WM-Noten | Jalonen rettet sich, ein Italo-Kanadier überrascht

Das erfahren Sie im ersten Teil des großen WM-Zeugnis, in dem SportNews den Trainer, die Torhüter und Verteidiger unter die Lupe nimmt.

Trainer Jukka Jalonen 6 Sorgte mit überraschenden Kaderentscheidungen schon vor dem WM-Start für Diskussionen. Der Erfolg gibt dem Finnen zwar recht, dennoch muss er sich Kritik gefallen lassen. Wie ist es möglich, dass seine Mannen ausgerechnet im wichtigsten Spiel gegen Großbritannien so fahrlässig agierten? Warum hatten die Azzurri im Powerplay solch große Mühe? Wieso eröffneten sich in der eigenen Zone große Räume? Ist es klug, einem Goalie keine Verschnaufpausen zu gönnen? Es sind Fragen, die Jalonen in den nächsten Monaten beantworten muss, bevor die Olympischen Spiele im eigenen Land anstehen.

Torhüter Damian Clara 6 Stieß verspätet zum Team, weil er seine Saison in der nordamerikanischen AHL beendete. Fakt ist, dass der 20-Jährige bei Jukka Jalonen kein Vertrauen genoss. Clara begann keine Partie und stand nur 40 Minuten auf dem Eis, nachdem er gegen Großbritannien beim Stand von 0:3 eingewechselt wurde. Eine turbulente Saison endete mit einer Rolle als Reservist.

Davide Fadani spielte eine sehr gute WM. © Vanna Antonello

Davide Fadani 7 Fehlte bei den letzten zwei Weltmeisterschaften, zeigte in Rumänien aber eindrucksvoll, warum er einst mit 20 Jahren in der Top-Division debütierte. Ein oder zwei Tore gingen zwar auf seine Kappe, besonders gegen Polen war er jedoch mit wichtigen Saves zur Stelle. Fadani, der zu oft von seinen Vorderleuten im Stich gelassen wurde, beendete die WM mit einer Fangquote von 90 Prozent, hat Werbung in eigener Sache betrieben und bei Jalonen viele Pluspunkte gesammelt.

Verteidiger Dylan Di Perna 6 Musste wegen einer Sperre aus dem Jahr 2022 das erste Match gegen Japan als Zuschauer verfolgen und bildete mit seinem HC-Bozen-Teamkollegen Jason Seed ein solides Pärchen. Der 29-Jährige räumte vor dem Kasten auf, offenbarte an der Scheibe jedoch die gewohnten Mängel. Mehr war von Di Perna allerdings nicht zu erwarten. War nach Daniel Glira mit im Schnitt rund 13 Einsatzminuten pro Partie der am wenigsten eingesetzte Verteidiger Italiens.

Greg Di Tomaso 7 Kenner der AlpsHL wissen seit Jahren um die Qualitäten des Rechtsschützen. Was er in Cortina Spiel für Spiel aufs Eis bringt, zeigte er auch bei seiner ersten WM. Di Tomaso ist spielstark, torgefährlich, eisläuferisch exzellent und weiß auch in der Defensive seinen Mann zu stehen. War im Powerplay als Dirigent unverzichtbar und wies mit Jason Seed die beste +-Statistik aller Verteidiger auf (+5). Hat sich durch die WM in den Fokus heimischer ICEHL-Vereine gespielt.

Das italienische Trainerteam bei der WM mit Thomas Tragust, Giorgio De Bettin, Jukka Jalonen und Stefan Mair. © Vanna Antonello

Daniel Glira 5,5 Ein WM-Dauergast, schließlich waren es seine sechsten internationalen Titelkämpfe. Konnte die beim HC Pustertal gezeigten Leistungen trotz seines vorbildlichen Einsatzes jedoch nicht bestätigen. War der einzige Azzurro, der im gesamten Turnierverlauf keinen Schuss abgab, hatte im Zusammenspiel mit Thomas Larkin Mühe und spulte weniger als zwölf Minuten pro Partie ab. Auch die +-Statistik von -3 stellt dem Verteidiger des HC Pustertal kein gutes Zeugnis aus.

Thomas Larkin 5 Eine der größten Enttäuschungen bei dieser WM. Der Kapitän wirkte träge, machte ungewohnte Fehler und auch sein gefürchtetes Körperspiel setzte dem Gegner kaum zu. Ist die Erkrankung, die ihn gegen Rumänien außer Gefecht setzte, eine mögliche Erklärung für seine durchwachsenen Auftritte? Sicher ist: Larkin, immerhin eine feste Größe bei den Schwenninger Wild Wings in der DEL, war nicht wiederzuerkennen, wie die +-Statistik von -4 untermauert.

Phil Pietroniro 7 Wenig überraschend mit einem Tor und vier Assists der punktbeste italienische Verteidiger. Feuerte im ganzen Turnierverlauf 23 Schüsse aufs gegnerische Tor ab – und damit so viele wie kein anderer Azzurro. Der 30-Jährige wurde im Powerplay ein ums andere Mal von seinen Mitspielern gesucht und hatte mit dem Treffer zum 2:1 großen Anteil am Erfolg gegen Polen. Bildete im Verbund mit Luca Zanatta zweifelsohne die beste Verteidigungsreihe Italiens.

Jason Seed 6,5 Machte nach der durchwachsenen WM des Vorjahres in Rumänien einen großen Schritt nach vorne. Agierte in der Defensive unaufgeregt, beschränkte sich auf die einfachen Dinge, spielte seine eisläuferischen Qualitäten aus und hinterließ insgesamt einen sehr soliden Eindruck. Eine +-Statistik von +5 bestätigt dies. Auch offensiv trat der 33-Jährige mit Selbstvertrauen auf. Ergänzte sich mit einem Spielertypen wie Dylan Di Perna sehr gut.

Alex Trivellato 6,5 Ein unermüdlicher Motor, der in allen Zonen wertvolle Arbeit verrichtete und in jeder Spielsituation von Jalonen aufs Eis geschickt wurde. War jener Verteidiger, der im Schnitt mit Abstand die meisten Minuten abspulte – knapp 19 pro Partie. Hatte die knifflige Aufgabe, hinten abzusichern, wenn sein Linienpartner Di Tomaso waghalsige Ausflüge unternahm. Aufgrund seines Charismas und seiner Erfahrung ein unverzichtbarer Baustein im Blue Team.

Luca Zanatta 7,5 Setzte seinen Höhenflug, den er beim HC Pustertal im Sommer begann, fort und kürte sich zum besten Verteidiger des Turniers. Seine zwei (wunderschönen) Tore gegen Rumänien und die Ukraine spielten dabei sicherlich eine Rolle. Es war jedoch das Gesamtpaket, das Zanatta aus der Masse herausstechen ließ. Defensiv grundsolide, im Aufbau wertvoll und im Spiel nach vorne stets miteingebunden. Eine der positivsten Überraschungen der WM.

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