Von Vinatzer bis zur Innerhofer-Posse: Die Tops und Flops

Top Das Wetter: Wer nicht selber dabei war, konnte es nicht glauben: 15 Tage lang – vom 5. bis 19. Februar – zierte keine einzige Wolke den blauen Himmel über den Trois Vallées, den 3 Skitälern mit Courchevel, Méribel und Val Thorens-Les Menuires. Das vereinfachte den Veranstaltern um die FIS-Renndirektoren Markus Waldner und Raimund Plancker die Arbeit extrem: Das Programm wurde problemlos abgespult, die Pistenbedingungen waren perfekt, die Stimmung unter Helfern wie Athleten perfekt.

Die Franzosen: Sie sind stolz, sie sind mitunter etwas grob, aber sie sind nett und hilfsbereit. Und gebildet: Egal, ob bekannt oder nicht – gegrüßt wird jeder, morgens und abends. Und wenn man des Französischen nicht mächtig ist, dann kramen sie problemlos ihr bisschen Englisch hervor.

Die Superstars: 2021 teilten sich diese Rolle Mathieu Faivre, Vincent Kriechmayr, Katharina Liensberger und Lara Gut-Behrami, die mehrfach Gold scheffelten. 2023 stand wie 2019 Mikaela Shiffrin mit 1 Mal Gold und 2 Mal Silber voll im Fokus, bei den Herren war es der Schweizer Ausnahmefahrer Marco Odermatt. Seine &bdquo;perfekte Fahrt“ in der Abfahrt geht in die Skigeschichte ein, dazu holte er das erwartete Riesentorlauf-Gold.

Marco Odermatt hat abgeliefert. © APA/afp / LIONEL BONAVENTURE

Marco Schwarz: Sie sind am Aussterben, die Allrounder. Schwarz ist einer der Übriggebliebenen. Mit seinen WM-Medaillen 6 (Silber Kombi) und 7 (Bronze Riesentorlauf) hat der 27-jährige Österreicher einmal mehr aufgetrumpft, und mehr noch: In der Abfahrt verpasste er Bronze als Vierter um 0,04 Sekunden, im Super-G und im Slalom wurde er Sechster.

Die Überraschungen: Wer auf James Crawford (Super-G), Maria Therese Tviberg (Parallel) und Laurence St-Germain (Slalom) als Weltmeister gewettet hätte, der wäre mit viel Geld nach Hause gegangen. Und wer auf einen Griechen (AJ Ginnis) im Herren-Slalom als Silbergewinner, der gleich als Millionär.

Südtiroler Trainer und Serviceleute: Sie sind ein Dauerbrenner im Skizirkus: Die Südtiroler Trainer haben wieder abgeräumt. Luis Prenn und Roland Platzer (Schweiz Damen), Daniel Dejori, David Fill und Agneta Platter (alle Österreich Damen) – ihre Schützlinge haben allesamt Medaillen gewonnen. Und dann natürlich Trainer-Legende Much Mair sowie Daniel Dorigo: Sie haben entscheidend mitgeholfen, dass Federica Brignone (Kombination) und Marta Bassino (Super-G) Gold geholt haben.

Alex Vinatzer & Michael Mölgg: Der eine ist der Athlet, der im Slalom Bronze holte, der andere ist sein Servicemann und jüngere Bruder von Ex-Skistar Manni Mölgg. Was Vinatzer am letzten WM-Tag in den Schnee zauberte, war ganz großes Kino. Für den immer noch erst 23-Jährigen ist es die 2. WM-Medaille nach Team-Event-Bronze 2019. Und auch Vierter wurde er schon – 2021 beim Slalom in Cortina.

Florian Schieder zählte zu den Lichtblicken. © ANSA / Guillaume Horcajuelo

Tobias Kastlunger und Florian Schieder: Wenn Kastlunger jemand im letzten November prophezeit hätte, dass er im Februar 2023 zwei WM-Rennen bestreitet, hätte er ihn wohl für verrückt erklärt. Der Enneberger ist wie Florian Schieder eines der neuen Gesichter des Südtiroler Skirennsports. In der Kombi wurde Kastlunger Siebter, im Slalom 15. Schieder war in der Abfahrt im Hundertstelpech. Auch bei ihm steht ein 7. Platz zu Buche, auf Bronze fehlten nur 0,20 Sekunden. Starkes WM-Debüt!

Norwegen: Was dieses Land immer wieder für Top-Athleten hervorbringt, löst bei der Konkurrenz fast schon Kopfschütteln aus. Mit am Ende 9 Medaillen waren die Skandinavier das Team mit am meisten Edelmetall (dahinter Schweiz und Österreich mit je 7). Die fahrerische Klasse, die mentale Stärke und der Teamspirit sind bei den Wikingern vorbildlich.

Federica Brignone und Marta Bassino: Der Druck war groß, aber sie haben geliefert! Nicht Top-Star Sofia Goggia sorgte für die großen Schlagzeilen, sondern die anderen 2 großartigen Skidamen bei den &bdquo;Azzurri“.

Flop Dominik Paris: Es war eine gebrauchte WM für den Ultner: Aus im Super-G und &bdquo;nur“ Achter in der Abfahrt – das waren trotz des schwierigen Saisonstarts nicht seine Ansprüche. Im Super-G war er unterwegs zu Edelmetall, überstand einen heftigen Sturz aber schadlos. In der Abfahrt fehlte die Sicherheit der besten Tage, die Folge waren mehrere kleine Fehler. Trotzdem war er an Bronze ganz nah dran: Nur 0,24 fehlten.

Die Innerhofer-Posse: Okay, es war im Vorfeld abgemacht, dass bei der WM Christof Innerhofer den Super-G fahren würde und Matteo Marsaglia die Abfahrt. Weil Inner in den Trainings überragend fuhr (1. und 2.), war das Erstaunen groß, dass er trotzdem außen vor blieb. Das sorgte natürlich für Wirbel. Der FISI-Trainerstab zieht hoffentlich die Lehren daraus und schickt seine Athleten in Zukunft in eine Quali. Der Kampf gegen die Uhr ist noch immer die gerechteste Lösung.

Michelle Gisin: Sie konnte einem leid tun: Als zweifache Olympiasiegerin und mehrfache WM-Medaillengewinnerin angetreten, war sie diesmal meilenweit von Edelmetall entfernt. Der Tiefpunkt waren Platz 28 im Riesentorlauf, während sie im Slalom gar nicht unter die Top 30 kam und den Zielraum fluchtartig und weinend verließ. Der Grund des Absturzes liegt wohl hauptsächlich an ihrem Materialwechsel im vergangenen Sommer (Rossignol zu Salomon). Selbst ihr erfahrener Servicemann Christian Gamper aus Ulten war mit seinem Skirichter-Latein am Ende.

Österreich: 2021 war Österreich noch das mit Abstand erfolgreichste Skiland (5 Titel, 1 Silber, 2 Bronze). Diesmal hamsterten Conny Hütter & Co. zwar auch viele Medaillen – insgesamt 7 – eine Goldene suchte man aber vergebens. Dass die selbsternannte Skination Nummer 1 keinen Weltmeister stellte, war letztmals 1987 in Crans Montana der Fall. Und: Mit 7 vierten Plätzen war der ÖSV denkbar oft vom Hundertstelpech verfolgt.

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