a Serie B

Dieser Mann zieht beim FC Südtirol im Hintergrund viele Fäden, steht aber selten in der Öffentlichkeit: Emiliano Bertoluzza.

Kaum einer kennt ihn, doch dieser Mann ist beim FCS unersetzlich

Seit zwei Wochen arbeitet Emiliano Bertoluzza ohne Ruhetag, seine Frau und die zwei kleinen Kinder hat er seitdem kaum gesehen. Der FC Südtirol braucht ihn. Und das hat einen Grund: Ohne den stets elegant gekleideten Mann am Spielfeldrand geht beim Serie-B-Klub nichts.

Aus Bari

Von:
Alexander Foppa

Ein Giacomo Poluzzi hält hinten die Bälle fest, Giovanni Zaro leitet die Defensive, Matteo Rover macht die wichtigen Tore. Diese Liste der wichtigen Akteure beim FC Südtirol lässt sich durchaus noch fortsetzen. Ein Mann wird dort allerdings nie geführt und das, obwohl seine Bedeutung jener der schillernden FCS-Stars am Rasen um nichts nachsteht. Er heißt Emiliano Bertoluzza und ist sogenannter „Team Manager“ beim FC Südtirol. So steht es zumindest in dicken Lettern auf einem Schild vor seiner Bürotür im FCS-Center, darunter sein Name. Doch in Wirklichkeit ist er viel mehr. Er ist die gute Seele des Vereins, der Mann für alles beim FCS, sozusagen die personifizierte Form des Multitaskings.


Bertoluzza hat dieser Tage keine ruhige Minute, das wird einem deutlich vor Augen geführt, wenn man den Mann mit dem freundlichen Gesichtsausdruck auf der Auswärtsreise zum Playoff-Rückspiel in Bari beobachtet. Er ist Gesprächspartner für alle, zugleich klingelt pausenlos sein Handy. Immerhin ist das Aufgabenfeld des 38-Jährigen so vielseitig wie ein dickes Buch. Er plant Auswärtsfahrten und Trainingslager, bucht Transportmittel und Unterkünfte, er hält Kontakt zu anderen Vereinen, Schiedsrichtern und Verbandsfunktionären, er setzt Spielerverträge auf, wickelt Transfers ab und begibt sich den Sommer über für die FCS-Kicker auf Wohnungssuche. Und nebenbei sorgt er an Spieltagen für Recht und Ordnung auf der Auswechselbank.

„Das mit der Ruhe in der Coaching Zone ist mit Bisoli extrem schwierig“ Bertoluzza über seinen Job an der Seitenlinie

„Letztere Aufgabe ist eine gescheiterte Mission“, scherzt Bertoluzza im Gespräch mit SportNews, „Im Ernst: Ich sehe es als mein Job an, das Trainerteam an der Seitenlinie zu unterstützen, Wechsel vorzubereiten und für Ruhe in der Coaching Zone zu sorgen. Bislang ist mir das auch immer recht gut gelungen, doch mit Bisoli ist das schon extrem schwierig“. Der impulsive FCS-Coach ist von den Schiedsrichtern schon 4 Mal in dieser Saison auf die Tribüne geschickt worden.

Überhaupt ist Bertoluzzas Verhältnis zu Bisoli ein ganz spezielles. Sie stehen in täglichem Kontakt, stecken gemeinsam Trainingspläne, Alltagsabläufe und Reisezeiten ab. Da kann es auch mal zu Reibereien kommen. „Aktuell ist Bisoli nicht gut auf mich zu sprechen, da ich die Abreise nach Bari am Donnerstag aus logistischen Gründen von 15.30 auf 19.30 Uhr verschieben musste“, sagt der Team Manager während er einen Mundwinkel in die Backe hebt. Am Ende ziehen aber alle an einem Strang, auch weil Bisoli ganz genau weiß, was er an seinem Betreuer und Organisator hat.

Emiliano Bertoluzza (r.) mit Coach Pierpaolo Bisoli. © DLife/LO


Dem FCS-Trainer ist bewusst, wie viel Improvisationstalent in Tagen wie diesen gefordert ist. So etwa wusste Bertoluzza erst am späten Freitagabend, unmittelbar nach dem Sieg gegen Reggina, dass nur drei Tage darauf schon wieder ein Heimspiel steigen und eine Woche später der gesamte FCS-Tross nach Apulien reisen würde. „Seit Wochen gleiche ich mögliche Playoff-Spielorte mit Abflugzeiten auf den umliegenden Flughäfen ab, zudem klappere ich mögliche Unterkünfte ab. Schlussendlich können wir uns aber glücklich schätzen, in vielen Orten verlässliche Kontakte und mit SkyAlps eine Fluggesellschaft als Partner an unserer Seite zu haben“, sagt Bertoluzza. So hob der FCS am Donnerstag schließlich mit einem Charterflug aus Bozen ab.

In Bari nur auf der Tribüne

Apropos Flug: Einen regelrechten Abflug machte am Montag im Hinspiel auch der ansonsten so besonnene Bertoluzza. In bester Bisoli-Manier wurde er des Feldes verwiesen. Das ist dem zweifachen Familienvater aus Trient, der nach seinem Universitätsabschluss in Wirtschaft und Unternehmensführung im Jahr 2013 seine Arbeitsstelle beim FCS angetreten ist, in zehn Jahren nur ein Mal passiert. „Dabei habe ich gar nicht die Kontenance verloren“, unterstreicht er, „sondern wollte nur beruhigend auf das Publikum einwirken. Der Schiedsrichter hat das missverstanden und sich später bei mir entschuldigt.“

Nach seinem Ausschluss im Hinspiel wurde Emiliano Bertoluzza von den FCS-Spielern getröstet.


Fakt ist: Bertoluzza wird seinen Arbeitsplatz am Freitag im Stadio San Nicola vom Spielfeldrand auf die Tribüne verlegen müssen. Geht es nach seinem Willen, kehrt er in dieser Saison aber nochmal aufs grüne Geläuf zurück. „Wir leben einen wahnsinnigen Traum. Ich hoffe, dieser Traum geht mit dem Final-Einzug weiter“, so Bertoluzza. Für ihn würden sich dann wieder jede Menge Überstunden anhäufen, die Familie müsste nochmal eine Woche warten. Der FCS-Funktionär, der täglich von Trient nach Eppan pendelt, beschwichtigt aber: „Eine Woche Urlaub im Jahr gönne ich mir. Da rückt der Fußball ganz weit in den Hintergrund.“ Auf die Frage, ob dann Handy und Laptop ausblieben, antwortet Bertoluzza nicht. Er schmunzelt nur leicht.


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