Adolf Insam ist ein wachsamer Beobachter von Italiens Eishockeyszene. © Max Pattis

Das sagt der Experte: Adolf Insam bewertet Südtirols Klubs

Der Anfang ist gemacht, der Saisonstart in der Alps Hockey League abgehakt. Es ist also an der Zeit, ein erstes Fazit zu ziehen. Für die SportNews-Leser macht das der langjährige Nationalspieler, Trainer und Sportdirektor Adolf Insam. Er nimmt die fünf Südtiroler Teams ganz genau unter die Lupe.

19. Oktober 2023

Am Donnerstagabend herrscht in der AlpsHL wieder Hochbetrieb. Sterzing und Ritten wollen ihre Spitzenpositionen im Duell mit österreichische Teams untermauern, Unterland empfängt Tabellennachbar Cortina. Das aus heimischer Sicht interessanteste Spiel steigt in der MeranArena, wo der HCM und Tabellennachzügler Gröden in einem richtungsweisenden Duell aufeinandertreffen.

Bevor es dazu kommt, haben wir Adolf Insam um eine Einschätzung gebeten. Der Eishockeyfachmann, der sein langjähriges Engagement als Ritten-Sportdirektor im Frühjahr beendet hat, analysiert...

...die Wipptal Broncos: „Die sind für mich keine Überraschung. So viel ich weiß, haben sie schon im Februar und März mit den konkreten Kaderplanungen begonnen und das Team nochmal gut aufgerüstet. Vorne sorgen die vielen Italos für mächtig Wirbel, hinten erweist sich Derek Topatigh als Hochkaräter. Ihn hatte auch ich in Vergangenheit schon auf dem Zettel. Sterzing spielt sehr, sehr offensiv. Damit unterhalten sie die Zuschauer und bringen alle Gegner in Bedrängnis. Für mich sind die Broncos ein absoluter Halbfinal-Kandidat.“

Die Broncos begeistern bisweilen die Fans. © Oskar Brunner

...die Rittner Buam: „Durch meine Vergangenheit und meinen Sohn Marco bin ich Ritten natürlich noch sehr verbunden und schaue dort etwas genauer hin. Auffallend ist die Achse von Torhüter Colin Furlong über Terrance Amorosa in der Defense bis hin zu den Stürmern Simon Kostner und Max Coatta. Besonders der Goalie erweist sich bei Ritten als wahrer Trumpf, zudem nimmt auch Markus Spinell immer mehr Fahrt auf. Sollte Amorosa den italienischen Pass bekommen, kann ich mir vorstellen, dass Ritten nochmal Qualität dazuholt. Wenn dann auch Ethan Szypula fit ist, können sich die Gegner warm anziehen. Einzig bei Manuel Öhler bin ich etwas skeptisch. Der Junge ist ein begnadeter Spieler, doch das ständige Wechseln zwischen Ritten und Pustertal, verbunden mit verschiedenen Rollen in unterschiedlichen Leistungsklassen, könnte sich auf Dauer als schwierig erweisen.“

Colin Furlong ist Rittens Rückhalt. © Max Pattis

...die Unterland Cavaliers: „Vielleicht täuscht der erste Eindruck, doch ich sehe die Cavs nicht mehr so aggressiv auftreten wie vergangene Saison. Was die an Einsatz und Tempo hingelegt haben, war schlichtweg beeindruckend. Aktuell gehen sie in meinen Augen alles etwas bedachter und überlegter an – was nicht negativ sein muss. Unterland spielt immer noch sehr attraktives, leidenschaftliches Eishockey. Dieses wird durch die Kaderdichte befeuert. In Neumarkt herrscht aufgrund der Fülle an talentierten Spielern ein großer Konkurrenzkampf, das treibt zu Höchstleistungen an. Bei einigen Spielausgängen war man im Pech, zudem fehlten immer wieder wichtige Spieler. Doch wenn die Torhüter so halten wie letzte Saison, dann werden die Fans im Unterland auch heuer wieder viel Freude an ihrem Team haben.“

Die Cavs sind auch dieses Jahr bislang im Soll. © Unterland Cavaliers

...den HC Meran: „Das ist das verrückteste Team der Liga! Meran ist sehr inkonstant, spielt aber besser als es der elfte Tabellenplatz vermuten lässt. Der Kader ist in meinen Augen nicht tief genug, auch schwächelt die Abwehr bisweilen. Viel hängt immer noch davon ab, wie die Routiniers Luca Ansoldi und Christian Borgatello performen. Was mich in Meran beeindruckt hat: Calder Anderson und Nolan Ritchie. Sie sind beide blutjung, kommen direkt aus der kanadischen Juniorenliga, sind schnell und hungrig. Vielleicht leistet Meran mit solchen Transfers Pionierarbeit, ich finde diesen Weg jedenfalls äußerst interessant. Wenn beide weiter so 'funktionieren' und Goalie Andrei Makarov wieder spielt, kann es für Meran deutlich nach oben gehen.“

Luca Ansodi ist für Adolf Insam weiterhin Merans Schlüsselspieler. © BK Photo

...den HC Gherdëina: „Das ist für mich bislang noch eine einzige Baustelle. Die Entscheidung auf einheimische Goalies zu setzen, ist eine sehr mutige – vor allem wenn man mit Jake Smith und Colin Furlong auf dieser Position so starke Leistungsträger hatte. Die jungen Goalies verdienen sich diese Chance, allerdings muss man in Wolkenstein geduldig sein und ihnen Rückendeckung geben. In dieser Hinsicht wogen die Ausfälle der Verteidiger Christian Willeit und Kevin Schulze schwer. Offensivstar Brad McGowan hat zu Saisonbeginn auch noch Anlaufzeit benötigt, das selbe gilt für die Ex-Bozner Diego Glück und Hannes Kasslatter, die erst wieder Spielrhythmus finden müssen. Wenn Gröden defensiv kompakter auftritt und auch die Einheimischen einen Scheit drauflegen, kann es für die Furie ganz schnell nach oben gehen. Die nötige Qualität haben sie.“

Hannes Stoll ist einer von drei „Local Goalies“ in Gröden. © matthaeus kostner

Am Donnerstagabend können sich Südtirols Eishockeyfans in den Arenen selbst ein Bild von Adolf Insams Einschätzungen machen. Bereits am Samstag steht dann die nächste Runde in der AlpsHL an. Zeitgleich gehen dann auch wieder Kaltern, Eppan, Toblach und Brixen in der IHL auf Punktejagd.

Das Wochen-Programm der Südtiroler Teams:

AlpsHL
Zell am See – Ritten (Donnerstag, 19.30 Uhr)
Sterzing – Lustenau (Donnerstag, 20 Uhr)
Unterland – Cortina (Donnerstag, 20 Uhr)
Meran – Gröden (Donnerstag, 20.30 Uhr)
Kitzbühel – Wipptal (Samstag, 19 Uhr)
Gröden – Ritten (Samstag, 19.30 Uhr)
Meran – Jesenice (Samstag, 19.30 Uhr)
Bregenzerwald – Unterland (Samstag, 19.30 Uhr)




IHL
Feltre – Brixen (Samstag, 19.30 Uhr)
Fiemme – Kaltern (Samstag, 19.30 Uhr)
Valpellice – Toblach (Samstag, 20.30 Uhr)
Como – Eppan (Sonntag, 18.45 Uhr)