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Cristiano Ronaldo ist das Aushängeschild der Saudi-Liga. Viele Stars folgten ihm im Sommer. © APA/afp / JORGE FERRARI

Im Goldrausch: Saudi-Arabien als neue Fußball-Macht?

Am 11. August beginnt die neue Saison der Saudi Professional League, aber noch nie stand die Fußball-Meisterschaft in Saudi-Arabien so im internationalen Fokus wie dieses Jahr.

Das verdankt sie dem schier unbegrenzten Kaufrausch des saudischen Königshauses, auf der Rechnung stehen bereits Cristiano Ronaldo, Karim Benzema, Sadio Mané oder Steven Gerrard. Für Kritiker sind die Stars willfährige Handlanger einer groß angelegten Imagekampagne der Saud-Dynastie.


Mit endlosen finanziellen Ressourcen und prominenten Namen will Saudi-Arabien zu einem der größten Player in der Sportszene aufsteigen. 1,5 Milliarden Dollar (etwa 1,3 Milliarden Euro) hat das streng konservativ regierte Königreich nach Schätzungen der Menschenrechtsorganisation Grant Liberty bereits in den Sport fließen lassen.

Im Fußball machte Superstar Ronaldo nach der WM 2022 in Katar den Anfang. Mit seinem Wechsel zu Al-Nassr lenkte der 38-jährige Portugiese die Blicke der Fußball-Gemeinde erstmals nachhaltig auf Saudi-Arabien. Rund 200 Millionen Euro pro Jahr soll er jährlich für seine Dienste einstreifen. Ein fürstliches Schmerzensgeld für den Kick bei Temperaturen von bis zu 50 Grad im Sommer. Ebenfalls beim Club aus der Hauptstadt Riad spielen nun der Ex-Salzburger Mané, Marcelo Brozovic oder Seko Fofana.

Auch Riyad Mahrez zog es in die Wüste. © APA/afp / OLI SCARFF


Noch größer hinaus will Lokalrivale Al-Hilal, der zwei Angebote an Paris Saint-Germain abgegeben hat. Die Verpflichtung von Mbappé um eine Ablösesumme von kolportierten 300 Millionen Euro würde alle bisher bekannten Dimensionen sprengen. Sollte die klappen, wäre es aber eine große Überraschung, der 24-jährige Stürmerstar scheint kein Interesse zu haben. Geangelt wird auch nach Marco Verratti. Bereits bei Al-Hilal unter Vertrag stehen Sergej Milinkovic-Savic, Kalidou Koulibaly und Ruben Neves. Im Fokus neuerdings: Portugals Joao Felix (23), der Atletico Madrid nach seiner Chelsea-Leihe wieder verlassen soll und bei seinem Trainer-Landsmann Jorge Jesus hoch im Kurs steht.

Erstaunlich ist die Präsenz von ehemaligen Liverpool-Granden in der Saudi Professional League. Ex-Kapitän Jordan Henderson tat sich mit „Reds“-Legende Gerrard zusammen, der bei Al-Ettifaq Trainer ist. Der Brasilianer Fabinho wechselte vergangene Woche zu Al-Ittihad, wo es sich bereits die Franzosen Benzema und Kanté eingerichtet haben. In Österreich sorgte der abrupte Wechsel von Ex-Salzburg-Coach Matthias Jaissle zu Al-Ahli für Aufsehen. Beim Aufsteiger trifft er mit dem Brasilianer Roberto Firmino auf einen weiteren Ex-Liverpool-Spieler. Riyad Mahrez kam von Champions-League-Sieger Manchester City.

Das Image des Landes aufpolieren

Im weltweiten Ausgabenranking liegt das saudische Oberhaus mit etwa 450 Mio. Euro schon gleichauf mit der deutschen Bundesliga – und deutlich vor der spanischen LaLiga (300 Mio.). Al-Nassr, Al-Hilal, Al-Ittihad sowie Al-Ahli werden mehrheitlich über den 1971 gegründeten Public Investment Fonds (PIF/geschätzte Reserven: 650 Milliarden Dollar) von der Königsfamilie mit Geld versorgt und kontrolliert. Weitere Clubs wurden unter die Aufsicht von Regierungsbehörden und staatsnahen Institutionen gestellt.

Faktischer Herrscher des Landes und Fonds-Vorsitzender ist Kronprinz Mohammed bin Salman, der den Sport als Vehikel auserkoren hat, um das Image des Landes aufzupolieren. Schließlich soll die Welt über sportliche Glanzlichter sprechen und nicht über Hinrichtungen oder die Unterdrückung von Frauen. Oder über den brutalen Mord an dem regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi im Jahr 2018. „Sportwashing“ nennen das kritische Stimmen, die es haufenweise gibt.

Die Formel-1-Strecke in Jeddah. © APA/afp / BEN STANSALL


Das Formel-1-Rennen in Jeddah, der Premier-League-Club Newcastle United, Box-Events, die Golf-Serie LIV sowie die Asien-Winterspiele 2029 sind bereits Teil des wachsenden Portfolios im Bereich Sport. Zudem hofft Saudi-Arabien – gemeinsam mit Ägypten und Griechenland – auf den Zuschlag als Ausrichter der Fußball-WM 2030. Dem Königshaus stieß in der jüngeren Vergangenheit sauer auf, dass sich ausgerechnet der winzige Nachbar Katar in der Sportszene hervortat. Das soll sich nun ändern.

Ein konkretes Ziel ist es, die Saudi Professional League zu einer der zehn größten Ligen der Welt aufzubauen, um davon auch wirtschaftlich profitieren zu können. Der ambitionierte Plan: Bis 2030 soll der PIF zum größten Staatsfonds der Welt aufgestiegen sein. „Meiner Meinung nach, wenn sie die Arbeit fortsetzen, kann die saudische Liga in fünf Jahren unter den besten fünf Ligen der Welt sein“, sagte Ronaldo. Sollte es dazu kommen, wird der Exodus von Stars aus Europa Richtung Wüste bald die Norm sein.

Schlagwörter: Fussball Saudi-Arabien Geld

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