Bergbezwinger und Selfie-Jäger: Das ist die Oberliga-Elf der Saison

TOR Domenico Torcasio (Virtus Bozen) : Bewies mit der Selfie-Stange nach den Virtus-Siegen eine ähnlich ausgeprägte Fingerfertigkeit wie bei seinen Paraden während der Spiele. Mit 39 Jahren müsste bei Mimmo eigentlich langsam der Rost-Prozess einsetzen, doch stattdessen hechtet, taucht, faucht und feiert der Kult-Torhüter noch immer wie in seinen einstigen Sturm-und-Drang-Zeiten. War nicht zuletzt auch deshalb ein Schlüsselelement der Virtus-Meistermannschaft.

ABWEHR Roland Harrasser (St. Georgen) : Ein Sinnbild für die Abwehr von St. Georgen: Routiniert, abgeklärt und mit der berühmten Pusterer Härte versehen. Beackerte die Außenbahnen der verschiedenen Fußballfelder so emsig wie ein Mulcher die Weide eines Bauern, machte es zeitgleich aber auch jedem Gegenspieler extrem schwierig, einen Schuss ins Scheunentor zu landen. Bildete mit seinen Kollegen Althuber, Brugger, Aichner und Mirri die beste Abwehr der Liga – und darf als Belohnung in der Aufstiegsrunde auf noch unversehrten Plätzen außerhalb der Region mulchern. Stefan Rellich (Tramin) : Eigentlich ist der Traminer ja zum Stürmer ausgebildet worden. Mittlerweile verhält er sich positionsmäßig aber ähnlich polyvalent wie Christof Innerhofer bei seinen Fotoshootings-Posen für ein gefragtes italienisches Unterwäsche-Label. War in dieser Saison vermehrt als Verteidiger tätig und nahm dabei eine Art Ziehvater-Rolle für die meist extrem junge Traminer Defensive ein. Fehlte Rellich, war schnell Feuer unterm Dach. Hannes Steger (Ahrntal) : Der beinharte Abwehrspieler machte unter der Saison den 200er für Ahrntal voll. Mit seinen 31 Jahren ist er noch ein Verteidiger der alten Schule, also einer, der im Fußballjargon gerne als &bdquo;echter Typ“ bezeichnet wird. Hat für seine Mitspieler oft etwas lautere Töne parat, lässt den Gegner wenn nötig auch die eisigen Stollen seiner Schuhe spüren – und war dank stets solider Leistungen zusammen mit Torhüter Patrick Psenner der defensive Hauptakteur der fulminanten Rückrunden-Aufholjagd.

MITTELFELD Stefan Clementi (Eppan) : Der Leiferer in den Diensten von Eppan zeigte auf, dass mit der Kombination aus jugendlicher Unbekümmertheit und riesigem Talent auch die höchsten Berge erklommen werden können. Das wurde besonders bei seiner Besteigung des Virtus-Massivs deutlich, als er seine Spikes in dessen Eiswand mit einem Doppelpack gleich am ersten Spieltag derart tief einbohrte, dass manch einer schon an der Abbröckelung des Grün-Weißen Gebirgeszu glauben begann. Doch der Koloss aus der Hauptstadt blieb natürlich standhaft – genauso wie Clementi selbst, der im weiteren Saisonverlauf nicht nur seine Alterszahl von 17 auf 18 schraubte, sondern auch sein Torkonto um weitere 11 Treffer aufstockte. Und das, obwohl er im Vorjahr noch in der 1. Amateurliga gespielt hat. Die Entdeckung der Saison. Michael Aiello (Naturns) : Arbeitete als Abräumer im Mittelfeld ähnlich effektiv wie ein Kellner vor einem mit dreckigen Tellern gesäumten Tisch, offenbarte aber gleichzeitig immer wieder sein scharf gewetztes Füßchen, mit dem er die gegnerischen Abwehrreihen gut und gerne mal filetierte. Stellte sich in jedem Spiel voll in den Dienst der Mannschaft – das wurde besonders bei seiner rekordverdächtigen Ausbeute an gelben Karten (etwas über 15) deutlich. Nicht zuletzt auch deshalb der Kopf des Naturnser Teams. Martin Ritsch (St. Georgen) : Die Konstante im St. Georgener Spiel mit bestechenden Allrounderqualitäten: Ist sich für die Drecksarbeit nicht zu schade, kann das Spiel auch als Ballverteiler lenken und hat mindestens ein bis zwei geniale Momente pro Partie, in denen er aufzeigt, dass er eigentlich für höhere Aufgaben bestimmt wäre. Michael Osti (Eppan) : Leise Stimmen behaupten, dass neben zahlreichen Oberligaklubs auch ein auf Lebensversicherungen spezialisiertes Unternehmen am Stürmer dran sei. Scherz beiseite: Tatsächlich netzte Osti für Eppan ganze 20 Mal ein und merzte so das jahrelange Dilemma der Überetscher Torkargheit auf einem Schlag aus. Für die Statistik-Fans: Ohne Ostis Treffer hätte Eppan 19 Punkte weniger auf dem Konto und wäre wahrscheinlich wieder im Abstiegskampf gelandet. Besser kann man eine Lebensversicherung nicht definieren. Muss sich wohl auch diese dubiose Firma gedacht haben.

