
Julia Scheib hat gleich zwei Flüche der Österreicherinnen gebrochen. © ANSA / ANNA SZILAGYI
Von dunklen Momenten zur Sternstunde: Sölden feiert seine Heldin
Julia Scheib hat sich mit ihrem Triumph beim Weltcup-Auftakt in Sölden zur Heldin einer ganzen Ski-Nation aufgeschwungen. Zwei Flüche brach die Steirerin – und sprach schließlich auch von Hilfe in den dunkelsten Momenten.
25. Oktober 2025
Aus Sölden

Von:
Christoph Niederkofler
Wer die finalen Szenen von Der König der Löwen (1994) im Kopf hat, erkannte am Samstagnachmittag im Zielraum von Sölden die mannigfaltige Bedeutung des Geschehenen. Kurz nachdem Julia Scheib mit einer mutigen sowie abgeklärten Fahrt den ersten Weltcupsieg ihrer Karriere unter Dach und Fach brachte, ertönten die Klänge von King of Pride Rock aus zuvor erwähntem Disney-Film. Und die musikalische Untermalung traf es auf den Punkt.
Wie Simba sein Tierreich erlöste, brach auch Scheib einen schier ewigen Fluch. So bedeutete die umjubelte Premiere der 27-Jährigen den ersten österreichischen Sieg im Riesenslalom seit März 2016 in Jasna, 79 Rennen dauerte die Durststrecke der ÖSV-Damen an. Darüber hinaus avancierte die Steirerin zur ersten heimischen Sölden-Triumphatorin seit Anna Veith im Jahre 2014 – und stieg damit gewissermaßen zur Königin einer lange Zeit gefrusteten Ski-Nation auf.
Scheib: „1000 Kilo von den Schultern“
Ob bei der Siegerehrung oder auch bei den anschließenden Interviewterminen: Die Heldin der Stunde wirkte sichtlich gelöst. „Mir sind 1000 Kilo von den Schultern gefallen. Das ist ein eigenes Gefühl, es war ein verrücktes Rennen – und ein perfekter Saisonstart für mich“, erklärte sie in einer Medienrunde gegenüber SportNews. Die Österreicherin sei selbst von ihrem satten Vorsprung von 1,28 Sekunden im ersten Durchgang überrascht gewesen. „Aber ich weiß auch, wie schnell man so eine Führung richtig schnell verspielen kann. Da die anderen auch richtig stark unterwegs sind, habe ich nie daran gedacht zu taktieren.“„Je länger ich auf die Anzeigetafel geschaut habe ... Es war einfach wie im Film!“ Julia Scheib
Umso schöner sei schließlich der Moment gewesen, in dem ihr das ersehnte Kunststück am Rettenbachferner endlich gelungen ist. „Ich habe es fast nicht glauben können“, meinte Scheib. „Je länger ich auf die Anzeigetafel geschaut habe ... Es war einfach wie im Film!“
Scheib erlebte auch dunkle Momente
Nach zwei dritten Plätzen in den Jahren 2023 und 2024 grüßte sie nun also zum ersten Mal von der obersten Stufe des Podests. Vorgezeichnet war dieser Weg jedoch nicht unbedingt: Mit 17 hatte sich Scheib einen Kreuzbandriss samt Meniskusriss im rechten Knie zugezogen, fünf Jahre später folgte ein Kreuzbandriss im linken Knie. „Ich habe von außen enorme Unterstützung bekommen, so viele Stimmen haben mich immer wieder aufgebaut. Das war in den dunkelsten Momenten am entscheidendsten“, so Scheib. Als die österreichische Nationalhymne schließlich im Zielraum von Sölden ertönte, war die Erleichterung groß. „Es war einfach ein surreales Gefühl“, unterstrich sie.Rabenschwarzer Tag für Azzurre
Einen rabenschwarzen Tag erwischten hingegen die Azzurre. Mit Asja Zenere schaffte es nur eine Fahrerin in die Entscheidung, die 28-Jährige schaffte es immerhin auf den 17. Rang (+2,76). Sofia Goggia fädelte in Durchgang eins mit der Hand bei einem Rechtsschwung ein und stürzte. Die beiden Südtirolerinnen Laura Steinmair (41./+5,07) und Elisa Platino (53./+7,08) verpassten den Sprung in den zweiten Durchgang jeweils klar.Asja Zenere bejubelte ihren starken Lauf im zweiten Durchgang. © ANSA / GIAN EHRENZELLER
Steinmair übte sich anschließend in Selbstkritik: „Da wäre mehr drin gewesen. Ich hatte doch zu viel Respekt, anstatt voll Gas zu geben“, räumte sie ein. „Die Piste hatte schon Schläge drin, aber wenn man schön der Linie nachfuhr, ging es einigermaßen gut. Dass ich zu den Besseren des italienischen Teams gehörte, ist kein Kriterium.“
Und dann gab sie mit Blick auf den fünften Weltcup-Einsatz in ihrer Karriere zu: „Ich war vor meinem Start doch extrem aufgeregt. Am Vortag war ich noch völlig ruhig, auch bei der Besichtigung. Aber als ich im Starthaus stand, war die Aufregung riesig.“
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