Ein Kastelruther und sein NHL-Abenteuer

Ende Juni wurde mit Damian Clara der erste Südtiroler Torhüter beim NHL-Draft von den Anaheim Ducks in der 2. Runde als insgesamt 60. Spieler gezogen. Während der 18-jährige Reischacher auf sein Debüt in der besten Liga der Welt noch warten muss, hat Daniel Goller dieses bereits hinter sich: Am 25. September gehörte er im Auswärtsspiel von Philadelphia gegen die New Jersey Devils (0:6) dem Trainerstab der Flyers an. Damit aber nicht genug: 2 Tage später durfte Goller mit dem Stanley-Cup-Sieger von 1974 und 1975 nach New York reisen und auch beim Testspiel gegen die Islanders (1:2) mitcoachen.

&bdquo;Das klingt alles wie im Märchen, ist aber Realität. Ich habe es noch immer nicht ganz realisiert“, erzählt der aufstrebende Torhütertrainer mit leuchtenden Augen. Er weilte vom 20. September bis 2. Oktober in der Millionenstadt im US-Bundesstaat Pennsylvania und durfte beim Vorbereitungs-Camp des NHL-Klubs als &bdquo;Additional Coach“ (Ergänzungstrainer) mithelfen und wichtige Erfahrung sammeln.

&bdquo;Als ich am 20. September in Philadelphia angekommen bin, wurde ich in unzähligen Gesprächen von den Verantwortlichen auf Herz und Nieren geprüft. Im Mittelpunkt standen dabei nicht nur die Fachkenntnisse, sondern vielmehr, ob ich vom Charakter und von der Einstellung her überhaupt zur Organisation passe“, blickt Goller, dessen Vater Heini früher als Stürmer dem Puck nachgejagt war, auf die ersten Tage zurück.

Bei 2 Spielen im Coaching Staff der Philadelphia Flyers Danach wurde er einer Trainingsgruppe zugeteilt. &bdquo;Im Trainingszentrum der Flyers, das rund 25 Kilometer außerhalb von Philadelphia liegt und in dem es 2 Eisflächen und einen Fitnessraum gibt, gab es 3 Gruppen mit jeweils 2 bis 3 Torhütern und 15 Feldspielern. In jeder Gruppe arbeiteten 6 Trainer. Ursprünglich war ich für die 3. Gruppe vorgesehen. Dort befanden sich vor allem die AHL- und die Perspektivspieler. Noch am ersten Tag erhielt ich die Chance in der 2. Gruppe, wo vorwiegend die NHL-Cracks waren, mitzuhelfen. Dort bin ich dann auch geblieben, bis ich am 25. September mit nach Newark zum Spiel gegen die Devils mitreisen durfte“, erklärt Goller.

<a data-caption="Auf diesem Platz unter dem Dach des „Prudential Centers“ in Newark, wo die New Jersey Devils ihre Heimspiele austragen, feierte Daniel Goller am 25. September sein „NHL-Debüt“ als Torhütertrainer der Philadelphia Flyer." data-fancybox="inline-176509" target="_image" href="https://s3-images.sportnews.bz/_images/scale/1280x1280/img/2023/10/auf-diesem-platz-unter-dem-dach-des-prudential-centers-in-newark-wo-die-new-jersey-devils-ihre-heimspiele-austragen-feierte-daniel-gol.jpg"> Auf diesem Platz unter dem Dach des „Prudential Centers“ in Newark, wo die New Jersey Devils ihre Heimspiele austragen, feierte Daniel Goller am 25. September sein „NHL-Debüt“ als Torhütertrainer der Philadelphia Flyer.

Damit hatte der Torhütertrainer nun wirklich nicht gerechnet. Er war in die Spiel-Vorbereitung und in die taktischen Gespräche voll eingebunden. Während der Partie im &bdquo;Prudential Center“ saß er mit anderen Trainern und Verantwortlichen in der Flyers-Box, eilte in den Pausen von ganz oben hinunter in die Kabine, wo er um seine Beobachtungen und Erkenntnisse gefragt wurde. Und auch nach Spielende war bei der Analyse die Meinung des &bdquo;Lehrlings“ gefragt.

