Villach-Experte Quendler: Bozen ist Favorit, Chancen stehen 60:40

SportNews.bz: Herr Quendler, welches sind die Stärken des Villacher SV?

Martin Quendler (Kleine Zeitung): Villach verfügt über einige sehr gute individuelle Spieler, wie John Hughes und Derek Ryan. Sie genießen das volle Vertrauen des Trainers und erhalten vom Coach Hannu Järvenpää relativ viel Eiszeit. In der Serie gegen die Vienna Capitals ist zum Beispiels Hughes einmal zweieinhalb Minuten ununterbrochen am Eis gestanden. Ich denke, dass in einem Spiel die erste Linie geschätzte 30 Minuten auf dem Eis steht, die zweite zwischen 17 und 18 Minuten.

Das klingt ja fast so, als wäre Villach von Hughes und Ryan abhängig…

Die sehr gute Offensive hat viele Probleme, die Villach im Grunddurchgang im Spielaufbau und in der Defensive hatte, kaschiert. Der Spielaufbau von hinten hat nicht geklappt, Villach hat viele Gegentore kassiert. Man war angewiesen, dass die Angreifer vorne die Tore machen. Seit der Olympiapause hat Villach diese Probleme aber in den Griff bekommen. Hinten steht die Mannschaft jetzt sehr viel sicherer und auch die Topleute wie Hughes und Ryan arbeiten viel mehr nach hinten. Villach ist wieder eine Mannschaft.

Statistiken zur Hand ist auch Torhüter Lamoureux ein extrem sicherer Rückhalt und zählt zweifelsohne zu den Stärken des Kärntner Traditionsklubs.

Pünktlich zu den Playoffs ist auch Lamoureux wieder in Topform. Im Grunddurchgang hat er einige Tore kassiert, die auf seine Kappe gingen. Aber seit die Playoffs begonnen haben, strahlt er wieder sehr viel Sicherheit aus. Lamoureux ist ein Eigenbrötler, er ist nicht immer mit der Mannschaft unterwegs, schottet sich ab. Er hat mit Markus Kerschbaumer einen eigenen, den vielleicht besten, Tormanntrainer an seiner Seite, mit dem Lamoureux sehr oft alleine trainiert. Diese Möglichkeit, mit diesem Tormanntrainer zu arbeiten, hat Lamoureux auch in Villach gehalten, obwohl er in anderen, höherklassigen Ligen hätte spielen können.

Welches sind die Schwachstellen des VSV? Die Vienna Capitals haben es in der Serie mit einer sehr körperbetonten Spielweise versucht. Damit haben die Villacher gerechnet. Den Wienern ist diese Taktik nicht aufgegangen, die Topleute haben die Checks geschluckt und trotzdem gescort. Wenn ein Team gut und schnell kombiniert bzw. es gelingt die Scheibe zirkulieren zu lassen, dann stellt das die Villach-Defensive vor Probleme. Ich denke aber, dass der HCB Südtirol etwas zu geradlinig spielt und deshalb den VSV hier nicht vor allzu große Schwierigkeiten stellen wird. Was Unterzahlsituationen betrifft, so ist Villach hingegen nicht sehr anfällig. Sie konnten gegen Wien eine gute Penalty-Killing-Bilanz vorweisen.

Wie glauben Sie wird die Serie zwischen dem HCB Südtirol und dem Villacher SV enden?

Das ist sehr schwierig zu sagen, auch weil sich im Playoff der Charakter einer Mannschaft verändert. Als Kärntner hoffe ich natürlich, dass Villach gewinnt. Bozen hat bisher aber eine Wahnsinns-Saison gespielt, ist für die EBEL eine ungemeine Bereicherung und hat sich sehr gut in die Liga integriert. Ich hoffe, dass das auch künftig so bleibt. Villach hatte im Grunddurchgang Höhen und Tiefen, aber Wien war im Viertelfinale schon eine ordentliche Messlatte und der VSV ist definitiv im Playoff angekommen. Was für Villach spricht, ist sicher der Best-of-five-Modus, in dem das Halbfinale ausgetragen wird. Eine Vorentscheidung kann im ersten Spiel fallen. Aber leichter Favorit ist in meinen Augen trotzdem Bozen. Ich sehe die Chancen bei 60:40 für die Foxes.

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