Verlierer & Überraschungen: Franz Gampers große WM-Analyse

Franz Gamper ist eine Koryphäe im alpinen Skizirkus. Der 68-jährige Ultner aus St. Nikolaus hatte bereits Größen wie Martina Ertl, Deborah Compagnoni oder das legendäre Wikinger-Team um Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud unter seinen Fittichen. Seit dieser Saison bildet er mit Tomas Bank das Trainerteam für das tschechische Multitalent Ester Ledecka. Für s+ hat Franz Gamper, der in seiner Freizeit gerne in den Bergen unterwegs ist und im Männerchor singt, die WM in Cortina d'Ampezzo analysiert. Franz Gamper über… die Organisation der WM: Gamper: &bdquo;Man muss ihnen ein großes Kompliment machen. Die Organisation war super und die FIS hat gute Entscheidungen getroffen, zum Beispiel als es zu Beginn der WM so stark geschneit hat. Danach hat das gute Wetter einiges vereinfacht. Auch die Pisten waren immer top, außer beim Kombi-Slalom. So einen Eishang hätte es nicht gebraucht.“ das Abschneiden seiner Athletin: &bdquo;Ester hat gute Rennen gezeigt. Sie wurde zweimal Vierte, jedes Mal nur wenige Hundertstelsekunden hinter einer Medaille. Die waren bedingt durch ein bisschen Pech, aber auch durch kleine Fehler. Sie ist noch relativ unerfahren und im Speedbereich braucht es halt Erfahrung. Sie muss noch viel lernen, aber wie gesagt, die Resultate waren ja nicht schlecht. Trotzdem braucht man zwei vierte Plätze bei einer WM nicht. Es zählen nur die Medaillen, der Rest ist bald vergessen. Aber so ist das beim Skifahren: Einmal sind die Hundertstel für dich, einmal gegen dich.“

Franz Gamper und Ester Ledecka: Die Tschechin wurde bei der WM zweimal Vierte.

die Ergebnisse der Azzurri: &bdquo;Das italienische Team hat, meiner Meinung nach, eine schlechte WM hinter sich. Vor allem von den Frauen hätte man sich mehr Medaillen erwartet. Ich war mir sicher, dass Bassino im Riesentorlauf auf das Podest fährt. Da wäre ich jede Wette eingegangen. Aber so sind Weltmeisterschaften. Ich kann mich an Athleten erinnern, die als Favoriten bei einer WM gescheitert sind und danach nie mehr das alte Niveau erreicht haben. Bei den Männern hatte man auf Dominik (Paris; Anm. d. Red.) gehofft. Bei ihm hat man gesehen, wie knapp alles beisammen ist. Bei einem Tor zu spät und weg ist die Medaille.“ die Gewinner der WM: &bdquo;Dazu gehört sicher Luca De Aliprandini – obwohl ich schon auf ihn gehofft hatte. Er driftet die Kurven immer an und in so einem steilen Hang ist das oft schnell. Bei ihm hat man vom ersten bis zum letzten Tor vollen Einsatz und den Ehrgeiz gesehen. Er wollte die Medaille und hat sie sich geholt. Pertl (Slalom-Silber; Anm. d. Red.) hat mich auch überrascht, ihn hatte ich nicht auf der Rechnung für eine Medaille. Und natürlich die Deutschen, die ja im Weltcup zuletzt nicht so stark waren. Mit den Schweizern konnte man rechnen, obwohl Gut-Behrami im Riesentorlauf überraschend stark war.“ die Verlierer der WM: &bdquo;Mehr erwartet hätte ich von Michelle Gisin und den Italienern. Auch von den Norwegern, die ja bis auf den Slalom nicht viel geholt haben. Sie hatten in dieser Saison einfach großes Pech. Eine normale Nation hat nicht mehr als drei sehr gute Fahrer und wenn dann genau die ausfallen, wird es schwer. Außerdem bleibt Jansrud im Moment hinter den Erwartungen zurück.“

Die Parallelrennen sorgen weiterhin für Kritik: Franz Gamper hält das Format grundsätzlich für spannend. © APA/afp / ANDREAS SOLARO

die Aufregung um den Parallel-Wettbewerb: &bdquo;Eigentlich wäre das ja ein interessanter Bewerb. Es ist halt schwierig, zwei gleichmäßige Läufe zu setzen. Es bräuchte schon eine Autobahn und GPS, oder was weiß ich. Ich glaube, dass es 100-prozentige Gerechtigkeit bei diesem Event nicht geben kann. Vielleicht sind auch die Regeln nicht optimal, womöglich müsste man dort etwas verändern. Was auf alle Fälle vermieden gehört, ist, dass der Hang beim Parallelrennen eine Kurve hat. Da hat man gesehen, dass das nicht funktioniert.“ sein persönliches WM-Fazit: &bdquo;Für mich war es wunderschön. Durch das Coronavirus waren viel weniger Leute dort. Für uns Trainer heißt das, kein Stress und viel mehr Zeit. Für die Athleten war es vielleicht etwas seltsam, weil Fans schon ankurbeln. Auf der anderen Seite hatten sie auch weniger Stress. Insgesamt hat mir die WM sehr gut gefallen. Schon alleine bei schönem Wetter vor so einer Kulisse zu sein. Das ist ein Traum. Ich weiß, dass ich privilegiert bin, dass ich dort sein durfte. Kurzum: Mir hat’s gut gefallen!“

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Die Ski-WM 2021 in Cortina d'Ampezzo ist Geschichte. Für s+ blickt Trainerlegende Franz Gamper auf das Geschehene zurück – inklusive seiner persönlichen Highlights.

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