Alte Hoffnungen, neue Philosophie: Zisser liefert WM-Ausblick

Im nachfolgenden Interview spricht Zisser über seine Eindrücke, Erwartungen und Ziele sowie über die Testspiele, Einberufungen und die vielen Doppelstaatsbürger.

Wie fällt ihr Urteil zu den drei Testspielen aus? &bdquo;Die Intensität und der Einsatz haben beim Großteil der Spieler gepasst. Die gewohnten Schwächen beim Toreschießen haben sich in den zwei Spielen gegen Polen und in der letzten Partie gegen Slowenien leider bestätigt. Zudem haben sich immer wieder individuelle Unachtsamkeiten eingeschlichen, die auf diesem Niveau eiskalt bestraft werden.“

Wie ist Ihre Gefühlslage vor dem ersten Puckeinwurf in Rumänien? &bdquo;Ich habe gemischte Gefühle und bin hin und her gerissen. Ich bin voller Hoffnung und Erwartung, dass die Spieler das, was sie in den letzten Zusammentreffen und Trainingseinheiten geübt und gelernt haben, in den fünf Spielen umsetzen können. Ein guter Start wäre von großer Bedeutung. Ob es am Ende zum Aufstieg reicht, weiß ich nicht.“

Der neue Chef an der Bande: Jukka Jalonen © Vanna Antonello

Was hat sich seit der Heim-WM vor einem Jahr in Bozen geändert? &bdquo;Wir haben unter anderem den Trainer gewechselt. Die Herangehensweise von Jukka Jalonen ist eine andere als jene seiner Vorgänger. Seine Devise lautet: Man kann nur gewinnen, wenn man eine Mannschaft ist. Und: Die Spieler müssen gerne zur Nationalmannschaft kommen und sich dort auch wohlfühlen. Unter Mike Keenan war es so manchem Spieler zu anstrengend, weshalb er der Einberufung nicht nachgekommen ist. Auch die Arbeitsweise hat sich geändert. Unter Jalonen gibt es nur noch ein Training am Tag. Er setzt in erster Linie auf Harmonie und legt großen Wert auf Statistiken. Dabei profitiert er von der akribischen Analyse seines Assistenten Stefan Mair. Taktisch hat sich auch einiges geändert. Zudem sind einige neue Spieler dazugekommen, während andere gereift sind und mehr Erfahrung haben als noch vor einem Jahr.“

Im 23-köpfigen WM-Kader stehen gleich zwölf Italos: Wie stehen Sie zu den Doppelstaatsbürgern? &bdquo;Doppelstaatsbürger spielen seit vielen Jahren eine wichtige Rolle. Als Spieler habe ich gute Erfahrungen mit ihnen gemacht: Sie haben mich auf und neben dem Eis beeinflusst. Man kann zu ihnen stehen, wie man will: Positiv oder negativ. Jalonen wollte die bestmögliche Mannschaft mit nach Sfantu Gheorghe nehmen. In seinen Augen sind die Doppelstaatsbürger vor allem in den Special Teams besser als die einheimischen Spieler, die sich oft weniger mit der italienischen Vergangenheit identifizieren als so mancher Italo.“ „Die Einheimischen identifizieren sich oft weniger mit der italienischen Vergangenheit als so mancher Italo.“ Stefan Zisser Vor einigen Jahren legte sich der Verband für sieben Doppelstaatsbürger bei einer WM fest. Warum hat man diese Regel über Bord geworfen? &bdquo;Verletzungen, wenig Eiszeit oder schwache Leistungen in den Vereinen haben die Entscheidung, mehr als sieben Italos mit zur WM zu nehmen stark beeinflusst. Andreas Bernard, Gianluca Vallini, Enrico Miglioranzi, Daniel Frank, Michele Marchetti, Giovanni Morini oder Tommaso De Luca standen ursprünglich auf unserer Liste weit oben, haben es aus den verschiedensten Gründen aber nicht in den WM-Kader geschafft. An ihrer Stelle erhielten am Ende vor allem Italos den Vorzug.“

Italien will in die Top Division aufsteigen. Wer werden in Sfantu Gheorghe die ärgsten Widersacher auf dem Weg dorthin sein? &bdquo;Wir müssen zuerst einmal eine Mannschaft werden. Wenn das gelingt, dann ist sehr viel möglich. Ich erwarte mir eine sehr ausgeglichene WM. Einfache Gegner gibt es nicht. Das hat man bereits vor einem Jahr in Bozen gesehen. Zudem kann in fünf Spielen innerhalb von sieben Tagen sehr viel passieren.“

Wie wichtig wäre die Rückkehr in die Weltgruppe? &bdquo;Der Aufstieg in die Top Division hätte eine große Bedeutung. Vor allem im Hinblick auf die Olympischen Spiele im kommenden Jahr im eigenen Land. Eine A-WM ist zudem um einiges attraktiver als zweitklassige Titelkämpfe.“

Was wissen Sie über Auftaktgegner Japan? &bdquo;Im Kader von Japan stehen durchwegs eisläuferisch starke und technisch versierte Spieler, die mit hoher Intensität auftreten. Es ist ein sehr unangenehmer Gegner, den wir auf keinen Fall unterschätzen dürfen. Vor einem Jahr haben wir erst in der Verlängerung mit 4:3 gewonnen. Trainer Jarrod Skalde kennt viele unserer Spieler aus seiner Zeit in Meran. Zudem dürften mit Riku Ishida und Teruto Nakajima zwei Spieler, die zuletzt das Meraner Trikot getragen haben, im Kader der Asiaten stehen.“

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