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Im Stadion von Juve Stabia gab offenbar lange die Mafia den Ton an. © ANSA / Ciro Fusco

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Im Stadion von Juve Stabia gab offenbar lange die Mafia den Ton an. © ANSA / Ciro Fusco

Camorra in der Serie B

Italiens Fußball wird neuerlich von einem Skandal erschüttert: Juve Stabia, ein Gegner des FC Südtirol in der Serie B, ist wegen Mafia-Verstrickungen unter Zwangsverwaltung gestellt worden. Jetzt werden immer pikantere Details des Falls bekannt. Sie könnten den Zweitliga-Spielplan durcheinander wirbeln.

„Die Spieler mussten nur Fußball spielen – um den Rest kümmerte sich die Camorra“, erklärte Neapels Oberstaatsanwalt Nicola Gratteri. Stadionsicherheit, Ticketverkauf, Gastronomie, Reinigungservice, Sanitätsdienst und bis 2024 sogar der Mannschaftstransport – all diese Bereiche waren vom Clan D’Alessandro infiltriert. Die Ermittlungen der Nationalen Antimafia-Direktion zeichnen ein alarmierendes Bild rund um Serie-B-Klub Juve Stabia.


Laut Kronzeuge Pasquale Rapicano sei das Menti-Stadion „in den Händen“ der Mafiafamilie gewesen, die sogar den Leiter der Jugendabteilung bestimmt haben soll.

Sohn von Mafia-Boss wollte Einsatzzeit

In einem abgehörten Telefonat vom 21. August beschwert sich der Sohn eines in strenger Haft sitzenden Bosses bei seinem Vater, weil ihn ein Jugendtrainer auf die Bank setzt. Der Vater rät ihm daraufhin, beim Teammanager des Klubs in seinem Namen vorzusprechen. Auf den Rängen, betont Neapels Polizeichef Maurizio Agricola, befanden sich zudem zahlreiche Vorbestrafte und Personen mit Stadionverbot.
„Ich mache hier im Stadion Dinge, die du nicht hinbekommst“ Ein Stadionverbotler zu einem Polizeibeamten

Einer von ihnen: Giovanni Imparato, in den Akten als Vertrauter des D’Alessandro-Clans bezeichnet. Obwohl er 2023 ein dreijähriges Stadionverbot erhielt, wurde er am 9. Februar an den Drehkreuzen des Menti-Stadions erwischt. „Ich mache hier im Stadion Dinge, die du nicht hinbekommst“, soll er dem Beamten gesagt haben, der ihn identifizierte. Drei Ultra-Anführer mit Clan-Verbindungen standen sogar auf der Bühne bei der Feier, die die Stadt am 29. Mai zur Ehrung der Mannschaft organisiert hatte.

Anti-Mafia-Staatsanwalt Giovanni Melillo (2.v.r.) bei der Pressenkonferenz am Dienstag. © ANSA / Ciro Fusco

Anti-Mafia-Staatsanwalt Giovanni Melillo (2.v.r.) bei der Pressenkonferenz am Dienstag. © ANSA / Ciro Fusco


Nun könnte die Präfektur die Verschiebung einiger Spiele anordnen, um die von der Mafia kontrollierten Dienste neu zu organisieren. Das Heimspiel von Juve Stabia am kommenden Mittwoch gegen Bari steht auf der Kippe, ebenso jenes am 8. November gegen Palermo. Der FC Südtirol dürfte vorerst nicht direkt betroffen sein, er gastiert erst am zweiten Weihnachtsfeiertag beim Tabellensiebten aus Kampanien.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Staatsanwaltschaft des italienischen Fußballverbands (FIGC) hat derweil bereits die Ermittlungsakten angefordert. Der Fall Juve Stabia ist kein Einzelfall, jedoch der erste überhaupt in der Serie B. Zuvor gab es ähnliche Ermittlungen und Maßnahmen bei den süditalienischen Drittligisten Foggia und Crotone. „Ähnliche Maßnahmen könnten künftig auch andere Vereine betreffen“, warnt Antimafia-Staatsanwalt Giovanni Melillo.

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