2 Tage später konnte Goller erneut NHL-Luft schnuppern. Dieses Mal in der &bdquo;UBS Arena“ in New York im Spiel gegen die Islanders. &bdquo;Wenn mir im Juli, als ich zum Trainingscamp eingeladen wurde, jemand gesagt hätte, dass ich auch bei einem Spiel dem Coaching-Staff angehören würde, dann hätte ich ihn für verrückt erklärt“, kann Goller sein Glück noch immer nicht ganz fassen.

Eingefädelt hatte das Ganze Jim Corsi. Der ehemalige Nationaltorhüter von Italien, der mehr als 20 Jahre lang als Torhütertrainer in der besten Liga der Welt gearbeitet hat und derzeit den Studenten der Concordia University in der USports sein Wissen weitergibt, ist seit der Jahrtausendwende der Mentor von Goller. Im Frühjahr dieses Jahres hatte der heute 69-Jährige bei einem Telefongespräch mit Kim Dillabaugh, dem Torhütertrainer der Philydelphia Flyers, von seinem &bdquo;Schützling“ erzählt.

Dillabough zeigte Interesse. Schließlich erhielt Goller, nachdem sich die Flyers genau über ihn informiert hatten, am 21. Juli die Mitteilung, dass er unter mehreren Kandidaten ausgewählt wurde und in rund 2 Monaten beim Vorbereitungs-Camp dabei sein und mithelfen darf. Die 12 Tage bei den Flyers waren für den 41-Jährigen unvergesslich: &bdquo;Ich muss noch sehr viel verarbeiten. Es war aber eine tolle Erfahrung und der Lohn für jahrelange Arbeit, bei der ich viel zurückstecken und investieren musste. In den 12 Tagen in Philadelphia habe ich mehr aufgenommen und dazugelernt, als in 15 Jahren in Europa“, schwärmt Goller.

Im Trainingscenter der Flyers sammelte der Kastelruther wertvolle Erfahrung.

In Kaltern hat vor 15 Jahren alles begonnen, nachdem Goller seine durchwachsene Torhüterkarriere im Alter von 25 Jahren bereits beendet hatte. Egon Schenk war damals beim SV Kaltern Trainer und hat den damals blutjungen Kastelruther, der bereits während seiner Zeit als Torhüter mit jungen Goalies gearbeitet hatte, als Torhütertrainer ins Team geholt. Danach ging es für Goller, der &bdquo;eigentlich nie auf eine Trainer-Laufbahn hingezielt hatte“, zum EV Bozen, nach Meran und zum HC Bozen. Nebenbei kümmerte er sich um die Torhüter der U20- und U18-Auswahlen von Italien und war auch Assistenztrainer der litauischen Nationalmannschaft.

Über den EHC Bregenzerwald, mit dem er in der Saison 2015/16 den INL-Titel gewann, Gröden, Cortina, Sterzing und Bad Tölz landete Goller im November 2022 als Goalie-Coach bei den Vienna Capitals in der ICEHL. Dort begleitete er Bernhard Starkbaum durch seine letzte Saison und betreute Wiens etatmäßige Nummer 2, Stefan Steen.

Der Schwede ist heute einer von 15 Privatkunden, die Goller mit seiner Firma &bdquo;DGGoaltending“ betreut. Neben Steen hat er unter anderem auch den Ex-Pusterer Jerry Kuhn, den Ex-Fassaner Adam Vay oder den aufstrebenden, ungarischen Nachwuchstorhüter Beni Halasz unter seinen Fittichen. &bdquo;Ich besuche meine Klienten ab und zu bei ihren Vereinen. Sie schicken mir Videos von ihren Spielen. Diese analysiere ich dann und schicke ihnen mein Feedback. Zudem bekommen sie von mir Übungen zugeschickt“, beschreibt Goller die Arbeit mit seinen Privatkunden.

