Zeitenwende im DFB-Team

Meist hat man mit 17 noch Träume. Privat oder beruflich. Es ist ja ein schwieriges Alter in jedweder Beziehung. Man weiß noch nicht so recht, wie der Hase läuft. Mit den Mädels, mit dem Job und mit der Zukunft. Aber es gibt natürlich Ausnahmen. Die Senkrechtstarter und Wunderkinder, die mit 17 schon wissen, dass sie sich nie mehr Sorgen machen müssen. Wohl auch in jedweder Hinsicht. Youssoufa Moukoko gehört dazu.

Ein Fußballspieler, der während der Weltmeisterschaft in Katar erst 18 Jahre alt wird und der jetzt schon einen Millionenvertrag mit einem großen Schuhhersteller aus den USA hat. Der deutsche Bundestrainer, Hansi Flick, hat ihn nominiert für das große, das ganz große Spiel des Lebens. Der gebürtige Kameruner ist der jüngste Nationalspieler im Aufgebot des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und ein klein wenig erinnert er mich an einen noch jüngeren Kicker, der nach seinen ersten Einsätzen in der Nationalmannschaft sogar dreimal Weltmeister wurde.

Riesiges Talent: Jamal Musiala. © AFP / CHRISTOF STACHE

Edson Arantes do Nascimento, sicher besser bekannt unter dem Namen &bdquo;Pele“. Er war 1958, 1962 und 1970 im erfolgreichen brasilianischen Team und debütierte noch früher als Moukoko. Er schoss seine ersten Tore bereits mit 16 Jahren für die Selecao. Und dann ist da noch so ein Jungspund, der jetzt schon schier unverzichtbar für die DFB-Auswahl zu sein scheint. Jamal Musiala, ein deutsch-britischer Fußballer, der sich zum Glück für Flick für den DFB und gegen England entschied, um seine Fußballkarriere, die er in den Nachwuchsteams des FC Chelsea begann, voranzutreiben.

Musiala ist nur ein Jahr älter als Moukoko. Beide sind aus ihren Vereinsteams Borussia Dortmund und FC Bayern nicht mehr wegzudenken. Sie verkörpern die neue Generation. Sie sind jetzt schon die Zukunft und dieser Aspekt schien dem Nachfolger des zuletzt glücklosen Joachim Löw wichtig zu sein, wie aus manchen Äußerungen während der offiziellen Bekanntgabe des Kaders für Katar herauszuhören war.

Ohne Gosens und Hummels Und noch ein weiterer Aspekt untermauert die Philosophie des zuletzt beim FC Bayern München so erfolgreichen Trainers. Flick verzichtet auf den alten Haudegen Mats Hummels (Borussia Dortmund) in der Abwehr, wobei er dies seiner Art entsprechend harmonisch verkauft. Er sei mit Hummels in engem Kontakt. Er erzählt auch noch einmal, dass er ihm gesagt habe, wie wichtig er für jede Mannschaft sei. Irgendwann aber muss dem Dortmunder Abwehrchef dann schon die Kinnlade weit heruntergefallen sein, denn im Laufe des Gesprächs hat Flick dann wohl auch gesagt: Ist nicht, diese WM für dich.

Muss die WM im TV verfolgen: Mats Hummels. © AFP / TOBIAS SCHWARZ

Ähnlich war die Situation auch bei Robin Gosens. Der wuchtige Linksverteidiger, der fast schon einen Stammplatz hatte bei Flick, als er noch bei Atalanta spielte, kam bei seinem neuen Klub Inter zu selten zum Einsatz. &bdquo;Ich brauche und will Spieler, die regelmäßig spielen“, erklärte Flick zum Verzicht auf Gosens, dessen Karriere im Nationalteam wohl doch nur von kurzer Dauer war.

Variabel einsetzbare Spieler Es ist eine Zeitenwende für den deutschen Fußball. Von den älteren Akteuren, die schon jenseits der 30 sind, haben nur Ilkay Gündogan (32), Thomas Müller (33) und Manuel Neuer (36) noch den Sprung in die Wüste geschafft. Es ist vermutlich ein kleiner Geniestreich von Flick gewesen, aktuell und doch zukunftsorientiert bei der Auswahl seines Kaders vorgegangen zu sein. Und noch eine Idee von Flick lässt sich aus seinem Vorgehen herauslesen: Flick bevorzugt Spieler, die flexibel sind. Er will zu jeder Zeit diverse Optionen für sich in Anspruch nehmen können und er will jederzeit mit seinem Personal auf die jeweiligen Gegner reagieren können.

Sowohl seine Auserwählten in der Abwehr, als auch die Spieler im Mittelfeld und Angriff sind im Gegensatz zu früheren Teams extrem variabel einsetzbar. Manuel Neuer hat neulich sogar als Mittelstürmer bei Bayern ausgeholfen. Gut, soweit wird Flick nicht gehen wollen, weshalb noch ein weiterer Neuling aufgeboten wurde. Niclas Füllkrug von Werder Bremen. Er ist ein Einzelfall, denn er ist jetzt der einzige Stoßstürmer in der Mannschaft. Der schon 29-Jährige ist das Gegenteil eines Senkrechtstarters. Er ist ein Spätzünder und ein Antipol zum pfeilschnellen Angriffsrudel um ihn herum.

Götze ist zurück Sein Mitwirken in Katar ist ebenso eine Überraschung wie jenes von Mario Götze, der nicht aus Dankbarkeit für sein WM-Tor im Finale von Brasilien 2014 nominiert wurde. Der jetzt schon 30-Jährige hat nach vielen Wirren in seinem Leben, ausgelöst auch durch den Erfolg in Rio de Janeiro seinerzeit, in Frankfurt wieder zu alter Fußballstärke zurückgefunden und feiert ein kleines Comeback in der Nationalmannschaft. Und er gehört zu der Sorte von Kickern, die Flick besonders am Herzen liegen, weil sie technisch versiert sind, weshalb der berühmteste Hansi Deutschlands mit dieser Truppe einen feinen Fußball spielen lassen kann.

Am Ende freilich spielt es keine Rolle, ob mit Rumpelfußball oder mit Noblesse und Eleganz gepunktet wird. Nach den Enttäuschungen der letzten Weltmeisterschaften zählt letztlich auch in der Wüste nur das Resultat. Da kann man auch Hansi Flick keinen Sand in die Augen streuen.

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Zeitenwende im DFB-Team

Mit der Nominierung von Youssoufa Moukoko und Jamal Musiala für die Weltmeisterschaft in Katar schlägt der deutsche Bundestrainer Hansi Flick zwei Fliegen mit einer Klappe, wie unser Kolumnist Sigi Heinrich feststellt. Die Jugend hält Einzug und gleichzeitig wird die Zukunft präsentiert.

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