Dietmar Pfeifer: „Der beste FCS aller Zeiten“

SportNews: Hand aufs Herz: Haben Sie zu Beginn der Saison geglaubt, dass der FC Südtirol nach der ersten Saisonhälfte so weit oben in der Tabelle steht? Dietmar Pfeifer: Da muss ich eine kleine Vorbemerkung machen. In all den Jahren haben wir versucht, eine Gruppe zusammenzubasteln, die nicht nur fußballerische Qualitäten mitbringt, sondern vor allem auf menschlicher Ebene funktioniert. Wir haben gelernt, dass es für Erfolge immer eine einheitliche Truppe benötigt, deshalb haben wir auch heuer versucht, die Mannschaft nach diesem Kriterium zusammenzustellen. Um auf die oben genannte Frage zurückzukommen: Natürlich war es im Sommer schwierig, vorauszusehen, was passiert. Im Laufe der Monate haben wir aber verstanden, dass in puncto Personal die richtigen Entscheidungen getroffen worden sind. Ich bin überzeugt, und war das schon im Sommer, dass das Niveau in der Lega Pro sehr hoch ist – wenn sich eine Mannschaft dann trotzdem oben festsetzt, ist das schon eine starke Leistung. Dieser FC Südtirol ist der beste, den ich je gesehen habe.

Anfangs tat sich die Mannschaft noch ein wenig schwer, erst seit November geht es konstant bergaufwärts. Haben die neuen Spieler eine Eingewöhnungszeit gebraucht oder ist sonst etwas passiert, das dem Team einen Richtungswechsel verliehen hat? Ich denke, dass die Niederlage gegen Cuneo Ende Oktober der Wendepunkt war. Da erkannten die Spieler, dass es eben das gewisse Etwas bedarf, um ein Spiel zu gewinnen. Von da an haben sie begonnen, primär auf sich und die eigenen Stärken zu schauen. Andere wichtige Momente waren beispielsweise die Partie gegen Alessandria, in der wir uns zwei Tore quasi selbst eingeschenkt haben, danach aber eine tolle Reaktion zeigten und den hochgehandelten Gegner in der eigenen Hälfte einschnürten. Oder natürlich der Sieg gegen Cittadella am letzten Sonntag. Während sich andere Teams mit dem 2:2 begnügt hätten, haben wir in den Schlussminuten noch alles nach vorne geworfen und den Sieg errungen.

Vor einigen Jahren, in der 2. Division, hat der FC Südtirol, ähnlich wie gegen Alessandria, das Spiel gegen den MeisterschaftsfavoritenLa Spezia verlorenund ist danach so richtig durchgestartet. Damals war Sebastiani der Trainer und wir wissen alle, wie die Saison geendet hat, nämlich mit dem Aufstieg. Gibt es irgendwelche Gemeinsamkeiten zu diesem Jahr? Den größten Fehler, den wir jetzt machen könnten, ist die komplette Marschrichtung zu ändern und mit allen Mitteln zu versuchen, in die Serie B zu kommen. Die Mannschaft weiß, was sie zu tun hat, sprich die Leistungen der letzten Monate fortzusetzen. Wir müssen von Spiel zu Spiel denken und uns dabei bewusst sein, dass auch die besten Mannschaften im Laufe der Meisterschaft Punkte liegen lassen können. Gleichzeitig dürfen wir uns von negativen Perioden nicht beeinflussen lassen.

Viele fragen sich nun, ob der Verein seinem Trainer nach der tollen Hinrunde ein kleines Geschenk, sprich einen neuen Spieler, beschert, damit die ohnehin schon schlagfertige Truppe einen weiteren Qualitätsschub erhalten würde? Luca Piazzi ist 12 Monate auf dem Transfermarkt aktiv, aber wir müssen der Realität ins Gesicht blicken: Wir haben eine wettbewerbsfähige Mannschaft und dürfen dieses Team jetzt nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Wenn man bedenkt, dass wir am Samstag Spieler wie Tait, Furlan, Fink, Lima und Gliozzi auf der Bank hatten, ist kein Mangel an Alternativen zu erkennen. Sollten wir noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlagen, muss es ein besonderer Spieler sein. Ansonsten bleiben wir gleich. Zur Erinnerung: Auch im Jahr, in dem wir die 2. Division gewonnen haben, haben wir die Mannschaft das ganze Jahr über gleich gelassen. Deshalb spreche ich dem Team das vollste Vertrauen der Vereinsführung aus und hoffe, dass auch vom Publikum eine ähnliche Zustimmung kommt. Dann sind wir auch weiterhin auf einem guten Weg.

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