Der dreifache Familienvater steht im regen Austausch mit dem Torhütertrainer der Montreal Canadiens, Eric Rymond, und arbeitet nebenbei auch als Berater: &bdquo;Ich werde immer wieder von Vereinen zu verschiedenen Torhütern kontaktiert. Ich gebe dann meine Einschätzungen und Meinung zu dem jeweiligen Goalie ab. In diesem Scouting-Report analysiere ich unter anderem das Talent, die Fähigkeiten, aber auch das Preis-Leistungsverhältnis und den Charakter des jeweiligen Torhüters.“

Seit heuer Torhütertrainer bei den Nürnberg Ice Tigers Nach seinem &bdquo;Gastspiel“ in Wien schaffte Goller im heurigen Frühjahr den Sprung in die Deutsche Eishockey Liga (DEL), wo er sich bei den Nürnberg Ice Tigers um die Torhüter kümmert. &bdquo;Philip Lehr, mit dem ich in Bad Tölz zusammen gearbeitet habe, hat den Kontakt zu Niklas Treutle hergestellt. Dieser war sehr an einer Zusammenarbeit interessiert, weshalb sich Nürnbergs Sportdirektor Stefan Ustorf bei mir gemeldet hat. Wir waren sofort auf derselben Wellenlänge und uns schnell einig. Das junge Team hat mir sehr gut gefallen. Mir ist bewusst, dass wir in diesem Winter einen schweren Stand haben werden“, versichert der Nürnberger Torhütertrainer.

Ursprünglich war geplant, dass Goller pro Monat rund 10 Tage bei den Ice Tigers weilt. Daraus wurden aber schnell 3 Wochen. &bdquo;Headcoach Tom Rowe, der bereits beim EHC Linz an der Bande gestanden ist, hat nach 5 Tagen im Trainingscamp den Wunsch geäußert, dass er mich länger bei der Mannschaft haben möchte. Deshalb haben wir die Tage verdoppelt. Die 4. Woche im Monat verbringe ich zu Hause in Kastelruth bei meiner Familie. Dort habe ich auch mein Büro, wo viel Arbeit auf mich wartet“, erklärt Goller.

Daniel Goller (rechts) bei seiner Arbeit bei den Nürnberg Ice Tigers mit dem früheren deutschen Nationaltorhüter Niklas Treutle.

Er hat in Vergangenheit an zahlreichen Symposien und Torhüter-Camps teilgenommen. Von allen hat er etwas mitgenommen und trotzdem seinen eigenen Weg eingeschlagen. &bdquo;Ich habe längst verstanden, dass ich individuell mit den Torhütern arbeiten muss. Deshalb kümmere ich mich vor dem Trainingsbeginn um den einen und nach Trainingsende um den anderen Goalie. Ich gebe Tipps, führe aber sehr viele Gespräche. So kann ich viel besser auf die Bedürfnisse jedes einzelnen eingehen“, beschreibt Goller seine Arbeit.

Diese Arbeit hat vor kurzem auf NHL-Eis seinen bisherigen Höhepunkt erreicht und wird schon bald eine Fortsetzung erhalten. &bdquo;Die Zusammenarbeit mit den Flyers ist noch nicht beendet. Ich kann schon bald wieder nach Philadelphia, wo ich für rund 2 Wochen beim AHL-Team wertvolle Erfahrung sammeln darf. Zudem wurde mir in Aussicht gestellt, im Juli des nächsten Jahres am Development-Camp teilnehmen zu dürfen. Zudem soll ich meine Augen offen halten für europäische Torhüter hinsichtlich des nächsten NHL-Drafts“, freut sich Goller.

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Ein Kastelruther und sein NHL-Abenteuer

Der 41-jährige Torhütertrainer Daniel Goller aus Kastelruth sammelt wertvolle Erfahrung im Trainingscamp der Philadelphia Flyers.

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