Ein Leben für das Eishockey

Viele Jahre lang hatte der Eishockeyexperte Günter Klein den Eishockey-Weltenbummler begleitet. In der &bdquo;Frankfurter Rundschau“ zeichnet er jetzt das abenteuerliche Leben Bernd Haakes nach. Auszüge davon über den Eishockey-Weltenbunmler, der auch in Südtirol tiefe Spuren hinterlassen hat, lesen Sie in diesem Beitrag.

Am 14. Jänner dieses Jahres ist Bernd Haake 77 Jahre alt geworden. An diesem Tag hatte er beschlossen, nicht mehr Eishockey-Trainer zu sein. Er verbrachte heuer, wie meist im Sommer, viel Zeit an seinem Zweitwohnsitz in Pullach, fährt bei jeder Gelegenheit zum Baden an den Starnberger See und besucht – leider viel zu wenig oft – seine Südtiroler Freunde am Gardasee.

Bernd Haake wie er leibt und lebt: Der 77-Jährige ist immer voller Elan und Tatendrang.

Übrigens: Erst kürzlich flatterte ein Angebot rein. Aus Madrid. Er lehnte ab. Barcelona, das hätte er mit Begeisterung gemacht, das ist ja ein alter Traum. Bernd Haake, Trainer des CF Barcelona. Wie früher Pep Guardiola. Nur halt Eishockey. Doch leider: &bdquo;In Barcelona wurde mitten in der letzten Saison die Eishalle gleich neben dem Camp Nou geschlossen. Jetzt fahren die zu jedem Training und Spiel 60 Kilometer“.

Spielerkarriere im Alter von 27 Jahren beendet Bernd Haake, der bereits mit 27 Jahren seine Spielerkarriere beendet hat, ist als Trainer selten in der 1. Reihe gestanden. Aber er hatte in Deutschland eine einträgliche Co-Trainer-Bilanz in den 1980-er Jahren bei der Nationalmannschaft, dann bei den Kölner Haien und bei den Iserlohn Roosters. &bdquo;Ich war der erste deutsche Trainer unter einem russischen Chefcoach“, erinnert er sich an die Zeit von 1994 bis 1997 in Köln mit Wladimir Wassiljew, von dem die eine Geschichte in Erinnerung blieb: Er hing der Lehre an, dass die Spieler während des Trainings nicht trinken dürfen. Haake: &bdquo;Wir haben das Wasser vor ihm versteckt.“ Ohne den ausgleichenden Haake hätte der Zuchtmeister Wassiljew nicht funktioniert. Als Tandem aber wurden sie deutscher Meister und waren 1995 nur ein Penaltyschießen gegen Jokerit Helsinki entfernt vom Gewinn des Europacups.

Der Deutsche ist auch im Frauen-Eishockey eine Größe und trainierte die Frauen-Nationalmannschaft von Litauen. © Soziale Medien

Vor allem hat es Bernd Haake hinaus in die weite Welt gezogen. Er stammt aus Westfalen, wo er später mit seiner Frau Maria 2 Eishallen betrieb, er war Lehrer für Biologie, Deutsch und Sport. Dann aber packte ihn das Eishockey. Er wurde 1977 Nationaltrainer in Spanien, war ein halbes Jahr in Australien und nennt als kuriosen Höhepunkt seiner Karriere, dass er das Team aus Windhoek zum namibischen Meistertitel in der Eishockey-Trockenvariante Inlinehockey führte. Kanada, die USA, Neuseeland, Brasilien und Südafrika waren weitere Trainerstationen …und dann natürlich Südtirol.

In die Geschichte des hiesigen Eishockeys eingegangen ist Haake mit dem &bdquo;Jahrtausend“-Meistertitel 2000. Es war der insgesamt 16. des HCB. Im Finale wurde Asiago bezwungen. Nach 3 Saisonen gemeinsam mit seinem jahrzehntelangen Wegbegleiter und Nachwuchstrainer Axel Blancbois in Fassa, zähmte er auch die Broncos der Fuggerstadt und wurde Serie-B-Meister. In Südtirol hat er viele Freunde, Knödel in allen Varianten sind seine Leibspeise.

Zuletzt 11 Jahre lang Trainer in Litauen Die letzten 11 Jahre brachte Bernd Haake in Litauen zu, war dort Nationaltrainer. Zuerst bei den Männern, dann bei den Frauen. Er hat nachgezählt, dass er in seinen diversen Funktionen oder einfach nur als Interessierter bei &bdquo;37 A-Weltmeisterschaften und 52 B-, C-, Unter 18- oder Frauen-Turnieren“ zugange war. Hinzu kommen ein knappes Dutzend Olympische Turniere.

Mit 77 wird Bernd Haake bewusst, wie um ihn herum sich die einstigen Mistreiter aus dem Sport oder manche leider auch aus dem Leben verabschieden. Neulich starb im Nebel der Demenz Bob Murdoch, der Trainer in Köln gewesen war. &bdquo;Zur Beerdigung konnte ich leider nicht fliegen, weil wir Goldene Hochzeit gefeiert hatten“, sagt er. Aber er erfuhr, dass 3000 Leute zum Abschied gekommen waren und dass der legendäre George Kingston der Trauerredner war.

Haake kennt ihn seit den frühen 1970-er Jahren. Und Kingston ist eine beeindruckende Eishockey-Ikone. Er führte Kanada bei der WM 1994 in Bozen (und Mailand) zum Weltmeistertitel, nachdem es bei Olympia in Lillehammer &bdquo;nur“ Silber gegeben hatte, war dann deutscher Cheftrainer von 1994 bis 1998 – und bis 2018 Haakes Assistent in Litauen. &bdquo;Mit unserem Aufstieg in der WM-Division der I. Division Gruppe A, hat George aufgehört. Da war er fast 80“. Jetzt ist er 84. &bdquo;Und er läuft immer noch“, weiß Haake. Kingston war Ultralangstreckler, nahm an Wettbewerben bis zu 100 Meilen teil. Jetzt lebt er abwechselnd im warmen Palm Springs und an einem See in Kanada.

Bernd Haake lässt sich eine Hintertür offen Irgendwann muss man loslassen von dem, was das Leben taktete. Bernd Haake kann das, trotz der guten Vorsätze, nicht komplett. Wen das Eishockey einmal in seinen Bann gezogen hat, den lässt dieser Sport nicht mehr los. Auch nach dem Motto: Wissen ist Macht. Kaum jemand aus der Szene kennt die Zusammenhänge so detailliert, wie Haake. Ein Training leiten, an der Bande stehen, das ist aber vorbei. Haake-O-Ton: &bdquo;Außer es wird irgendwo in Südtirol ab Jänner ein Trainer gesucht…“.

Die Trainer-Konkurrenz ist somit gewarnt, der unerschrockene (alte) Löwe hat das Brüllen nicht verlernt.

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