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Jubelbilder aus Prag: Österreich trumpft bei der WM auf. © APA/afp / MICHAL CIZEK

Darum ist die Österreich-Sensation kein Zufall

Österreich ist bei der Eishockey-Weltmeisterschaft in Tschechien bisher die große Überraschung. Warum die sensationellen Ergebnisse gegen die Großmächte Finnland und Kanada kein Zufallsprodukt sind, erklärt SportNews in einer Analyse.

Ausnahmespieler hatte Österreich schon immer. Man denke an Thomas Vanek, der knapp 1100 NHL-Spiele bestritten und in der besten Liga der Welt über 800 Punkte gesammelt hat. Eine so große Fülle an überdurchschnittlichen Akteuren wie aktuell konnte die Alpenrepublik jedoch noch nie vorweisen. Deshalb wird Österreich heuer mit großer Wahrscheinlichkeit zum dritten Mal in Serie die Klasse halten wird. Dabei haben viele Spieler ihre Leistungsgrenze noch nicht erreicht.


Rückblende: Im Sommer 2014 wurde in Salzburg eine neue, hoch moderne Akademie eröffnet. Diese hat zweifellos zur Entwicklung des österreichischen Eishockeys beigetragen, entspringen doch Spieler wie Paul Huber, Lucas Thaler oder Paul Stapelfeldt diesem Programm. Auch andere Standorte in Österreich leisten eine exzellente Jugendarbeit. Die Mehrzahl der Profis in der Nationalmannschaft genoss ihre Ausbildung aber dennoch im Ausland. Von 25 Spielern im WM-Kader haben 13 Auslandserfahrung gesammelt – die meisten in der Schweiz und in Schweden, darunter Marco Rossi oder der in Prag abwesende Marco Kasper.

Rosige Zukunft

Der Aufschwung im österreichischen Eishockey ist auch dadurch messbar, dass in den letzten vier Jahren gleich sechs Spieler im NHL-Draft gezogen wurden: Die angesprochenen Rossi und Kasper, Benajmin Baumgartner, Thimo Nickl, Vinzenz Rohrer und David Reinbacher, der in Prag ebenfalls fehlt. Sie alle befinden sich erst am Beginn ihrer Karriere und werden dafür sorgen, dass Österreich – auch nach einer eventuellen Rückkehr Russlands und Weißrusslands – ein Dauergast in der Top-Division sein wird.

Auch das Abschneiden der Jugendmannschaften stimmt positiv: Die U20 und U18 spielen jeweils zweitklassig. Zum Vergleich: Italiens Jugendteams sind in der dritten bzw. vierten Division vertreten. Hierbei spielen die drei AlpsHL-Förderteams (in der kommenden Saison sind es nur noch zwei) eine gewichtige Rolle. Das KAC Future Team zieht sich bekanntlich zurück.

Der große NHL-Star: Marco Rossi © APA/afp / MICHAL CIZEK


Aber natürlich besteht die Mannschaft nicht nur ausschließlich aus potenziellen NHL-Spielern. Vielmehr sind es die Leistungsträger der ICE Hockey League, die einen großen Schritt nach vorne gemacht haben. Lukas Haudum, seit jeher ein Ausnahmekönner, der gut und gerne auch höher spielen könnte, und Mario Huber führen mit dem in der Schweiz aktiven Dominic Zwerger die teaminterne Scorerwertung an. Peter Schneider ist wie Benjamin Nissner oder Clemens Unterweger eine unverzichtbare Stütze. Das zeigt: Wer im eigenen Verein ein Leistungsträger ist, kann auch im Konzert der Großen auftrumpfen. Auf Doppelstaatsbürger verzichtet Österreich – wenn man vom in Villach geborenen Steven Strong absieht – übrigens zur Gänze.

Was uns das sagt? Der Österreichische Eishockeyverband, der nur etwas mehr als 7000 registrierte Eishockey-Spieler zählt, hat mit den Vereinen ein System geschaffen, dass von klein auf eine exzellente Ausbildung garantiert. Der oft unvermeidliche Wechsel ins Ausland fundiert so auf einer gesunden Basis. Abschließend kann festgehalten werden: Dass österreichische Talente nur so aus dem Boden sprießen, ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit. Und kein Zufallsprodukt.

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