
Andrea Masiello, Innenverteidiger beim FC Südtirol und Fußballprofi mit einer Vergangenheit als verurteilter Wettbetrüger im Bari-Trikot. © Felice Calabro' / Felice Calabrò
Kommentar | Die Vergangenheit holt Masiello ein
Die Posse um Andrea Masiello nimmt kein Ende. Nachdem der ehemalige Bari-Profi und Wettsünder im Hinspiel gefehlt hat, tritt er jetzt auch zuhause in Südtirol nicht gegen seinen Ex-Klub an. Was dahintersteckt ist nicht ganz klar, aber mit sportlichen Dingen hat es nichts zu tun. Die Vergangenheit holt Masiello ein.
07. April 2023

Von:
Christian Staffler
Im Mai 2011 hat Andrea Masiello im Derby zwischen Bari und Lecce (0:2) ein Eigentor geschossen, weil er dafür Geld – es sollen, gemeinsam mit 3 Komplizen, rund 250.000 Euro gewesen sein – bekommen hat. Bari war damals schon abgestiegen, aber der verhasste Erzrivale blieb dadurch in der Serie A. Die Sache flog auf. Masiello wurde verhaftet, er hat seine Strafe verbüßt. Später sagte er, dass jeder einen Neustart verdient hätte: „Wenn sogar Mörder eine Chance bekommen, warum soll das bei mir nicht gelten?“ Als Fußballer hat Masiello eine 2. Chance bekommen und sie genützt. Mit Atalanta stieß er bis in die Champions League vor.
In Bari ist sein Vergehen aber unvergessen. Die Fans des Traditionsvereins, der 33 Serie-A-Jahre auf dem Buckel hat und seit jenem verhängnisvollen Jahr 2011 auf eine Erstliga-Rückkehr wartet, haben auch nicht vergeben. Als er vom FC Südtirol nicht für das Hinspiel in Apulien nominiert wurde, schrieb das italienische Fußballmagazin Rivista Undici: „Man könnte sagen, dass Masiello für seine Taten bezahlt hat. In Bergamo hat er versucht, ein respektvolles Bild von ihm aufzubauen. Aber er hat sich beim Verein und den Einwohnern von Bari nie entschuldigt. Damit hat er Gleichgültigkeit vorgetäuscht. Nein, diesem Andrea Masiello wird nicht vergeben werden.“
Der FC Südtirol steckt im Dilemma. Auf der einen Seite ist Masiello der wichtigste Defensivspieler und ein Ausfall sportlich kaum zu kompensieren. Die Partie gegen Bari ist das absolute Topspiel in der Serie B am Osterwochenende. Wer will da schon auf einen Schlüsselspieler verzichten? Doch offenbar ist der Druck auf den Verteidiger so groß, dass er nicht spielen will. Warum ist reine Spekulation. Der Klub äußert sich nicht zu den Gründen und sorgt damit auch nicht dafür, dass der Nebel etwas gelichtet wird. Stattdessen hüllen sich die Weiß-Roten, nach dem Motto „Was man nicht sieht, ist auch nicht da“, in einen Mantel des Schweigens. Dass Masiello am Montag nicht mit von der Partie sein wird, bestätigte Sportdirektor Paolo Bravo vor der Freitags-Pressekonferenz in Rungg. Was gegen ein Statement, inklusive einer klaren Aussage, spricht, bleibt das Geheimnis des FC Südtirol. Stattdessen ist die Rede von einer „Vereinsentscheidung“. Nachfragen bei der Pressekonferenz gab es nicht. Trainer Pierpaolo Bisoli verlor kein Wort über Masiello.
Masiello ist nicht der erste Wettsünder beim FC Südtirol. Alex Pederzoli, der in der Saison 2013/14 in Bozen spielte, war ebenfalls einer. Doch damals waren die Weiß-Roten ein in Italien noch recht unbekannter Verein in der 3. Liga und Pederzoli nicht einmal im Ansatz so bekannt, wie Masiello. Außerdem ist die medial sehr wirksame Serie B nicht die Serie C und schon im Herbst sorgte der Nicht-Einsatz von Masiello in Bari italienweit für große Schlagzeilen. Damit müssen der Klub und sein Angestellter leben – wohl oder übel. Masiello mag sich als geläuterter Profi geben, doch Fakt ist auch: Die Vergangenheit kann man nicht auslöschen. Das erfährt der 37-Jährige in diesen Tagen am eigenen Leibe.
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