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Turo Virta ist ein gefragter Mann, sowohl in der Eishalle als auch außerhalb davon. © af/SN

Spieler, Schiri, Coach: Die vielen Leben des Turo Virta

Turo Virta ist ein finnischer Eishockey-Export, der in Südtirol längst heimisch geworden ist. Hier hat er fast die Hälfte seiner 41 Lebensjahre verbracht – und in diese Zeit hat er gleich mehrere Karrieren hineingepackt. Die letzte hat gerade erst begonnen.

Von:
Alexander Foppa

Turo Virta lächelte verschmitzt, als wir ihm vor wenigen Tagen in der Eishalle in Fondo eher zufällig über den Weg liefen. Er wusste, dass ihn hier im Trainingslager des italienischen Nationalteams wohl niemand so recht erwartet hätte. Doch wer Turo Virta kennt, der ahnt es: Der Mann mit blondem Haar und eisigem Blick hat wieder einen neuen Weg eingeschlagen.


Der erste Weg in seinem Sportlerleben führte ihn schnurstracks aus seinem Elternhaus in Tampere rein in die größten Eishallen Finnlands. Zunächst in seiner Heimatstadt, dann in Hyvinkää vor den Toren Helsinkis wuchs Virta zum Eishockeyprofi heran. Nach drei Jahren in der zweithöchsten finnischen Liga verschlug es ihn 2005 von der Ostsee-Stadt Kokkola ins 2.000 Kilometer südlich gelegene Neumarkt. Dort absolvierte der Verteidiger seine erste Serie-B-Saison. Es folgte ein zweijähriges Deutschland-Abenteuer, ehe er der Liebe wegen über den Brenner zurückkehrte. Nach Stationen in Torre Pellice, Meran und Kaltern ließ er sich in Neumarkt nieder, wo er im Frühjahr 2012 nach 461 Profi-Spielen seine Schlittschuhe an den vielzitierten Nagel hing.

Kunden auf der ganzen Welt

Vor acht Jahren hat Turo Virta schließlich seine Miriam geheiratet, mittlerweile ist er im Neumarkter Ortsteil Vill längst heimisch geworden. Und dort hat er sich eine Karriere nach der Karriere aufgebaut: Der ehemalige Eishockeyspieler arbeitet als eigenständiger Personal Coach, Fitnesstrainer und Ernährungsberater. Den Großteil seines Coachings wickelt das Sprachentalent mittlerweile online ab, unterrichtet Sporttreibende rund um den Globus. Er hat Eisfläche und Schlittschuhe gegen Workout-Matte, Fitnessbänder und Computerbildschirm getauscht.

Turo Virta pfeift seit Jahren international. © privat


Obwohl, so ganz stimmt das nicht. Denn wirklich losgelassen hat ihn die schnellste Mannschaftssportart der Welt nie. Nur kurz nach seinem Karriereende nahm er seine Schlittschuhe wieder vom Nagel, zog sich ein gestreiftes Trikot über, wickelte sich die Trillerpfeife um den Finger und begann als Referee Jugendspiele zu leiten. Es folgte ein rasanter Aufstieg: Vom Nachwuchs-Schiri zum IHL-Linesman, dann zum Headschiedsrichter, dann weiter in die AlpsHL und schließlich kam – nur sechs Jahre nach seinem Schiri-Debüt – der Sprung in die damalige EBEL.
„Das war schon ein absolutes Highlight.“ Turo Virta über das Derby Bozen-Pustertal

Im vergangenen Jahr leitete der Finne unter anderem das Derby zwischen Bozen und Pustertal in der Eiswelle. „Das war schon ein absolutes Highlight. Es ging ordentlich zur Sache und in der Halle war es phasenweise ohrenbetäubend laut“, erinnerte sich Virta. Doch mit der ICE ist jetzt Schluss. „Das war körperlich und auch zeitlich sehr anspruchsvoll.“ Er will aber weiterhin in der Alps Hockey League pfeifen – sofern es die Zeit zulässt.

Das Nationalteam ruft

Denn Zeit hat Virta sehr wenig. Auch, weil ihn seine neue Tätigkeit auf Achse hält. Und deretwegen befand er sich diese Woche in Fondo im Nonstal, wo das Blue Team in die neue Saison startete. Erstmals arbeitete Virta nämlich als Fitnesscoach einer ganzen Sportmannschaft, zugleich kombinierte er so seine zwei Leidenschaften: Athletik und Eishockey. Er wurde vom italienischen Verband als Athletiktrainer engagiert, soll die Cracks gerade jetzt nach der Sommerpause beweglich, kräftiger, spritziger machen. „Im Grunde geht es darum, die Spieler auf die Strapazen im Winter vorzubereiten und zugleich das Verletzungsrisiko zu minimieren“, erklärte er.

Turo Virta hält andere und sich selbst fit. © privat


Unter der Leitung von Headcoach Mike Keenan absolvierten 21 Auswahlspieler bis Freitag ein fünftägiges Trainingslager in Fondo. Auf die Frage, wie denn die Fitness der Spieler nach der langen Sommerpause sei, antwortete Virta: „Man merkt, wer in der Freizeit fleißig war und wer etwas weniger. Doch fit sind die Jungs alle. Das sind Profis, die genau wissen, was und wie viel sie tun müssen, um in Form zu bleiben.“

Während Virta diese Sätze sprach, schwenkte sein Blick von der Tribüne im PalaSmeraldo immer wieder runter aufs Eis, wo seine Schützlinge gerade ein leichtes Eistraining absolvierten, und von dort hoch auf die Uhr unterm Hallendach. „Das ist alles genau durchgetaktet – auch für mich. Unten im Fitnessraum bereite ich die nächsten Übungen vor. Danach geht's ab ins Hotel, von wo aus ich später noch mehrere Onlinekurse geben werde. Ich darf meine anderen Kunden nicht vernachlässigen“, sagte er und verschwand Augenblicke später schnellen Schrittes in Richtung Katakomben. Virta pendelte auch an diesem Tag gleich zwischen mehreren Leben.


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