ANGRIFF Max Dalpiaz (Virtus Bozen) : Für viele ist er der kompletteste Spieler der Oberliga, für einige hat er sogar schon den Prinzen-Status erreicht.Fakt ist, dass der schlaksige Angreifer die beste Saison seiner Karrierehinter sich hat. Im Virtus-Ferrari war er der 500-PS-Motor, also das Herzstück, das den Karren einerseits in Windeseile nach vorne zog, andererseits aber auch den großen Unterschied zu anderen Automarken (oder Mannschaften) ausmachte. Mit 25 Toren der drittgefährlichste Angreifer der Liga. Matthias Bacher (Naturns) : Der Fußballgott meint es nicht sonderlich gut mit ihm: Im Vorjahr brachte er die gegnerischen Tornetze 27 Mal zum Zappeln, musste die Torjägerkrone aber Hansjörg Stockner (33) überlassen. Heuer brachte Bacher mit 26 Treffern eine erneut kronenwürdige Marke zustande, wurde aber auch dieses Mal von Fabio Bertoldi (33) ausgestochen. Großer Trost: Die beste Naturnser Oberligasaison aller Zeiten trug dick und fett seine Handschrift. Fabio Bertoldi (Bozner FC) : 33 Tore in 30 Spielen – viel mehr braucht man dazu nicht mehr zu sagen. Außer: Diese Saison war von einem anderen Stern, König Fabio.

TRAINER Luca Lomi (Virtus Bozen) : Der Übungsleiter schaffte es, aus der bunt zusammengewürfelten und phasenweise auch verunsicherten Star-Mannschaft ein funktionierendes und erfolgreiches Kollektiv zu formen. Der Meistertitel war auch sein Verdienst.

AUF DER BANK Patrick Psenner (Ahrntal) : Spielte in der Rückrunde sieben Mal zu null – und war damit ein Protagonist des Ahrntaler Märchens. Elmar Haller (St. Martin) : Solide und kompromisslos. Stand in der Abwehr der Mortiner zu jeder Zeit seinen Mann. Markus Fiechter (Brixen) : Obwohl die Brixner Saison enttäuschend verlief, gab es einige Glanzlichter. Beispiel Markus Fiechter und die Defensive der Eisacktaler: Mit 36 Gegentreffern war die Brixner Abwehr die viertsicherste der gesamten Liga. Alex Pfitscher (Tramin) : Der Thomas Müller von Tramin: Schlaksig, schnell und mit einem ausgeprägten Zug zum Tor. Mit elf Treffern der sicherste Schütze seines Unterlandler Klubs. Mattia Pareti (Bozner FC) : Eleganter Strippenzieher im Mittelfeld des Bozner FCs. Lukas Hofer (Virtus Bozen) : Kam, sah und traf: In 14 Rückrundenspielen netzte der Gargazoner, der im Winter von Lana kam (wo er in der Hinrunde 17 Mal getroffen hat) satte acht Mal ein. Martin Blaas (Naturns) : Newcomer der Saison. Seine sieben Treffer für Naturns waren allesamt von wichtiger Bedeutung. Der 18-Jährige hat eine große Zukunft vor sich.

Thomas Debelyak, Sportnews

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