Nadya Ochner: „So kann ich kein Snowboardprofi sein“

Südtirol verliert überraschend und zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt sein langjähriges Aushängeschild im Damen-Snowboardsport. Nadya Ochner will nicht mehr. Die Burgstallerin, seit Februar dieses Jahres Mixed-Team-Weltmeisterin mit Aaron March, hat kein Feuer mehr. &bdquo;Diese Entscheidung ist nicht von heute auf morgen gefallen. Es geistert schon seit langer Zeit in meinem Kopf herum, eigentlich seit Jahren. Ich habe ständig andere Sachen im Kopf, als mich nur auf das nächste Training, das nächste Rennen zu fokussieren. Der unbedingte Wille, immer alles zu geben, zu gewinnen, auf viele Dinge zu verzichten – der wurde zuletzt immer kleiner.“

Dass der Zeitpunkt, 3 Tage vor dem Saisonauftakt, sehr ungewöhnlich ist für diesen Schritt, weiß auch Ochner: &bdquo;Eigentlich wollte ich diese Saison bis zum Ende durchziehen. Aber je näher der Auftakt in Carezza heranrückte, umso weniger Freude hatte ich. Ich bin in letzter Zeit gleichgültiger geworden. So kann ich keine Rennen bestreiten, so kann ich kein Snowboardprofi sein. Und weil ich kein Typ für halbherzige Sachen bin, habe ich mich so entschieden.“

Nadya Ochner bei den Olympischen Spielen in Peking 2022. © APA/afp / MARCO BERTORELLO

108 Weltcuprennen hat Nadya Ochner seit ihrem Debüt am 13. März 2010 in Valmalenco bestritten, am Donnerstag kommt noch eines dazu. Dass sie ihren Abschied auf der Pra-di-Tori-Piste feiert, macht es für die 30-Jährige leichter: &bdquo;Hier haabe ich 2014 als Dritte mein erstes Podest erreicht, hier habe ich 2018 mein einziges Rennen gewonnen und dabei Ester Ledecka und Ramona Hofmeister geschlagen. Hier hoffe ich, dass am Donnerstag noch einmal viele Fans kommen und mit mir feiern.“

Dass es &bdquo;andere“ Gründe gibt als fehlende Motivation, verneint Ochner: &bdquo;Ich habe alle Trainings mitgemacht außer in Sölden, wo ich krank war. Aber vielleicht habe ich heuer schon im Sommer verstanden, dass diese Reise schneller als geplant zu Ende geht. Ich habe mir 2 Urlaube gegönnt, einen im Frühling auf Zypern, einen im Herbst in Kolumbien. Ich habe getan, was meiner Seele gut tat. Es gibt noch andere Dinge als Snowboard, auf die ich Lust habe.“

Nadya Ochner beendet am Donnerstag ihre Karriere. © ANSA / GIAN EHRENZELLER

Dass ihr fast abgeschlossenes Jura-Studium eine Rolle gespielt haben könnte, verneint sie: &bdquo;Ich habe die letzten Prüfungen hinter mir, es fehlt nur noch die Doktorarbeit. Ich bin so stolz, dass ich es geschafft habe. Aber vorerst werde ich bei meinem Arbeitgeber, der Polizei, bleiben. Ich werde eine Aufgabe bei der Sportgruppe in Moena übernehmen und mich um den Snowboard-Nachwuchs kümmern, sprich neue Talente anwerben und sie betreuen. Mit Erica Antoniol, der Koordinatorin bei der Polizeisportgruppe, habe ich mich bereits in der letzten Woche auf diese Zusammenarbeit verständigt.“

Was bringen die nächsten Tage? &bdquo;Zuerst die letzte gemeinsame Zeit mit meinen Kollegen im Teamhotel Moseralm und das finale Rennen.“ Und dann? &bdquo;Ich werde noch eines trinken am Donnerstag abend und mich auf den Freitag freuen. Keine Ahnung, was der bringt und was danach kommt.“

Die Karriere der Nadya Ochner Geburtsdatum und -ort: 14. März 1993 in Meran Wohnort: Burgstall Beruf: Snowboardprofi, angehende Juristin Sportgruppe: Polizei Weltcup-Debüt: 13. März 2010 in Valmalenco Hobbys: Taekwondo, lesen, Musik spielen (Nadya war jahrelang Trompetenspielerin bei der Musikkapelle Burgstall) Größte Erfolge: Weltmeisterin im Team Event mit Aaron March am 22. Februar 2023 in Bakuriani (Georgien, im Bild), 1 Weltcupsieg im Einzel (13. Dezember 2018 Parallel-Riesentorlauf am Karerpass-Carezza), 3 Weltcupsiege im Team Event, 4 weitere Einzel-Podestplatzierungen (zweimal Zweite, zweimal Dritte), Bronze bei der Junioren-WM 2013, Europacup-Gesamtsieg 2010/11; Zweite bei der Südtiroler Sportlerwahl 2018; 16. bei Olympia 2022 im Parallel-Riesentorlauf

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