P Snowboard

Daniele Bagozza jubelt über den Sieg in Davos. © Miha Matavz Photography / Miha Matavz

Davos-Sieger Bagozza: „Ich fahre aktuell auf Tutti Frutti“

Im Interview sprach SportNews mit dem Südtiroler Snowboarder Daniele Bagozza, der vergangene Woche in Davos das Weltcup-Rennen gewann. Der Grödner sprach über Emotionen, Ziele und den Druck, der ihn nun verlassen hat.

Kurz vor Weihnachten beschenkte sich der Snowboarder Daniele Bagozza selbst. Der Grödner fuhr beim Weltcup-Slalom in Davos zu seinem insgesamt dritten Weltcupsieg. Damit beendete der 28-Jährige eine beinahe vier Jahre alte Serie von Rennen, bei denen Bagozza nie das Podest erreichte. Im SportNews-Interview erzählt der sympathische Wintersportler von seinen Emotionen und Gefühlen während des Triumphs in der Schweiz sowie von seinen sich dadurch verändernden Zielen für diese Saison.



Daniele Bagozza, gratuliere zu dem sensationellen Sieg in Davos. Wie fühlte es sich an, als im Finale gegen den Österreicher Arvid Auner das grüne Licht aufschien?

„Absolute mega, ich konnte mir das nicht vorstellen. Dieses Ergebnis war jetzt vier Jahre in Arbeit. Eigentlich habe ich einen Podestplatz angestrebt, oder gar eine Top-5-Platzierung. Der Sieg kam dann total unerwartet. Ich hatte dabei das gesamte Rennen einen guten Flow. Als ich dann das Viertelfinale gegen Sangho Lee überstanden, der unter anderem auch Olympia-Zweiter war, da hab ich mir gedacht: Heute könnte etwas gehen – und so war es dann auch.“

Daniele Bagozza ballt die Faust. © Miha Matavz Photography / Miha Matavz


Haben sie das Ergebnis des kleinen Finales, wo Edwin Coratti auf den dritten Platz fuhr, am Start noch mitbekommen, oder lässt dies die Konzentration nicht zu?

„Ich persönlich achte nicht auf meine Kollegen, die vor mir an die Reihe sind. Ich habe mit meinen Trainern gesprochen und habe versucht, ruhig zu bleiben. Erst im Nachhinein habe ich den dritten Platz von Edwin mitbekommen und habe mich dann sehr darüber gefreut. Unser Halbfinale war mega knapp, wobei die Aufregung sehr groß war. Ich war dabei so stark unter Adrenalin war, dass die Automatismen aus dem Training gegriffen haben, sodass ich nicht lange nachdenken musste. Wenn man zu viel grübelt, dann geht die Sache schon manchmal schief. Wenn man abschaltet und es genießt, dann kommen die Resultate.“
„Fischnaller ist für uns ein großes Beispiel.“ Daniele Bagozza

Ein Blick auf die Weltcup-Gesamtpunkte zeigt Coratti an erste Stelle, Maurizio Bormolini auf Platz 3 und Sie auf Platz 4. Mit Roland Fischnaller und Aaron March sind noch zwei weitere Südtiroler immer für gute Ergebnisse zu haben. Was macht das italienische Snowboard-Nationalteam so stark?

„Wir sind immer eine starke Mannschaft und haben uns auch in den letzten Jahren stark bewiesen. Fischnaller ist dabei für uns ein großes Beispiel, sodass wir auch im Training immer auf dem höchsten Niveau fahren. Man will auch dort den Mannschaftskollegen schlagen und wenn man dabei schnell ist, dann ist man auch im Weltcup vorne mit dabei. Wir haben ein Riesenglück, dass wir so eine starke Mannschaft haben, in der wir einander anspornen. Ein italienische Meisterschaft ist fast so schwierig zu gewinnen, wie ein Weltcup-Rennen.“

Das italienische Team holte in Davos Gold (Bagozza), Silber (Lucia Dalmasso bei den Frauen) und Bronze (Edwin Coratti). © Miha Matavz Photography / Miha Matavz


Wieso läuft es nun bei Ihnen persönlich?

„Ich bin ohne Verletzung, ohne einen Nachteil in die Saison gestartet bin. Ich habe zudem ein neues Team, einen Grödner Service-Man aus meinem Dorf und einen neuen Trainer, die sich sehr bemühen. Wir haben die Gruppen etwas aufgeteilt, was bedeutet, dass Fischnaller und ich ein persönliches Team hinter uns haben, da Gabriel Messner aktuell leider verletzt ist. Diese beiden Leute konzentrieren uns vollends auf uns, was wir auch spüren und was uns enorm hilft. Es ist ein Rezept, das funktioniert.“


Was waren ihre Ziele vor dem Start der Saison und haben sich diese nach Davos verändert?

„Das ist eine gute Frage. Mein Ziel für heuer war eben eine Podestplatzierung und da sich das schon erledigt hat, hat sich etwas verändert. Über Weihnachten hab ich mir gedacht, dass es eigentlich relativ cool wäre, in der Slalom-Gesamtwertung unter die Top 3 zu kommen. Da ich aktuell der Führende bin, könnte dies auch realistisch sein – sollte ich weiter so fahren wie ich kann. Im Slalom ist das Risiko immer hoch, in Carezza und Cortina habe ich beides Mal eingefädelt, aber ich fahre aktuell auf Tutti Frutti, volles Risiko. Ich werde versuchen, in den nächsten Rennen mein Bestes zu geben. Dann könnte ich in der Gesamtwertung gut dastehen.“
„Es wäre eigentlich relativ cool, in der Slalom-Gesamtwertung unter die Top 3 zu kommen.“ Daniele Bagozza

Wie haben Sie die Weihnachts-Zeit verbracht?

„Ganz gemütlich, wir haben mit der Familie gefeiert. Mein Vater hatte eine große Freude, weil er immer sehr mitfiebert. Ansonsten war ich mit meinen Kollegen auch auf der Piste. Es ist super, dass ich in diesen Tagen den Kopf abschalten kann. Mir ist jetzt bewusst, dass mich dieser Erfolgsdruck nicht mehr so stark begleiten wird, der sich in den letzten Jahren aufgebaut hat. Wenn man mehrere Winter nicht liefert, dann kommt dieser Podest-Druck einfach. Ich werde mit aller Ruhe in das neue Jahr starten. Ich freue mich wirklich.“

Empfehlungen

Kommentare (0)

Vervollständigen sie Ihre Profil-Angaben, um Kommentare zu schreiben.
Profil bearbeiten

Sie müssen sich anmelden, um die Kommentarfunktion zu nutzen.

© 2024 First Avenue GmbH