
Filipe Bordon beim SportNews-Gespräch im Hotel Schneeberg in Ridnaun. © SN
„Richtig scharf“: Ein Promi-Sohn will die FCS-Gegner abkochen
Filipe Bordon ist 20 Jahre jung, kommt aus Brasilien und träumt von „Champions League und großen Titeln“. Zunächst allerdings will er sich auf den FC Südtirol konzentrieren – und auf ein leidenschaftliches Hobby, das so gar nichts mit Fußball zu tun hat.
23. Juli 2025

Von:
Alexander Foppa
Filipe Bordon ist für viele Fußballfans die wohl interessanteste Personalie des FCS-Transfersommers. Das liegt zum einen daran, dass der großgewachsene Brasilianer mit der „Selecao“ erst vor wenigen Monaten die U20-Südamerika-Meisterschaft gewonnen hat. In erster Linie ist es jedoch sein Nachname, der die FCS-Fans aufhorchen lässt.
Bordon? Da war doch was! Genau, Marcelo Bordon spielte einst in Brasiliens Star-Ensemble, war über ein Jahrzehnt lang einer der besten Innenverteidiger der Bundesliga. Marcelo ist der Vater von Filipe Bordon, dem neuen FCS-Mann. Auch der Sohnemann – mit einer ähnlich imposanten Statur ausgestattet wie sein Vater – spielt in der zentralen Defensive.
Doch damit nicht genug, denn es gibt noch einen dritten Bordon im Bunde, und auch er ist Abwehrmann. „Genau, mein Bruder Ricardo ist ein Jahr jünger, er spielt in Lazios Primavera-Elf“, verrät Filipe Bordon. Vergangenes Jahr bildeten sie in Rom gemeinsam ein Abwehrduo, jetzt soll der ältere der beiden Brüder in Südtirol den Zweitliga-Durchbruch landen.
Natürlich ist die kuriose Familiengeschichte Gesprächsthema Nummer eins, als sich SportNews mit dem Brasilianer im Trainingslagerquartier des FC Südtirol zum Interview trifft. Filipe Bordon ist es gewohnt, über seinen Vater zu sprechen. „Das stört mich auch nicht, im Gegenteil“, sagt er, „er ist ein Vorbild für mich, eine absolute Bezugsperson. Ich profitiere von seiner Erfahrung.“ Vater Bordon sammelte für Stuttgart und Schalke Anfang der 2000er-Jahre satte 297 Bundesliga-Einsätze, spielte 71 Mal international. Seine Karriere ließ er 2011 in Katar ausklingen.
Der Südtirol-Tipp vom Vater
Filipe Bordon ist zwar in Brasilien geboren, wuchs jedoch die ersten sechs Lebensjahre in Deutschland auf. „Ich muss aber gleich sagen, dass ich kein Wort Deutsch spreche, Italienisch fällt mir da viel leichter“, schmunzelt er. Und dennoch hat seine Deutschland-Vergangenheit auch mit seinem Wechsel zum FC Südtirol zu tun. „Die Arbeitsmoral, die Professionalität in Südtirol ist mit jener in Deutschland zu vergleichen. Das hat mir auch mein Vater zu verstehen gegeben, als wir den FC Südtirol und die Region vor der Vertragsunterschrift gemeinsam unter die Lupe genommen haben.“„Wir hören uns jeden Tag, nach jedem Spiel, nach jedem Training“ Filipe Bordon
Marcelo Bordon lebt heute in der brasilianischen Kleinstadt Ribeirão Preto, betreibt dort eine Fußballschule und arbeitet an sozialen Projekten. „Dennoch hören wir uns jeden Tag, nach jedem Spiel, nach jedem Training. Und im Herbst kommt er mich mit der gesamten Familie besuchen“, freut sich der junge Mann mit blond meliertem Haar.
Ein Bild aus Schalker Zeiten: Marcelo Bordon im Mai 2010 mit seinen Kindern Ricardo, Filipe und Julia (v.l.) © Instagram/bordon5
Filipe Bordons Augen funkeln, als er über seine Familie spricht, über seine Freundin in Brasilien und die schönen Erinnerungen vom letzten Heimaturlaub. Allerdings gibt es noch ein Thema, bei dem er jegliche Schüchternheit ablegt und sich in den Redefluss stürzt. Das Kochen. „Ich bin ein bescheidener Junge, doch eines sage ich ganz bewusst: Kochen kann ich. Ich liebe es, am Herd zu stehen. In Rom habe ich mir mit meinem Bruder eine WG geteilt, es kamen ständig Gäste zum Essen.“
U20-Nationalspieler und Hobbykoch
Bordon blüht richtig auf, wenn er von seinen Künsten in der Küche spricht. „Am liebsten gut gewürzt, gerne auch richtig scharf. Die brasilianischen Speisen sind etwas speziell, ich koche aber auch gerne Pasta und Co..“ Das Werkeln am Herd sei für ihn nicht nur Leidenschaft, sondern „auch ein Ausgleich.“„Wir Brasilianer spielen nicht mit dem Ball, wir tanzen mit ihm“ Filipe Bordon
Einen Ausgleich zum stressigen Fußballalltag braucht Bordon auch, denn nur so könne er auf dem Platz Bestleistungen abrufen und an seinen Träumen arbeiten, sagt er. „Die Champions League, große Trophäen gewinnen – davon schwärmt doch ein jedes Kind.“ Als Vorbild auf dem Rasen dient ihm dabei nicht nur sein Vater, sondern in erster Linie der Spanier Sergio Ramos. „Ich habe schon so viele Videos von ihm durchstudiert. Er verbindet Agilität und Explosivität, einfach faszinierend.“
Das Kuriose an der ganzen Sache: Als wir FCS-Kapitän Fabian Tait nach Bordons Merkmalen fragen, sind es ausgerechnet die Begriffe Explosivität und physische Präsenz, die als erste fallen. Er sagt aber auch: „Natürlich ist er stark am Ball.“ Bordon kann sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen: „Wir Brasilianer spielen nicht mit dem Ball, wir tanzen mit ihm. Technisch sind wir alle gut ausgebildet, aber ich versuche, auch Härte und Abgeklärtheit reinzubringen.“
Der FC Südtirol hat eine Kaufoption auf Filipe Bordon (hier im Bild mit Vater Marcelo), jedoch hat Stammverein Lazio ein sofortiges Rückkaufrecht.
Ob Bordon dieses Unterfangen in der Serie B auf Anhieb gelingt, bleibt abzuwarten. Er stand in Brasilien zwar schon beim Viertligisten Ferroviária unter Vertrag, wartet bislang aber noch auf seinen ersten Profi-Einsatz. „Ich weiß, dass ich noch unglaublich viel lernen muss. Doch deshalb bin ich hier. Ich will alles aufsaugen, ich will mir an Tait, Masiello und den anderen ein Beispiel nehmen.“ Im ersten Testauftritt am vergangenen Samstag gegen St. Georgen deutete der Innenverteidiger, der auch im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden kann, sein Potenzial jedenfalls schon mal deutlich an.
Erste Profi-Einsätze, und dann?
Bordons Leihvertrag mit Lazio läuft im Sommer 2026 aus. „Was danach kommt, werden wir sehen.“ Jetzt wird der Südamerikaner erstmals versuchen, ganz kleine Schritte in die riesigen Fußstapfen seines Vaters zu setzen. Das heißt, sich beim FC Südtirol durchzusetzen und gleichzeitig nicht nur abseits des Feldes den Kochlöffel zu schwingen, sondern auch die Zweitliga-Gegner ordentlich abzukochen.Profil bearbeiten
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