„Es ist höchste Zeit, dass der Vater den Sohn schlägt“

Gewinnen konnte der Trainer das Bisoli-Familien-Duell nie. &bdquo;Das stimmt nicht ganz“, korrigierte Vater Pierpaolo. &bdquo;Unser allererstes Aufeinandertreffen war bei einem Sommer-Freundschaftsspiel – ich coachte Cesena, Dimitri spielte bei Santarcangelo. Da gewann meine Mannschaft, auch wenn Dimitri ein Tor erzielte.“

Mal abgesehen von jenem Testspielsieg vor fast 10 Jahren, als Cesena als Serie-A-Aufsteiger natürlich gegen Serie-C-Club Santarcangelo die Oberhand behielt, gab es nichts zu lachen für Coach Bisoli in den Duellen mit seinem Sohn. 2016/17 kam es zum ersten Match, Dimitri Bisoli war eben erst von Fidelis Andria nach Brescia in die Serie B gewechselt, Trainer Pierpaolo stand bei Vicenza an der Seitenlinie. Am Ende setzte sich Brescia zu Hause mit 2:1 durch.

Ein besonderer Moment &bdquo;Das war schon sehr emotional damals – für beide“, meinte der FCS-Coach. &bdquo;Als ich Dimitri als Gegner auf dem Platz sah, in einem Serie-B-Spiel, da habe ich verstanden, dass er es geschafft hat. Er hat sich den Traum vom Leben als Fußballprofi erfüllt.“ Die Nervosität und Aufregung, erstmals auf der großen Fußball-Bühne gegen den eigenen Vater spielen zu müssen, machten aber auch Dimitri Bisoli einen Strich durch die Rechnung. &bdquo;Er zeigte damals kein gutes Spiel“, erinnerte sich Vater Pierpaolo zurück. &bdquo;Vor allem, als er vor meiner Coaching-Zone spielen musste, und plötzlich ganz in meiner Nähe war, lief bei ihm nicht viel zusammen. Aber ich war furchtbar stolz auf ihn.“

Brescias Dimitri Bisoli (links) im Duell mit Milans Franck Kessie in einem Serie-A-Spiel der Saison 2019/20. © AFP / MIGUEL MEDINA

Im Retourmatch in Vicenza reichte es für Trainer Bisoli gegen Brescia immerhin zu einem 1:1-Remis, kurz darauf wurde er entlassen und heuerte bei Padova in der Serie C an. Dort kam es im Italienpokal zum Duell mit Brescia – erneut siegte Sohn Dimitri, diesmal mit 1:0. Padova schaffte als Meister den Sprung in die Serie B, doch wieder gab es für den Vater nichts zu holen, zumindest in Brescia. Mit 1:4 ging Padova unter, das Spiel in der Rückrunde endete abermals mit einem 1:1-Unentschieden. Letztmals auf Brescia traf Pierpaolo Bisoli in der Zweitliga-Saison 2020/21, als Trainer von Cremonese. Beim 2:2 in Cremona war allerdings Dimitri Bisoli nicht dabei. Im Vorjahr hatte Cosenza schon beide Partien gegen Brescia absolviert, als Coach Bisoli das Ruder beim abstiegsbedrohten Club aus Kalabrien übernahm. „Die Mama hält zum Papa? Das kommt daher, dass ich unausstehlich bin, wenn wir verlieren.“ Pierpaolo Bisoli Das Match am Sonntag (14 Uhr) im Bozner Drususstadion zwischen FC Südtirol und Brescia ist also das 6. Familien-Duell der Bisolis. &bdquo;Es ist höchste Zeit, dass der Vater den Sohn schlägt“, betonte der 56-jährige Bisoli. Brescia-Kapitän Dimitri meinte zuletzt in einem Interview mit der Gazzetta dello Sport , Mutter Rita würde dem FC Südtirol die Daumen drücken. &bdquo;Ja, das stimmt“, schmunzelte der FCS-Trainer. &bdquo;Das kommt daher, dass ich unausstehlich bin, wenn wir verlieren. Ich bin dann nicht zu ertragen. Also ist meiner Frau ein Sieg des FC Südtirol lieber, um keinen Horror-Abend zu erleben“, meinte Pierpaolo Bisoli mit einem Augenzwinkern. &bdquo;Natürlich freut sie sich auch, wenn Dimitri gewinnt.“

Der zweite Sohn ist für den FC Südtirol tätig Dass Mutter Rita für den FCS ist, hat aber noch einen anderen Grund. Davide, der zweite Sohn und jüngere Bruder von Dimitri, musste seine Fußballer-Karriere aufgrund mehrerer schwerer Knieverletzungen früh beenden und ist nun als Assistent von Vater Pierpaolo im Einsatz. Davide Bisoli studiert für den FC Südtirol die jeweiligen Gegner und Gegenspieler, mindestens ein Mal die Woche kommt er ins FCS Center nach Rungg und präsentiert seine Analysen.

