Tod nach Stockschlag: Der traurigste Tag im heimischen Eishockey

Ein Stürmer läuft ohne Scheibe auf des Gegners Tor zu, will anspielbar sein. Der Verteidiger hält ihn davon ab, die beiden teilen sich daraufhin einige Nettigkeiten aus. Was sich nach einer normalen Szene im Eishockey anhört und sich tausendfach pro Jahr genau so ereignet, führte am 14. Jänner 1992 zu einer Katastrophe: Der Stürmer namens Jim Boni, Kapitän des damaligen HC Courmaosta, verlor nämlich die Fassung, holte mit dem Schläger aus und traf den 19-jährigen Verteidiger des HC Gherdëina, Miran Schrott, damit auf der Brust. Der junge Athlet aus St. Ulrich sackte zu Boden – und verstarb anschließend im Krankenhaus von Chamonix. Eishockeybegeistert Schrott, am 26. Dezember 1972 in Bozen geboren, meldet sich mit neun Jahren beim heimischen Eishockeyverein an. Seither lodert in ihm die Leidenschaft für den schnellsten Mannschaftssport der Welt. Das Talent kommt beim Youngster schon früh zum Vorschein, die Einberufung in den Jungend-Nationalmannschaften nicht überraschend. Schrott nimmt an insgesamt fünf internationalen Turnieren mit Italien teil und zählt in den Reihen des HC Gherdëina trotz seines jungen Alters schon zu den Leistungsträgern. Mit Teamkollegen wie dem jetzigen HCG-Präsidenten Walter Ploner will er zumindest ein wenig an die früheren glorreichen Zeiten der Ladiner anknüpfen.

Mit dem in Bozen bestens bekannten Dave Pasin sollte dem HCG genau dies gelingen. Die Furie gewannen 1992 die Meisterschaft der damaligen Serie A2, verloren in Courmayeur jedoch einen Mannschaftskollegen: Miran Schrott. Zwar wurde dieser nach dem eingangs erwähnten Stockschlag unmittelbar versorgt, die Ärzte im Klinikum von Chamonix konnten aber nur noch dessen Tod feststellen. Ursache: Herzstillstand. Wie sich bei der Autopsie herausstellte, führte Bonis Aktion gepaart mit &bdquo;bereits bestehenden kardiologischen Problemen“ zum plötzlichen Ableben.

Jim Boni war jahrzehntelang als Trainer aktiv. © APA/epa / EXPA/REINHARD EISENBAUER

Infolge des Todes, der weit über die Landesgrenzen hinaus Aufmerksamkeit erregte (große Medien und die amerikanischen Eishockeyverbände schalteten sich ein), klagte die italienische Staatsanwaltschaft Boni wegen vorsätzlicher Körperverletzung mit Todesfolge an. Zehn bis 18 Jahren Haft drohten. Weil im Jahr 1994 die Weltmeisterschaft in Italien stattfand, eröffnete sich nun ein diplomatischer Konflikt, dessen Kern die Teilnahme besagter Nationen an der WM war. Letztlich konnte das abgewendet werden, Boni wurde wegen fahrlässiger Tötung zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Ein angestrebtes Zivilverfahren der Schrott-Familie wurde eingestellt. Boni wird erfolgreicher Trainer Boni wurde nach Schrotts Tod vom italienischen Eissportverband FISG für zwei Jahre suspendiert. Diese Sperre wurde auf Druck der anderen italienischen Vereine und der großen amerikanischen Verbände wieder aufgehoben. Boni spielte bis 1995 in Italien, wechselte dann ins Ausland und begann eine glorreiche Trainerkarriere, die er 2016 bei den Vienna Capitals beendete. An Schrott wurde im Grödnertal mit einem Turnier gedacht. Die Wunden sind aber nie geheilt.

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