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Das Blue Team hat heuer bei der B-WM in Nottingham enttäuscht. © FISG

Viele offene Fragen: Wie geht es mit Eishockey-Italien weiter?

Italiens Eishockey-Nationalmannschaft hat heuer bei der WM der I. Division Gruppe A den Aufstieg in die Top-Division verpasst. Nach dem enttäuschenden Turnier auf der Insel haben sich rund um das Blue Team viele offene Fragen ergeben. Wir haben versucht diese mit Sportdirektor Stefan Zisser zu klären.

Der Stachel sitzt bei Zisser immer noch tief. Das merkt man, wenn man mit dem Verantwortlichen des Blue Teams über die B-WM in Großbritannien zu sprechen kommt. „Wir haben seither viele Analysen gemacht. Sei es in Bezug auf die Spieler und die Trainer. Auch mich selbst möchte ich hierbei nicht rausnehmen. Auch ich habe sicherlich in der Organisation einige Sachen gemacht, die ich heute so nicht mehr machen würde. Hier gilt es auch für mich, in Zukunft strikter und weniger kompromissbreit zu handeln“, resümierte Zisser im SportNews-Gespräch.


Der Sportdirektor habe in den letzten Monaten versucht, eine gute Beziehung zu Trainer Mike Keenan aufzubauen. Das sei ihm aus seiner Sicht auch gelungen. „Vielleicht war ich bei manchen Entscheidungen aber zu gutmütig“, schob Zisser nach. Aktuell steht der 73-Jährige – trotz Vertrags bis 2026 – auf der Kippe. Konkret wollte sich Zisser dazu aber nicht äußern: „Er hat sicherlich auch Fehler gemacht. Aber einen Alleinschuldigen gibt es nicht. Ich habe nach der WM viele Gespräche mit Mike geführt. Ich glaube schon, dass er einige Sachen eingesehen hat und auch bereit wäre, sie zu ändern.“

Der Nationaltrainer von Italien, Mike Keenan, steht unter Druck: Bei der WM in Bozen ist der Aufstieg Pflicht. © Valentina Gallina


Prinzipiell bringe es laut Zisser nichts, ständig die Trainer zu wechseln: „Ein Verein ist nicht mit einem Nationalteam zu vergleichen. Wir haben seit 2018 vier Trainer gehabt. Das ist einfach zu viel. Auf dieser Position braucht man im Nationalteam Stabilität – auch, weil man hier kurzfristig nicht so viel ändern kann, wie bei einem Klub.“ Zudem räumte Zisser ein, dass es ein Fehler war, 28 Spieler nach England mitfliegen zu lassen, um anschließend noch vier zu streichen: „Wir wollten auf Nummer sicher gehen. Aber das war einfach zu viel. Auch für das Selbstvertrauen mancher Spieler, die auf der Kippe standen.“

Quo vadis, Blue Team?

Zudem waren auch die Absagen von Spielern wie Kapitän Daniel Frank oder Torhüter Andreas Bernard nicht gerade förderlich für die Mannschaft. In diesem Punkt wollte Zisser aber niemanden kritisieren. Trotzdem meinte er auch: „Die ganze italienische Eishockey-Bewegung muss sich hinterfragen. Sind unsere Ligen (auch die ICE Hockey Leauge; Anm. d. Red.) wirklich so gut? Viel besser als bei der letzten A-WM in Finnland (2022) können wir einfach nicht spielen. Trotzdem sind wir am Ende abgestiegen. Einige Spieler müssen sogar Teilzeit arbeiten. Um Nationalmannschaft zu spielen, muss man daher oft auch Opfer bringen. Aber es soll eine große Ehre zugleich auch sein, für sein Land spielen zu können. Wir haben 2026 eine Heim-Olympiade vor der Tür. Das ist eine einmalige Gelegenheit.“
„Die ganze italienische Eishockey-Bewegung muss sich hinterfragen.“ Italiens Sportdirektor Stefan Zisser

Zisser ist als großer Kämpfer bekannt. Aufgeben ist für ihn keine Option. Talente wie Tommy Purdeller oder Damian Clara geben ihm Hoffnung auf eine bessere Zukunft. In Bezug auf die kommende B-WM in Bozen (28. April bis 4. Mai 2024) möchte er aber kleinere Brötchen backen. „Natürlich möchten wir gerne aufsteigen. Aber mit Slowenien oder Ungarn werden wir auf gute Gegner treffen. Vor allem wenn sie in Bestbesetzung antreten werden. Die Slowenen haben beispielsweise DEL-Spieler, die bei ihren Vereinen auch Leistungsträger sind. Aber zuhause müssen wir uns natürlich besser präsentieren wie zuletzt in Nottingham. Das muss schon das Ziel sein.“

Das Trainingslager in diesem Sommer in Kanada musste aus logistischen Gründen verschoben werden. „Wir mussten es um ein Jahr nach hinten schieben. Zurzeit sind wir auf der Suche nach einer Halle in Südtirol oder im Piemont, wo wir Ende Juli ein Trainingslager auf Eis abhalten können. Diesbezüglich sind wir gerade in Gesprächen“, so Zisser abschließend.


Schlagwörter: Eishockey Blue Team Italien

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