Trainer Bisoli will am Sonntag gewinnen.

In Porretta Terme in der Emilia Romagna, der Heimatstadt von Pierpaolo Bisoli, coachte der Vater einst beide Söhne, Dimitri (Jahrgang 1994) und Davide (Jahrgang 1996). Pierpaolo Bisoli ließ seine glorreiche Serie-A-Spieler-Karriere bei den Amateuren in seiner Geburtsstadt ausklingen und startete zugleich seine Trainer-Laufbahn. &bdquo;Ich trainierte die erste Mannschaft, war aber auch als Trainer bei den Jugendteams im Einsatz. Mit meinen beiden Jungs gewannen wir damals sämtliche Turniere in der näheren Umgebung“, berichtete der FCS-Coach stolz.

Der FCS-Trainer als Opa &bdquo;Unser Familien-Verhältnis ist sehr innig und besonders. Es gibt jeden Tag einen Videoanruf mit den Enkelinnen. Dimitris Tochter Vittoria wird demnächst 2 Jahre alt, Ludovica, die Tochter von Davide, kam erst vor 6 Wochen auf die Welt“, erzählte der zweifache Großvater. Auch vor dem direkten Duell am Sonntag verzichten Pierpaolo und Dimitri Bisoli nicht auf die täglichen Anrufe. &bdquo;Wir telefonieren 3 Mal am Tag, sprechen über alles Mögliche, natürlich viel über Fußball. Wenn er einen Rat braucht, bin ich für ihn da. Oft ruft Dimitri auch seinen Bruder Davide an, um sich Ratschläge zu holen. Davide ist ein echter Fußball-Kenner. Er war es, der mir bereits vor meinem FCS-Engagement von Daniele Casiraghi vorschwärmte. Ich kannte ihn damals noch nicht richtig. Jetzt weiß ich, dass er recht hatte.“ „Ich hätte kein Problem damit, Dimitri zu coachen. Ob er es packen würde, weiß ich nicht. Da habe ich meine Zweifel.“ Pierpaolo Bisoli Bei den Profis hat Bisoli nie seine Söhne gecoacht. &bdquo;Ich hätte kein Problem damit. Ob es Dimitri packen würde, von seinem Vater gecoacht zu werden, weiß ich nicht. Da habe ich meine Zweifel.“ Als Bisoli Trainer in Cesena, Cagliari und Bologna war, spielte Sohn Dimitri stets im jeweiligen Jugendsektor. &bdquo;In Bologna hätte ich ihn zu den Profis berufen können, ließ es aber bleiben. Als dann Stefano Pioli mich ablöste, holte er Dimitri in die A-Mannschaft“, erzählte der FCS-Trainer.

Nach dem Spiel gibt's ein Abendessen mit der Familie &bdquo;Zunächst hieß es, Dimitri würde nur durch Vitamin B Karriere machen. Ich brachte ihn 2016 nach einer starken Saison bei Fidelis Andria nach Brescia. Sie bekamen ihn kostenlos, ich wollte nur, dass er eine Chance kriegt. Er konnte sie nutzen. Nur durch Vitamin B spielt man nicht seit 7 Jahren ohne Unterbrechung in Brescia.“

Nach dem Match am Sonntag werden Vater Pierpaolo und Sohn Dimitri bei einem gemeinsamen Abendessen mit der ganzen Großfamilie das Match Revue passieren lassen. Und der FCS-Trainer will dann endlich auf einen Sieg über den Sohn anstoßen. Es ist höchste Zeit.

Serie B Italien	SP	TV	P
1. Parma	33	59:32	69
2. Como	33	49:35	64
3. Venezia	33	60:38	61
4. Cremonese	33	43:28	59
5. Catanzaro	33	53:42	55
6. Palermo	33	58:48	51
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