„Wir haben alle nur geweint“: Hofer völlig überrumpelt

Hofer ist sich bewusst, dass sein Sportlerleben seit dem letzten Samstag ein anderes ist. Der Sieg in Piancavallo rückt ihn bereits beim Parallel-Riesentorlauf in Rogla (Mittwoch) in einen neuen Fokus, obwohl es eine andere Disziplin ist. Für Hofer dürfte es kein Problem sein: Im Europacup ist er heuer in sechs Parallel-Riesentorläufen unter den Top 11 gelandet, er fühlt sich auch bei weiteren Torabständen wohl. Kein ausgiebiger Jubel Hofer hat bei seinem Premierensieg in Piancavallo, aber auch tags darauf beim Team Event gemeinsam mit Lucia Dalmasso (Platz 4), eine filmreife Coolness gezeigt. Selbst als er im Finale als Erster ins Ziel fuhr, blieb der 24-Jährige erstaunlich ruhig. Die Arme breit auseinandergestreckt war die einzige Reaktion. Kein Schrei, kein ungläubiger, überschäumender Jubel. Vielmehr schien er in einem Trancezustand zu sein.

&bdquo;Ich bin generell nicht der Mensch, der große Emotionen zeigt. Zudem war ich im Moment, wo ich durchs Ziel gefahren bin, völlig ruhig. Es hat sich angefühlt wie bei einem FIS-Rennen, ich habe gar nichts realisiert. Erst später, nach den ganzen Gratulationen und beim Abspielen der Hymne musste ich ganz tief durchschnaufen. Aber auch da war ich noch immer irgendwie weggetreten.“

Marc Hofer blickt auf die letzten Tage zurück. © Marc Hofer

Erst zwei weitere Episoden haben dem Saltauser gezeigt, dass es kein Traum, sondern Wirklichkeit war: &bdquo;Zum einen spielte mein Handy verrückt. Als ich nach der Siegerehrung ins Hotelzimmer kam, sah ich, wie viele Nachrichten drauf waren. Ich war geschockt, wer mir alles geschrieben und draufgeredet hatte.“ Und das zweite: &bdquo;Jemand von der Organisation sagte mir, dass ich ihnen ein Mail schreiben müsse mit meinen Bankdaten, damit sie mir das Preisgeld überweisen können. Das wäre das letzte gewesen, woran ich gedacht habe.“ 11.250 Schweizer Franken (rund 10.900 Euro) erhielt Hofer für seinen Sieg. Dieser Betrag ist von der FIS offiziell vorgeschrieben, rund 30 Prozent an Steuern werden noch abgezogen. „Ich war vollgepumpt mit Adrenalin und dachte sogar daran, nochmals in die Bar zu gehen.“ Marc Hofer Groß feiern kam für den Absolventen der Malser Sportoberschule nicht in Frage: &bdquo;Die Trainer haben mir freigestellt, ob ich lieber meinen Sieg vom Samstag auskosten oder ob ich nicht doch am Sonntag im Team Event starten will. Aber ich wollte unbedingt mit dabei sein.“ Gefeiert hat Marc Hofer mit seinen Teamkollegen trotzdem. &bdquo;Wir haben in einer Dorfbar in Piancavallo angestoßen. Um 23 Uhr war ich im Bett, an Schlaf aber nicht zu denken. Bis 3 Uhr habe ich mich hin und hergewälzt. Ich war vollgepumpt mit Adrenalin und dachte sogar daran, nochmals in die Bar zu gehen. Aber die war dann eh zu“, meinte er lachend.

Die Familie Hofer.

Der Premierensieg im Weltcup war nicht das erste Highlight in der letzten Woche für Marc Hofer. Er bekam einige Tage vorher von Davide Carrara, Leiter der Carabinieri-Sportgruppe in Gröden, einen Anruf: &bdquo;Er teilte mir mit, dass für mich ein Platz geschaffen wird und ich definitiv in die Sportgruppe aufgenommen werde.“ Eine Familienangelegenheit Gedacht hat Marc Hofer, der als kleiner Bub in Pfelders mit dem Snowboarden begonnen hat, zunächst Boardercrosser war und dann auch aus Respekt vor den Sprüngen und Wellen zum Parallel-Spezialisten avancierte, auch an seine Eltern. Vater Raimund ist Hausmeister im Luxushotel Andreus, Mama Marlene Kellnerin im Quellenhof. &bdquo;Beim Telefonat nach meinem Sieg hat niemand geredet. Wir haben alle nur geweint.“ Ist auch verständlich: Der Vater war Präsident der Snowboard-Sektion beim SC Passeier, Sohn Marc Hofer der einzige Snowboarder im Verein. &bdquo;Er hat mich immer unterstützt, immer auf mich geschaut. Auch dann noch, als ich in der Sportoberschule Mals unter den Fittichen von Gert Außerdorfer war.“ Auch deshalb ist das Passeiertal sein Kopfsponsor. &bdquo;Das hat auch mein Vater eingefädelt.“

Neben dem Weltcup in Rogla gilt Hofers Fokus auch dem Europacup-Finale an gleicher Stelle, das am Donnerstag stattfindet. Er führt die Gesamtwertung vor dem letzten Rennen mit 563 Punkten vor den Österreichern Matthäus Pink (509) und Dominik Burgstaller (472) an.

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„Wir haben alle nur geweint“: Hofer völlig überrumpelt

Nach der Sensation ist vor der nächsten Herausforderung: Marc Hofer, Sieger vom Parallel-Slalom in Piancavallo, ist bereits am Mittwoch erneut gefordert. In Rogla (Slowenien) steht nämlich das nächste Weltcuprennen an. Seinen Erfolg konnte er gar nicht richtig auskosten.

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