„Vor einem Jahr hatten wir keinen Spieler unter Vertrag“

S+:Die ersten Wochen und Monate nach der Aufnahme in die ICEHL verliefen turbulent. Was war die größte Herausforderung im letzten Sommer?

Erich Falkensteiner: &bdquo;Für uns gab es gleich mehrere Herausforderungen auf verschiedenen Fronten. Zum einen, was die Struktur, Organisation und Wirtschaftlichkeit betraf, zum anderen das Sportliche und zu guter Letzt die Fertigstellung der Intercable-Arena und der Umzug vom alten ins neue Stadion. Zum Glück hatte ich viele kompetente und fleißige Leute an meiner Seite, die im Hintergrund die Fäden zogen, während ich den Verein vor allem nach außen repräsentierte.“

Was verstehen Sie unter Struktur, Organisation und Wirtschaftlichkeit?

&bdquo;Wir mussten zuallererst Leute finden, die unser Projekt mittragen und uns zur Seite stehen. Was das Büro betrifft, sind uns mit Emanuela Marcati und Michael Ranalter 2 Glücksgriffe gelungen. Zudem benötigten wir unzählige Freiwillige: Angefangen bei den Parkwächtern bis hin zum Ordnungsdienst. Ihnen allen sei an dieser Stelle gedankt. Das Budget mussten wir im Vergleich zur Alps Hockey League um das 3-fache erhöhen. Hatten wir zuvor 700.000 Euro, so benötigten wir in der ICEHL 2,1 Millionen Euro. Diesbezüglich hat unser Sponsoring-Verantwortliche Martin Casanova ganze Arbeit geleistet.“

Der HC Pustertal hat eine starke Saison hinter sich. © Foppa Iwan

Wird das Budget im Hinblick auf die kommende Saison aufgestockt?

&bdquo;Ich kann voller Stolz sagen, dass wir in der ersten Saison mit einer schwarzen Null durchgekommen sind. Und das trotz Corona und aller anderen Schwierigkeiten. Großen Anteil daran hatte Matthias Harasser, der für die Buchhaltung und das Controlling zuständig ist. Er hatte jeden einzelnen Euro im Blick. Wenn die Voraussetzungen passen, dann möchten wir das Budget ab Herbst um 10 Prozent erhöhen. Zum einen hoffen wir, dass uns die Sponsoren weiterhin die Treue halten. Zum anderen möchten wir die Anzahl der Business-Club Mitglieder von 200 auf 250 steigern.“

Kommen wir zurück zum Sportlichen: Wie groß war dort die Herausforderung?

&bdquo;Sie war riesig. Vor einem Jahr hatten wir um diese Zeit noch keinen einzigen Spieler unter Vertrag. Ich habe unseren Sportdirektor Patrick Bona damals gar nicht gekannt, habe ihn mittlerweile aber schätzen gelernt. Er hat großes Eishockey-Fachwissen und einen ausgezeichneten Job gemacht. Nicht vergessen möchte ich in diesem Zusammenhang unseren Ex-Trainer Luciano Basile, der uns bei der Zusammenstellung des Kaders sehr geholfen hat. Wir hatten durchwegs charakterlich starke Spieler im Team. Sie waren spielerisch vielleicht nicht herausragend, haben aber nie aufgeben.“

Und die Fertigstellung der Arena samt Umzug?

&bdquo;Diesbezüglich gilt mein Dank den Brunecker Stadtwerken und &bdquo;Bruneck aktiv“ sowie Ivo Pezzei, der nichts dem Zufall überlassen hat. Federführend bei der Vorbereitung auf die neue Saison war Geschäftsführer Jochen Schenk: Was er geleistet hat, war gewaltig.“

Seit dem letzten Spiel sind gut 2 Monate vergangen. Wie fällt ihr Resümee nach der ersten Saison des HC Pustertal in der ICEHL aus?

&bdquo;Unter dem Strich war es eine positive Saison, wenngleich das Viertelfinal-Aus gegen Fehervar sehr geschmerzt hat. Man muss aber sagen, dass die Ungarn besser waren als wir. Wir hatten aber auch Glück. Der Trainerwechsel im November hat sich im Nachhinein als richtig herausgestellt. Nach der Niederlagenserie mussten wir etwas unternehmen, ansonsten wären uns die Fans davongelaufen. Nach dem glücklosen Luciano Basile, war Raimo Helminen natürlich ein Glücksfall. Ebenso wie die Tatsache, dass wir im gesamten Saisonverlauf wenige schwere Verletzungen hatten. Verantwortlich dafür war unser Konditionstrainer Renè Baur, der im Sommer mit hartem Trockentraining die Basis gelegt hat. Aber auch die Physiotherapeuten und die medizinische Abteilung haben ausgezeichnet gearbeitet.“

Was hätte man im Nachhinein besser machen können?

&bdquo;Im Play-off hat etwas gefehlt. Es muss etwas passiert sein. Nach 2 Siegen im Grunddurchgang waren wir gegen Fehervar im entscheidenden Moment völlig chancenlos. Ich denke, dass wir uns auch in der Organisation weiter verbessern müssen.“

Was war Ihr persönliches Highlight?

&bdquo;Für mich gab es mehrere Highlights. Unvergessen ist für mich das erste Spiel in Bratislava, als mich die Spieler nach der Schlusssirene in die Kabine gerufen haben und mir den Puck überreicht haben, mit dem Johan Harju unser erstes Tor in der ICEHL erzielt hat. Spätestens dann war mir klar, dass wir in der Liga angekommen sind. Ein Highlight war auch zu Jahresbeginn das Spiel gegen Dornbirn, als sich 5 unserer Stürmer mit dem Coronavirus infiziert hatten und wir trotzdem mit 5:2 gewonnen haben.“

Und die 3 Siege gegen den HCB Südtirol?

&bdquo;Die waren natürlich schön, aber für mich nicht unbedingt ein Highlight. Ich finde es gut, dass es in Südtirol 2 starke Teams und eine gesunde Rivalität gibt. Nach den Niederlagen habe ich gemerkt, dass Geschäftsführer Dieter Knoll sehr enttäuscht und angefressen war. Er hat mir fast leid getan. Schließlich kann es in der nächsten Saison genau umgekehrt sein.“

Interview: Kurt Platter

ICE Regular Season ICE	SP	TV	P
1. Klagenfurt	47	183:101	102
2. Fehervar	46	146:126	89
3. Salzburg	46	142:107	87
4. HCB Südtirol	46	137:125	76
5. Linz	46	146:116	75
6. Villach	46	155:136	74
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