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Deutschland verlor am Dienstag in Wien gegen Österreich. © ANSA / CHRISTIAN BRUNA

„Deutsche Tugenden fehlen“: DFB im Alarmmodus

Nach dem Tiefschlag am Dienstag im Wiener Happel-Stadion geht in Deutschland die Angst vor dem nächsten Turnierdebakel der eigenen Fußball-Nationalmannschaft um.

Die DFB-Auswahl verabschiedete sich beim 0:2 gegen Österreich mit einer im Hinblick auf die Heim-EURO 2024 alarmierenden Leistung in die Winterpause. Zum Drüberstreuen verpasst Bayern-Star Leroy Sane aufgrund seiner Tätlichkeit gegen Phillipp Mwene wohl die gesamte Endrunden-Vorbereitung.


Entsprechend frustriert war Bundestrainer Julian Nagelsmann nach seiner zweiten Niederlage im vierten Spiel. Man müsse akzeptieren, dass es „unfassbar viel Arbeit gibt. Es gibt Dinge, wo wir ansetzen müssen. Es geht nur über extrem harte Arbeit und auch über deutsche Tugenden, das ist Fakt. Wir können nicht in Schönheit sterben. Wir werden auch im Sommer keine Verteidigungsmonster werden.“

„Wir sind auf dem Feld nicht diese Einheit, die wir außerhalb des Platzes sind.“ Bundestrainer Julian Nagelsmann

Der junge Coach sieht auch ein Kopfproblem bei seinen Spielern: „Die Mannschaft ist nicht befreit. Wir sind nicht diese Einheit, die wir außerhalb auf dem Platz sind. Wir strotzen nicht vor Selbstvertrauen, das ist einfach Fakt. Das liegt auf der Hand, wenn man die letzten Jahre sieht.“

Trainer-Effekt verpufft

Von seinem Weg will Nagelsmann dennoch nicht abgehen. „Jetzt kann man natürlich sagen, ich schmeiße im März wieder alles um und mache eine ganze andere Idee“, sagte der frühere Bayern-Coach. „Oder wir sagen, wir gehen den weiter, und versuchen, eher den Weg einer Spitzenmannschaft zu gehen.“

Nagelsmann verteidigte die umstrittene Rolle von Kai Havertz auf der linken Außenbahn, beklagte „absurde“ Ballverluste und gab sich kämpferisch. „Ich will jetzt langsam rauskommen aus dieser Opferrolle, wie schlecht alles die letzten Jahre war und wie wenige Spiele wir gewinnen, und, und, und.“

Leroy Sané (2.v.l.) kassierte nach einer Tätlichkeit Rot. © ANSA / CHRISTIAN BRUNA


Seinen Kickern stellte der Coach verklausuliert die Rute ins Fenster. „Am Ende geht es für uns ein bisschen um das Bewusstsein der Situation und um die richtige Auswahl der passenden Spieler, die vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt weniger gut passen würden, aber zum jetzigen Zeitpunkt vielleicht einen Tick besser passen in dem Statuts, in dem sich die deutsche Nationalmannschaft aktuell befindet.“
„Uns fehlen ein bisschen die deutschen Tugenden.“ Sportdirektor Rudi Völler

Etwas härter wurden die DFB-Internationalen von Sportdirektor Rudi Völler angepackt. „Es geht vordergründig gar nicht um das nackte Ergebnis, aber die Art und Weise, das ist nicht schön, das können wir uns nicht gefallen lassen, und das muss auch besser werden“, sagte der Weltmeister von 1990. „Ich weiß, das ist immer ein Begriff, ein Wort, das strapaziert wird, aber uns fehlen ein bisschen die deutschen Tugenden.“ Die DFB-Auswahl müsse „die fünf bis zehn Prozent an Leidenschaft, an Dynamik, an Energie“ ins Spiel bekommen. „Sonst wird es schwierig“, sagte Völler.

Zu viele Künstler, zu wenig Kämpfer

Nagelsmann betonte unterdessen, auf interne Missstimmung seien die jüngsten Ergebnisse nicht zurückzuführen. Abseits der Spiele sei sein Team eine „sehr geschlossene Gemeinschaft mit einem unglaublich guten Miteinander“. Im Spiel seien dann aber noch „zu viele Einzelkämpfer“ zu sehen.

Offensivspieler Kai Havertz fungierte erneut als Linksverteidiger. © APA / EVA MANHART


Seine Aufgabe ist es nun, ein echtes Team zu formen. „Grundsätzlich ist die Denkweise eines Trainers nicht: Ich habe eine Idee und die knalle ich auf eine Mannschaft, sondern wir schauen uns natürlich an, was haben wir für Spieler?“, sagte der 36-Jährige, um in der Folge zu berichten, dass es möglicherweise „fünf Sechser“ und „fünf Zehner“ gebe, aber nur eineinhalb Stürmer und wenn überhaupt einen halben Linksverteidiger. „Dann muss man sich vielleicht in die Faust beißen und sagen, vielleicht mal ein Toptalent weniger und einen Worker mehr“, sagte der Bundestrainer.

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