
Gemeinsam mit einem ausverkauften Praterstadion feierten Österreichs Spieler die WM-Qualifikation. © APA / GEORG HOCHMUTH
ÖFB-Team am Ziel, doch Herausforderungen warten
Das Wort „historisch“ mag in der Sportberichterstattung inflationär verwendet werden, im Zusammenhang mit Österreichs Fußball-Nationalmannschaft hat es aber seine Berechtigung. Erstmals seit 27 Jahren hat sich das ÖFB-Team für eine Weltmeisterschaft qualifiziert.
19. November 2025
Von: apa/sn
Die Rückkehr auf die ganz große Bühne ist einer Auswahl zu verdanken, deren Qualität bemerkenswert hoch ist. Der Stamm der Mannschaft etablierte sich jahrelang im Ausland, teilweise bei absoluten Spitzenclubs, und ist zudem seit Jahren beisammen. Dazu kommt mit Ralf Rangnick ein Trainer, der das Team das spielen lässt, was es am liebsten tut – Angriffsfußball mit hohem Pressing und hoher Intensität.
Der Deutsche säte in seiner Red-Bull-Zeit, was er nun erntet. Viele ÖFB-Internationale haben Rangnicks Prinzipien seit Jahren verinnerlicht, das machte es wiederum leichter, im österreichischen Team eine echte Spielidee zu implementieren – eine Rarität auf Nationalmannschaftsebene.
Erfolgsformel: Gutes Team plus passender Trainer plus Glück
Das Erfolgsrezept beinhaltet aber nicht nur, den passenden Coach für eine talentierte Mannschaft zu finden. David Alaba und Co. nutzten die Gunst der Stunde, trotzdem ist nicht alles eitel Wonne: Außer gegen San Marino und beim 2:0 auf Zypern wurde keine Partie mit mehr als einem Tor Unterschied gewonnen.
Erstmals seit 1998 wird Österreich im kommenden Sommer an einer Fußball-WM teilnehmen. © APA / GEORG HOCHMUTH
Das Nationalteam hat Probleme mit tiefstehenden Gegnern, die sich mit weiten Bällen dem Pressing entziehen. Nach dem 0:1 in Bukarest bezeichnete Rumäniens Teamchef Mircea Lucescu die Tatsache, dass der Kern des ÖFB-Teams seit Jahren unverändert ist, sinngemäß als Fluch und Segen zugleich. In der Mannschaft greifen Automatismen, in guten Phasen herrscht blindes Verständnis. Allerdings wissen die Gegner mittlerweile genau, was auf sie zukommt.
ÖFB-Team kommt in die Jahre
Zu dieser Problematik gesellt sich auch eine gewisse Überalterung. Alaba feiert während der WM seinen 34. Geburtstag, Marko Arnautovic ist beim Turnier in Nordamerika 37 Jahre alt. Weitere langjährige Stützen wie Marcel Sabitzer, Michael Gregoritsch oder Phillipp Mwene haben ihren 30er überschritten, Konrad Laimer (28), Xaver Schlager (28), Philipp Lienhart (29) und Stefan Posch (29) sind davon nicht mehr weit entfernt. Rangnicks Spielstil ist körperlich herausfordernd, muss aber von einer immer älter werdenden Truppe umgesetzt werden. Mit Ausnahme des 19-jährigen Nikolaus Wurmbrand scheint derzeit kein wirklich junger Kicker ein Thema für die ersten 15, 16 Spieler zu sein.Kapitän Marko Arnautovic wird bei der WM 37 Jahre alt sein. © APA / GEORG HOCHMUTH
Das ändert jedoch nichts am aktuell hohen Leistungsvermögen der Nationalmannschaft. Ein erfolgreiches WM-Abschneiden ist durchaus denkbar, zumal das Erreichen der K.o.-Phase bei einer Weltmeisterschaft sogar leichter ist als bei einer EM, nimmt man die Weltranglistenplatzierungen als Maßstab. Und schon ein Sieg könnte bei der WM fürs Sechzehntelfinale reichen. Die Chancen stehen gut, erstmals seit 1990 ein WM-Spiel zu gewinnen und erstmals seit 1954 in die WM-K.o.-Phase vorzustoßen. Im kommenden Sommer hat das Team also neuerlich die Gelegenheit, Historisches zu leisten.Profil bearbeiten
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