
Rund um die Zirogalm war früher Skifahren möglich. © Südtiroler Bürgernetz/provinz.bz.it
Zirog am Brenner: Eine Südtiroler „Lost Ski Area“
Mit dem Klimawandel wird es für Skigebiete in niedrig gelegenen Lagen immer schwieriger werden, ihren Betrieb aufrechtzuerhalten. Deshalb werden in den nächsten Jahren mit Sicherheit Skilifte verschwinden. Doch schon in den vergangenen Jahrzehnten gab es vereinzelte Skibetriebe, die aus unterschiedlichen Gründen eingestellt wurden. Eine davon ist das Gebiet Zirog am Brenner.
14. März 2023
Von: christof.thöny
In den USA gibt es schon seit rund zwei Jahrzehnten einen Trend zur Dokumentation von Lost Ski Areas. So werden Skigebiete bezeichnet, die im Laufe der Zeit verschwunden sind und nur noch in der Erinnerung existieren. Der aus New England stammende Jeremy K. Davis befasst sich seit vielen Jahren mit diesem Phänomen und hat zahlreiche Publikation zu Lost Ski Areas in verschiedenen Regionen der Vereinigten Staaten veröffentlicht.
Auch in der Schweiz gibt es in dieser Hinsicht ein interessantes Projekt. Dieses wurde von Christoph Schuck ins Leben gerufen, einem Professor für Politikwissenschaft aus Dortmund. Er befasst sich beruflich mit der Industriekultur in seiner Stadt. Bei einem Besuch im Wallis stellte er fest, dass das Lieblingsskigebiete seiner Kindertage verschwunden war. Er startete das Projekt einer Datenbank zur Erfassung aller je in der Schweiz vorhandenen Skigebiete. Mehr als 40 Prozent von diesen existierten nicht mehr. Manchmal lag die Auflassung am Schneemangel, manchmal auch am wirtschaftlichen Misserfolg. Schuck plädiert dafür, diese Geschichte zu zelebrieren und die Erinnerungen zu sammeln.
Das erste Skigebiet im Wipptal
Auch in Südtirol gibt es das Phänomen der Lost Ski Areas. In einem Artikel auf Wikipedia werden zwölf solcher gelistet. Eines davon ist Zirog am Brenner, dessen Geschichte kurz nach dem Zweiten Weltkrieg begann. Die Liftanlage bei Brennerbad wurde nach dem Bau eines ersten Liftes 1948 eröffnet. Es handelte sich dabei um das erste Skigebiet im Bereich des Wipptales. Eine Erweiterung des Angebots erfolgte 1974 mit dem Bau eines Sesselliftes zur Zirog Alm, einem neuen Hotelbetrieb und einem Tellerlift.Italiens Ski-Stars trainierten hier
Da die Abfahrt von Zirog als anspruchsvolle Strecke galt, wurden hier häufig Skirennen veranstaltet. In den ersten Jahren des Betriebs fanden etwa die Internationalen Zweitagesrennen statt. Auch internationale Grenzpolizeirennen, eine Skibob-Weltmeisterschaft und italienische Meisterschaften wurden hier ausgetragen.Plakat zur italienischen Meisterschaft in Zirog 1951.
Darüber hinaus diente das Gebiet für das Training der italienischen Skimannschaft, etwa in der Vorbereitung für die Olympischen Winterspiele 1952 in Oslo.
In den 1980er Jahren geriet das Skigebiet in finanzielle Schieflage, die 1986 zur Einstellung führte. Auch das Hotel wurde geschlossen. In der Presse wurde mehrfach die Hoffnung auf einen Weiterbetrieb zum Ausdruck gebracht, der aber nicht möglich war. Die Pistentrasse ist im Laufe der Zeit zunehmend mit Bäumen zugewachsen, wird jedoch teilweise von Skitourengehern weiter genutzt.
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