L Ski Alpin

Sensationsweltmeisterin Laurence St-Germain erlebt keine einfache Zeit. © AFP / JEFF PACHOUD

Zum Betteln gezwungen: Eine Ski-Weltmeisterin in Not

Stell dir vor, du bist Weltmeisterin in der Königsdisziplin des Wintersports, dem Ski Alpin. Und trotzdem bist du vor der Saison zum Betteln gezwungen. Klingt nach einem schlechten Scherz, passiert aber tatsächlich so.

Am 18. Februar dieses Jahres hat Laurence St-Germain die Ski-Welt verblüfft. Im allerletzten WM-Rennen in Méribel, dem Slalom, fuhr die Kanadierin sensationell zur Goldmedaille – und das, obwohl sie vorher noch nie besser als Sechste gewesen war. Es sind genau diese Momente, die eine Ski-Weltmeisterschaft so besonders machen.


Sieben Monate sind seit dieser Riesen-Überraschung vergangen, nun steht eine neue Saison vor der Tür. Und die Euphorie hat bei St-Germain mittlerweile einen argen Dämpfer bekommen. Ihr und ihren Mannschaftskolleginnen machen nämlich Geldsorgen zu schaffen.

20.000 Dollar, um mitfahren zu dürfen

Kanadas Ski-Verband ist knapp bei Kasse. Sogar so knapp, dass jeder Athlet und jede Athletin in jedem Winter 20.000 kanadische US-Dollar – das sind rund 14.000 Euro – bezahlen muss, um überhaupt Teil der Mannschaft sein zu können. Das ist eine Stange Geld, die auch Valérie Grenier zusetzt. Sie ist neben St-Germain der zweite Star im Damen-Team der Nordamerikanerinnen, in der vergangenen Saison gewann sie in Kranjska Gora ihr erstes Weltcuprennen.

Valérie Grenier hat ebenfalls zu kämpfen. © AFP / PIERRE TEYSSOT


„Ich bin bei 5.000 Dollar, glaube ich“, sagte Grenier in der vergangenen Woche in einem Interview mit radio-canada. Die beiden verfügen zwar über einige treue private Sponsoren, doch das reicht bei weitem nicht aus – auch, weil das Skifahren in Kanada nicht den Stellenwert hat wie beispielsweise in Österreich, der Schweiz oder Italien. „Ich bin immer noch auf der Suche nach Sponsoren, und ich habe meine Partnerschaftsmöglichkeiten noch nicht ausgeschöpft. Auf meinem Helm ist noch Platz, genauso wie auf meinem Rennanzug“, erklärt St-Germain.
„Wir sind zwar etwas bekannter geworden, aber im Grunde hat sich nicht viel geändert.“ Valerie Grenier

Dass Sponsoren nach dem sensationellen Weltmeistertitel beziehungsweise dem ersten Weltcupsieg die Türen einrennen, davon können St-Germain und Grenier nur träumen. „Wir sind zwar etwas bekannter geworden, aber im Grunde hat sich nicht viel geändert“, so Grenier.

Spendengala und Online-Kampagne

Am vergangenen Freitag haben die beiden Ski-Stars in Quebec eine Spendengala organisiert, in der Hoffnung, in dieser verzwickten Lage einen Schritt nach vorne machen zu können. „Wir hoffen, dass einige Menschen Lust haben, zu unserer Saison beizutragen“, sagt St-Germain im Vorfeld zu radio-canada. Auch auf ihren sozialen Netzwerken haben die Kanadierinnen eine Spendenkampagne eröffnet und bitten dort um finanzielle Unterstützung.

Profitieren werden von diesen Geldern übrigens auch Sarah Bennett und Simon Fournier, die ebenfalls Teil der Nationalmannschaft sind. Das zeigt, dass die Athletinnen untereinander auf sich schauen. Die Solidarität ist in schwierigen Zeiten wie diese besonders groß.

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Kommentare (1)

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Hermann Zanier

Viel Glück!

13.10.2023 21:20

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