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Giovanni Trapattoni wird 85. © APA

Trainer-Legende und Kultfigur: Trapattoni wird 85

Er ist einer der erfolgreichsten Trainer der Welt, zudem ein Fußball-Gentlemen. Zur Kultfigur wurde Giovanni Trapattoni – vor allem in Deutschland – aber weniger durch sportliche Meriten, sondern wegen dreieinhalb wutentbrannter Minuten in einem kleinen Pressestüberl an der Säbener Straße.

Seine Schimpftirade als Bayern-München-Trainer mit Sätzen wie „Was erlauben Struuunz?“, „Schwach wie eine Flasche leer“ und „Ich habe fertig“ kommt hierzulande den meisten Fans in den Sinn, wenn sie den Namen Trapattoni hören. An diesem Sonntag (17. März) wird der Italiener 85 Jahre alt.


Dass jener Auftritt in die Fußball-Historie einging, ist Trapattoni selbst etwas unangenehm. Vor einigen Jahren fragte er einmal: „Wie kann ich stolz auf einen Wutausbruch sein, in dem ich einen Haufen grammatikalischer Fehler gemacht habe?“ Inzwischen hat sich der Italiener komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, für Interviews steht der Senior schon länger nicht mehr zur Verfügung.

Zwei Dutzend Titel in vier Länder

Nach seiner Spielerzeit war Trapattoni fast vier Jahrzehnte lang als Trainer aktiv, vor allem in der italienischen Serie A, aber auch in der Bundesliga zweimal beim FC Bayern (1994/1995 und 1996-1998) und später beim VfB Stuttgart (2005/06). Die Schwaben entließen den Altmeister vorzeitig, was ihm zuvor in seiner langen Laufbahn nirgendwo passiert war. Es war eine für ihn einmalige Demütigung.

Giovanni Trapattoni, hier als Irland-Coach sorgte für legendäre Momente. © APA/epa / BARBARA OSTROWSKA


Die Trophäensammlung des gebürtigen Bauernsohns aus Cusano Milanino bei Mailand umfängt fast zwei Dutzend Pokale: „Il Trap“ wurde unter anderem Meister in Italien (sechsmal mit Juventus, einmal mit Inter Mailand um Matthäus und Andreas Brehme), Deutschland (1997 mit dem FC Bayern), Portugal (2005 mit Benfica Lissabon) und Österreich (2007 mit Red Bull Salzburg). Dazu kommen etliche Pokalsiege. 1985 holte er mit Juve den Europapokal der Landesmeister, nachdem er 1984 im Europapokal der Pokalsieger erfolgreich war. Als Juve- und Inter-Coach gewann er insgesamt dreimal den UEFA-Cup.

Enttäuschung mit Azzurri

In der langen Karriere erlebte er aber auch mehrere Enttäuschungen. Im Jahr 2000 übernahm er die italienische Nationalmannschaft und sollte die Squadra Azzurra nach fast zwei Jahrzehnten Warten wieder zu einem großen Titel führen. Bei der WM 2002 scheiterte er dann im Achtelfinale an Co-Gastgeber Südkorea, zwei Jahre später sogar in der EM-Vorrunde. Seine letzte Trainerstation war von 2008 bis 2013 die Auswahl Irlands.

2002 scheitere „Trap“ mit Italien im WM-Achtelfinale an Südkorea. © APA


Als Kind der italienischen Catenaccio-Schule war Trapattoni stets ein großer Defensiv-Verfechter. Der Erfolg vor allem mit Juve in den Achtzigerjahren gab ihm recht. Als ihn 1994 dann aber die Bayern erstmals ins Ausland lockten, tat er sich schwer. „Da sind Welten aufeinandergeprallt, die nicht zusammengepasst haben“, erinnert sich Lothar Matthäus.

Liebe für den Defensiv-Fußball

In Trapattonis Italien verstand Matthäus dann aber oft die Welt nicht mehr: Er erinnert sich etwa daran, wie Abwehrchef Giuseppe Bergomi bei einer Busfahrt zum Auswärtsspiel in Bologna zu ihm kam und sagte, dass ein Unentschieden wichtig wäre für den Gewinn der Meisterschaft. Ein Unentschieden zum Ziel haben? Als Tabellenführer? „Für mich als ehemaligen Bayern-Spieler war sowas der Wahnsinn.“

Trapattoni hier mit Alex Del Piero. © ANSA


Mit dieser Abwehr-Versessenheit bekommt man beim FC Bayern freilich Probleme – auch im Vorfeld der legendären Pressekonferenz 1998 hatte es Kritik aus der Mannschaft gegeben an der Taktik Trapattonis. Matthäus hatte immer einen guten Draht zum Coach. Dennoch räumt er auch heute ein: „Ich sehe den Fußball ein bisschen anders als Giovanni Trapattoni.“ Als die beiden später für eine Saison zusammen Salzburg trainierten, kam es immer wieder zu Diskussionen über die Taktik.

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