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Auch Darwin Nunez wechselte nach Saudi-Arabien. © APA/afp / DARREN STAPLES

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Auch Darwin Nunez wechselte nach Saudi-Arabien. © APA/afp / DARREN STAPLES

Warum saudische Fußballclubs mehr auf junge Spieler setzen

Riad statt München: Dass Kingsley Coman im besten Fußballer-Alter nach Saudi-Arabien wechseln wird, hatten zum Beginn dieses Sommers wohl weder der Spieler noch der FC Bayern erwartet.

Der deutsche Rekordmeister plante weiter mit dem Franzosen, der selbst schon seinen Verbleib angekündigt hatte. Dass der Club Al-Nassr, wo noch Comans Medizincheck aussteht, jedoch mit einem hohen Gehalt lockte, sorgte bei dem 29-Jährigen für ein Umdenken – und ist nicht das einzige Beispiel für die neue Strategie, den die finanziell stark vom Staat unterstützte saudische Liga mittlerweile verfolgt.


Lange hatten vor allem aussortierte Altstars für Aufsehen gesorgt, die sich im Spätherbst ihrer Karrieren einen Geldregen abholten. Ex-Weltfußballer Cristiano Ronaldo etwa ging 2023 als 37-Jähriger in den Golfstaat. Auch für den beim FC Bayern aussortierten Sadio Mané oder Brasiliens verletzungsanfälligen Dribbelkünstler Neymar, bei ihren Wechseln damals 31 Jahre alt, gab es in Europa angesichts hoher Gehaltsforderungen kaum noch Abnehmer.

Saudi-Arabien setzt auf Spieler unter 30

Zuletzt finden sich unter den Neuzugängen der saudischen Clubs dagegen andere Geburtsjahre wieder. Darwin Núñez wurde in diesem Sommer auch mit dem italienischen Meister SSC Napoli in Verbindung gebracht, der 26-Jährige vom FC Liverpool entschied sich jedoch für den saudischen Erstligisten Al-Hilal. Auch der Wechsel des bisherigen Stuttgarters Enzo Millot, im Alter von 23 Jahren noch weit vom Karriereende entfernt, zu Al-Ahli überraschte viele Fans.

Dazu kommen immer mehr Talente, die sich noch vor dem großen Durchbruch aus Europa verabschieden. Das Sturmtalent Jhon Durán war erst 21 Jahre alt, als der Kolumbianer im Januar von Aston Villa zum Ronaldo-Club Al Nassr wechselte. Der damals 21-jährige Marcos Leonardo wechselte im Sommer 2024 zu Al-Hilal, obwohl er bei Benfica Lissabon in der portugiesischen Liga nur dreimal von Beginn an gespielt hatte. In Saudi-Arabien trumpft der Brasilianer auf, bei der Club-WM traf er beim Überraschungssieg gegen Manchester City doppelt.

Liga steuert Transferpolitik aller Clubs

Dass es bei den Verpflichtungen einen Strategiewechsel gegeben hat, versteckt die Saudi Pro League (SPL) nicht. Ein 2023 angekündigtes Programm taufte die Liga auf „Player Acquisition Centre of Excellence“ (PACE), was sich etwa als Spielerkauf-Zentrum der Exzellenz übersetzen lässt. Den Plänen zufolge wird die Transferpolitik aller 18 Clubs seitdem unter dem Dach der Liga organisiert. Damit sollen teure Vertragsauflösungen vermieden und auch der Altersdurchschnitt gesenkt werden, der damals noch bei 29 Jahren lag – um die Saudi Pro League gar zu einer der besten 10 Ligen der Welt zu machen.

Enzo Millot wechselte mit 23 Jahren nach Saudi-Arabien. © ANSA / RONALD WITTEK

Enzo Millot wechselte mit 23 Jahren nach Saudi-Arabien. © ANSA / RONALD WITTEK


Ein ambitioniertes Ziel, das in der Strategie von Saudi-Arabien aber eine zentrale Rolle spielt. Unter Führung des faktischen Herrschers Mohammed bin Salman treibt das Land seit Jahren eine umfassende Wirtschaftsreform namens „Vision 2030“ voran, mit der das Land weniger abhängig vom Öl werden soll. Dazu gehören die Öffnung für Tourismus und Unterhaltung, die in dem streng konservativen Königreich über Jahrzehnte verboten war, aber auch der Fokus auf Sport.

Menschenrechtsorganisationen warnen

Laut Kritikern geht es der Regierung in Riad neben den wirtschaftlichen Zielen aber auch darum, ihr eigenes Image mit Hilfe von sogenanntem „Sportswashing“ aufzubessern. Denn trotz einiger Reformen stellen Menschenrechtler dem Land, das nach der Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi international Schlagzeilen machte, immer wieder ein verheerendes Zeugnis aus.

2024 wurden in Saudi-Arabien 345 Menschen hingerichtet – laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty so viele wie seit mehr als drei Jahrzehnten nicht mehr. Darunter seien viele ausländische Staatsbürger, die wegen Drogendelikten verurteilt wurden, aber auch regierungskritische Journalisten. Hinter dem „progressiven Image“, das das Land weltweit ausstrahlen wolle, stehe eine „düstere und tödliche Realität“, kritisierte Amnesty.

Schlagwörter: Fussball Saudi-Arabien

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