sie es mit dem Skifahren probieren solle, wurde darin bestärkt, dass Bernardi als kleines Mädchen &bdquo;nicht zu den Besten gehörte“. Deshalb wollte sie die Hotelfachschule in Bruneck besuchen, um irgendwann in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten.

In die Heimat der Eltern Dazu kam es aber nicht. Sie hörte, dass es in Cortina d’Ampezzo eine Sportschule gebe, entschied sich schlussendlich aber für jene Gröden. &bdquo;Weil meine ganzen Verwandten dort leben“, sagt sie. Bereits nach einem Monat habe sie Wechselgedanken gehabt. &bdquo;Meine Mutter hat gesagt: 'Beende das erste Jahr und dann siehst du weiter'“, so Bernardi. Die 20-Jährige blieb in St. Ulrich, fasste aber erst in der 3. Oberschule den Entschluss, es mit dem Skifahren zu probieren. &bdquo;Ich habe gemerkt, dass da mehr drin ist und ich besser werde“, nennt sie die Gründe dafür. Aktuell gehört die frühere Slalom-Fahrerin und jetzige Speed-Spezialisitin dem C-Kader Italiens an.

Eine Zukunftshoffnung: Vicky Bernardi

Warum sich Bernardi auf den langen Latten wohler fühlt, hat zwei Gründe. &bdquo;Einerseits spielt meine Ski-Marke Nordica eine Rolle, die in der Abfahrt und im Super-G besser ist. Andererseits habe ich irgendwann gemerkt, dass ich in den Speed-Disziplinen schneller bin.“ Sie fahre zwar noch Slalom und Riesentorlauf, empfinde dabei aber längst nicht so viel Spaß. &bdquo;Im Super-G und in der Abfahrt muss man nicht so viele Fahrten machen. Zudem verletze ich mich dabei nicht. Im Slalom sind mir immer wieder Einfädler unterlaufen. Man sieht in der Weltklasse, wie schwer es ist, einen Slalomlauf gut zu beenden“, erklärt die Gadertalerin. Deren Stärke sei laut eigener Aussage das Gleiten. Wo es flach ist und man die Ski laufen lassen muss, ist sie schnell. In den technischen Passagen habe sie hingegen noch Luft nach oben, &bdquo;auch wenn ich heuer hart daran gearbeitet habe.“

Keine Sensation Dass sie auf der Karl-Schranz-Piste in St. Anton Silber gewann, zeigt aber, dass sie sich überall wohl fühlt. Die Abfahrtstrecke in Nordtirol, die auch im Weltcup-Kalender der Damen verankert ist, ist nämlich äußerst abwechslungsreich. Flachpassagen, enge Kurven und steile Abschnitte wechseln sich ab. &bdquo;Das erste Training war eine Katastrophe“, erzählt Bernardi, die anschließend die Anweisungen der Trainer gut umgesetzt und sich prompt wohler gefühlt habe. Und so spekulierte die Südtirolerin – trotz der großen Konkurrenz – durchaus mit einer Medaille. Dass letztendlich nur drei Hundertstel zur Goldenen fehlten, war für sie dennoch überraschend. &bdquo;Ich habe meine Skispitzen nach unten gerichtet und mich auf die technischen Passagen konzentriert“, verrät Bernardi ihr Erfolgsgeheimnis. Auch im Super-G tags darauf überzeugte sie als Fünfte.

Mit der Medaille konnte sie ein großes Saisonziel schon von ihrer Agenda streichen. Das nächste sei es, im Europacup in die Top-15 zu fahren, um beim Saisonfinale in Narvik (Norwegen) dabei zu sein. Bisher ist der 27. Platz in Altenmark-Zauchensee, den sie vor rund drei Wochen herausgefahren hat, ihr bestes Ergebnis. Das Potential, um dieses Ziel schon bald zu erreichen, hat sie allemal.

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Ein Ski-Talent, das eigentlich Hotelierin werden wollte

Kürzlich gewann sie in St. Anton die erste Südtiroler Medaille bei einer Junioren-Weltmeisterschaft seit 2016. Damals wurde Verena Gasslitter im Super-G Dritte. Das ist insofern beeindruckend, weil Vicky Bernardi aus Stern bis zu ihrem 15. Lebensjahr ganz andere Zukunftspläne hatte.

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